Niederösterreich
550 statt 43.000 € – klagt "Bares für Rares"-Pechvogel
Für 550 Euro verkaufte ein Niederösterreicher in der Trödelshow "Bares für Rares" ein Gemälde, das später im Dorotheum rund 43.000 Euro einbrachte.
In der Trödelshow "Bares für Rares" auf ServusTV hatte ein Niederösterreicher vergangenes Jahr das Öl-Bild "Wilde Kaninchen im Grase" des Dresdner Künstlers Ferdinand von Rayski (1806–1890) zum Verkauf geboten. Dafür gab es dann schließlich etwas mehr als die Hälfte der erhofften 1.000 Euro bar auf die Kralle. So weit, so gut.
Doch als das Gemälde dann Wochen und Monate später im Dorotheum verkauft wurde, erzielte es einen Rekordpreis, der seinen früheren Besitzer Alexander S. (39) fassungslos zurückließ! 43.520 Euro blätterte ein Käufer für die "Kaninchen" hin, deren Wert durch ServusTV-Kunstexperte Erich Tromayer aufgrund ihres "sehr, sehr schlechten Zustand" auf nur "500 bis 600 Euro" geschätzt hatte.
Bumm, zack! Jetzt dürfte die Geschichte, die international für Schlagzeilen sorgte, auch ein gerichtliches Nachspiel haben. Der frühere Besitzer des Rayski-Bildes hatte sich in einer ersten Reaktion gegenüber dem "Standard" überraschend gelassen gezeigt: "Einfach Pech", soll der Gemeindebedienstete aus Niederösterreich diesen Griff ins Klo kommentiert haben.
Laesio enormis
Jetzt dürfte es mit der stoischen Ruhe vorbei sein. Der ServusTV-Studiogast will nun die Schuldfrage klären und zieht wegen Irrtums beziehungsweise wegen "Verkürzung über die Hälfte" des "wahren Wertes" (Laesio enormis) vor Gericht. Das berichtet der "Standard".
Doch wer hat wirklich Schuld an der Misere? Tromayer, ehemals allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständige und Kunsthändler, weil er das Bild falsch einschätzte? Oder der oberösterreichische Händler Markus Kral, der die "Kaninchen" in der Show um 550 Euro kaufte und es zwei Wochen später, abseits der TV-Bildschirme, selbst um 2.000 Euro an einen Kollegen weiterverkaufte? Oder doch letzterer, der dann den Deal seines Lebens machte?
Experte lag komplett daneben
Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. Fix ist aber, eine ganze Reihe von Personen dürfte den Wert des Bildes völlig falsch eingeschätzt haben. Doch gerade die niedrige Schätzung Tromayers in der Show wird nun von anderen Experten aus der Kunst-Szene scharf kritisiert.
Gegenüber dem "Standard" heißt es aus dem Auktionshaus "im Kinsky", dass der Verkehrswert des unrestaurierten Bildes immer noch zwischen 6.000 und 9.000 Euro hätte liegen müssen. Die alterstypischen Risse in der Malschicht, Krakelee genannt, und die Anzeichen für eine frühere professionell durchgeführte Restauration hätten nicht zu so einer Wertminderung führen dürfen.
Provenienz geklärt
Das Dorotheum dürfte aber durch seine Nachforschungen zur Provenienz des Werkes noch zur Wertsteigerung beigetragen haben. Denn die Recherchen des Auktionshauses brachten hervor, dass das Bild um 1860 von der sächsisch gräflichen Familie Einsiedel-Milkel in Auftrag gegeben worden und es Anfang des 20. Jahrhunderts in mehreren Ausstellungen in Berlin und Dresden zu sehen war.
In gewissen Kreisen keine unbekannten Namen also. Daher wohl auch das massive Interesse zweier Bieter aus Deutschland, die im Duell den Auktionspreis ab 18.000 Euro weiter bis in die Rekordhöhe getrieben hatten. 43.520 Euro sind der bisher höchste Betrag, der je für einen Ferdinand von Rayski erzielt wurde.
Wer die "Wilden Kaninchen im Grase" dann schlussendlich ersteigert hat, ist nicht öffentlich bekannt. Laut "Standard" handelt es sich um einen deutschen Sammler.