Oberösterreich

"Baustellen-Chaos" – Umsatzeinbruch, zwei Geschäfte zu

Die Empörung ist riesig: Wegen Bauarbeiten fehlt einem Ort seit Monaten wichtige Frequenz. Die Folge: Umsatzeinbrüche und geschlossene Firmen.

Johannes Rausch
Eine Baustelle in Scharnstein sorgt seit langer Zeit unter den Bewohnern für heftige Kritik. 
Eine Baustelle in Scharnstein sorgt seit langer Zeit unter den Bewohnern für heftige Kritik. 
Initiative "Pro Scharnstein"

Die beschauliche 5.000-Seelen-Gemeinde Scharnstein (Bez. Gmunden) kommt nicht zur Ruhe: Grund für die Aufregung ist eine bereits seit mehr als einem Jahr bestehende Baustelle auf der B120, die genau durchs Zentrum führt.

Betroffenes Geschäft schließt

Die nicht enden wollenden Arbeiten frustrieren zahlreiche Bewohner: Anfangs wurden Kanal und Wasserleitungen erneuert. Als man damit fertig war, begann das Land Oberösterreich im April mit Straßenbaumaßnahmen. Vor allem lokalen Betrieben sind die Behinderungen inklusive Totalsperre ein Dorn im Auge. Denn bisher sind potenzielle Kunden direkt an den Geschäften vorbeigefahren. Nun müssen sie auf Umleitungen ausweichen.

Die bittere Konsequenz der ausbleibenden Konsumenten: Ein Fleischer-Familienbetrieb musste schließen, die Tochter hätte ihn eigentlich übernehmen sollen. Jetzt trifft es das nächste Unternehmen im Ort: Die Almtaler Landtechnik – Anbieter für Garten- und Haushaltsgeräte und direkt an der betroffenen B120 gelegen – meldete Konkurs an. Die Firma klagte über starke Umsatzrückgänge. Für die vier Mitarbeiter hat die Schließung schlimme Folgen: Ab September sind sie arbeitslos. 

Mehrere Anrainer gehen nun in die Offensive: Initiative "Pro Scharnstein" nennt sich die Gemeinschaft, sie kritisiert das "Baustellen-Chaos" seit langer Zeit. Angeführt vom Unternehmer Nikolaus Wührer, setzt sich die Organisation aus 14 betroffenen Bürgern und Wirtschaftstreibenden zusammen.

"Weiterhin ein Desaster"

"Für die übrigen Geschäftsleute bleibt es weiterhin ein Desaster", warnt die Initiative vor der Zukunft der verbliebenen Firmen. Der Vorwurf an die Politik: Scharnstein verkomme zur "asphaltierten versiegelten Einöde". 

"Umsatzeinbußen bis zu 30 Prozent, keine rechtzeitigen und verlässlichen Informationen über Absperrungen und Umleitungen", heißt es in einer Aussendung. Außerdem: "Keine Beschilderungen für Zu- und Abfahrten zu den Geschäften."

Die Gemeinde habe eine Neugestaltung bzw. -belebung des Ortskerns beschlossen. "Und bekommen haben wir eine Straßenplanung und Asphaltwüste", lautet die Kritik.

"Die Gemeinde hat eine Ortskernbelebung beschlossen. Und bekommen haben wir eine Asphaltwüste." Nikolaus Wührer, Sprecher der Initiative "Pro Scharnstein"

Der Ortschef kontert: "Natürlich belastet eine Baustelle die umliegenden Geschäfte. Das kann man nicht schönreden", sagt Bürgermeister Rudolf Raffelsberger (ÖVP) zu "Heute". "Aber ich gehe nicht davon aus, dass es weitere Geschäftsschließungen gibt."

"Ich gehe nicht davon aus, dass es weitere Geschäftsschließungen gibt." Bürgermeister Rudolf Raffelsberger 

"Wir werden ab Herbst 60 Bäume entlang der Ortsdurchfahrt pflanzen", reagiert Raffelsberger auf den Vorwurf der "Asphaltwüste". Kritiker würden grundsätzlich zwei verschiedene Projekte vermischen: einerseits die Ortskerngestaltung, andererseits die Ortsdurchfahrt bzw. Straßenerneuerung.

Die B120 liege in der Zuständigkeit des Landes, es gebe ganz klare Gesetze, die einzuhalten seien, so der Ortschef. "Die Straße ist fertig geplant." Die Gemeinde habe lediglich die Möglichkeit gehabt, Vorschläge einzubringen. "Ich hoffe, dass vor Weihnachten Ruhe eingekehrt ist und die Bauarbeiten abgeschlossen sind."

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