Niederösterreich
Behinderte Ukrainerin (14)soll in Männer-Asylheim leben
Eine Ukrainerin (14) im Rollstuhl sollte mit ihrer Mutter von NÖ nach Wien ziehen, um besser betreut werden zu können, landete in einem Männer-Heim.
Das Schicksal einer ukrainischen Familie bewegt den Betreiber einer privaten Flüchtlingsunterkunft in Niederösterreich: Der Eigentümer des Wildparkes in Ernstbrunn (Bezirk Korneuburg), der seit den 1990er-Jahren immer wieder Vertriebene betreut, nahm heuer bereits 19 Menschen, darunter viele Kinder aus der Ukraine, auf.
Der Eigentümer verdient mit dem Beherbergen von Flüchtlingen keinen Cent - falls etwas übrig bleibt, wird der Betrag gespendet.
Mittlerweile sind in Ernstbrunn noch 14 Ukrainer untergebracht, 2 Frauen und 3 Kinder sind schon wieder retour nach Kiew. Doch zwei Bewohner machen dem Chef Kopfzerbrechen: Tochter Viktoria (14) ist mit schweren Hüftprobleme an einen Rollstuhl gefesselt, ihre Mutter leidet an - durch die stetige, starke körperliche Belastung und durch die notwendige Pflege, begünstigten - Rheuma-Schüben. Denn die Teenagerin ist ständig auf die Hilfe ihrer Mutter angewiesen. Beide Frauen brauchen Betreuung und Therapien. Und da sei Wien einfach der bessere Standort dafür.
Neue Unterkunft klein und nur Männer
Laut Eigentümer habe man für Mutter und Tochter vor rund einem Monat eine Zusage vom Caritas-Heim "Haus Mira" in Wien bekommen. "Einen Tag vorher erhielten wir aber eine Absage, aber immerhin eine Ersatzunterkunft", so der Ernstbrunner Wildpark-Besitzer zu "Heute".
Um auf Nummer sicher zu gehen, fuhr der Unterkunftgeber am Donnerstag mit in die neue Bleibe nach Breitenfurt (privates Heim, Anm.) und erschrak: "Die Räume waren sehr klein. Die 14-Jährige hatte ein Zimmer im Erdgeschoss, die Mutter im dritten Stock. Und rundherum nur junge Männer, großteils aus Syrien." Der Unternehmer im Klartext: "Nicht falsch verstehen, das ist eine gute Unterkunft für junge, alleinstehende Männer, nicht jedoch für eine 14-Jährige im Rollstuhl mit einer Mutter, die schwer an Rheuma leidet."
Tochter braucht Therapie
Der Ernstbrunner nahm die beiden Ukrainerinnen wieder mit in den Bezirk Korneuburg. "Alleine die ständigen Fahrten von Ernstbrunn zu den Behandlungen - da wäre Wien als Unterbringungsstandort natürlich viel besser. Ich würde dafür drei Familien aus Wien in Ernstbrunn aufnehmen, wenn Mutter und Tochter, wie zugesagt, ins Haus Mira kommen."
Kranke Mutter: "Mache mir so Sorgen"
"Heute" besuchte Mutter und Tochter am Wochenende in Ernstbrunn: Die 14-Jährige sei in der Ukraine bereits vier Mal operiert worden (Anm.: Viktoria hat vier Platten in den Hüftgelenken, die längst raus sollten), brauche dringend eine neue Hüfte, dann könnte das Mädchen sogar wieder gehen. Die junge Ukrainerin ist sonst ein "normaler" Teenager, lernt sehr gut. "Da ich selbst so krank bin, mache ich mir furchtbare Sorgen um meine Kleine", so die Mutter von insgesamt drei Kindern. Zwei erwachsene Söhne sind übrigens in der Ukraine geblieben.
Keine Kostenübernahme aus Wien
Warum die Kosten nicht übernommen worden waren, erklärt eine Sprecherin vom "Fond Sozialen Wien". "Wir übernehmen derzeit keine Flüchtlinge aus der Grundversorgung aus anderen Bundesländern, außer es gibt eine Ausnahme wegen einer besonderen, medizinischen Versorgung. Die medizinische Versorgung ist aber in diesem Fall auch in Niederösterreich möglich", so Iraides Franz, Mediensprecher vom "Fond Soziales Wien".
Das sagt Caritas
Die Caritas zeigt sich betroffen, aber weiterhin sehr bemüht: "Der Erstkontakt war am 21. Juli. Wir wollten das Mädchen in unserem Heim Mira aufnehmen und stellten dazu den Antrag beim Land NÖ, dann kam aber die Absage aus Wien. Wir brauchen aber ein O.K. aus NÖ sowie Wien. Das Grundproblem ist, dass es zu wenige Plätze für eine Sonderbetreuung gibt. Zum Beispiel Baden ist bummvoll. In dieser Causa wird sich die Caritas jedoch weiterhin dafür stark machen, dass Viktoria in Haus Mira übersiedeln kann", sagt Martin Gantner, Leiter der Kommunikation bei der Caritas Wien.