Wien
Bahn-Odyssee für Rollstuhlfahrer – 3.749 Kilometer Umwe
Unglaubliche Odyssee für Ronny M.: Der 56-Jährige wollte nur von Plauen (D) nach Hamburg. Doch er strandet seit einer Woche immer wieder in Wien.
Aufgrund seines extra breiten Elektro-Untersatzes benötigt der beinamputierte Ronny M. in jedem Zug einen besonderen Bereich. Ein sogenanntes Mulitfunktionsabteil gibt es jedoch nur in ganz bestimmte Zuggarnituren, wie etwa dem ÖBB-Nightjet. Deswegen ist das Zugreisen für den 56-Jährigen zumeist mühsam.
Zug-Chaos verhinderte Klinik-Termin
Doch diese Reise sprengte alle Vorstellungen von Umständlichkeit. Eigentlich wollte der Pensionist aus Plauen (Deutschland) nach Hamburg zu einem Kliniktermin fahren. Die Reise entwickelte sich zu einer Odyssee.
Ronny hatte einen Umweg über Salzburg in Kauf genommen, da der für ihn passende Nightjet nur über Wien verkehrt. Doch von Wien aus entgleiste der Plan völlig, Ronny strandete im Laufe seiner Reise innerhalb einer Woche mehrmals in Wien. Exakt 3.749 Kilometer Umwege später ist er mit seiner Geduld am Ende.
➤ Zuerst fuhr Ronny von Plauen in Deutschland nach Salzburg und von dort nach Wien. In Wien wollte er am 12. April in den Nighjet nach Hamburg einsteigen, der nur international fährt.
➤ Der Nightjet fuhr nicht. Ronny wurde am 13. April nach Zürich umgebucht, wollte von dort aus nach Berlin. Geschafft hat er es wegen einem technischen Gebrechen nur bis Offenburg.
➤ Am 14. April kam er schließlich einen Tag zu spät nach Hamburg. Dort konnte er aber nicht bleiben, sollte eigentlich nach Innsbruck fahren. Der Zug dorthin hatte wieder Probleme, Ronny landete schlussendlich wieder in Wien.
➤ Von Wien wollte Ronny nun am 16. April nach Innsbruck. Das funktionierte zur Abwechslung sogar. Nur der Anschlusszug nach Hamburg ließ den Rollstuhlfahrer erneut im Stich, er musste in Innsbruck übernachten.
➤ Am 17. April ging es für Ronny zurück nach Wien. Von dort sollte ihn ein Nachtzug wieder nach Hamburg bringen. Ronny saß bereits im Zug, musste aber wegen einem Problem wieder aussteigen und noch eine Nacht in Wien verbringen.
➤ Am 18. April gab es dann die letzte Chance für die ÖBB. Ronny sollte wieder von Wien aus mit dem Nachtzug nach Zürich, von Zürich aus nach Hamburg und dann in seinen Heimatort Plauen.
"Ich spreche hier für alle Rollstuhlfahrer oder anders mobilitätseingeschränkte Personen. Ich fühle mich diskriminiert. Das ist jetzt wirklich die letzte Chance. Wenn wieder etwas ist, dann soll mir die ÖBB den Flug nach Hause bezahlen. Ich habe keine Geduld mehr", ärgert sich der unfreiwillige Zug-Pendler.
ÖBB bedauert die Situation
Von der ÖBB heißt es auf Anfrage: "Wir bedauern, dass es zu Ausfällen von Wagen gekommen ist. Es sollte täglich ein Nightjet von Wien nach Hamburg mit PRM Abteil (Multifunktionsabteil) verkehren, deswegen können wir die lange Wartezeit nicht nachvollziehen. Gerne werden wir für Herrn M. eine passende Lösung finden." Kurz darauf heißt es noch: "Wir können bestätigen, dass der Kunde heute Abend mit dem NJ nach Hamburg fahren wird"
Diese Stellungnahme kostet Ronny M. nur ein müdes Lächeln. Denn er fährt nicht nach Hamburg, sondern nach Zürich, wie auch sein bereits gebuchtes Ticket beweist. "Mir wurde davon abgeraten den Zug nach Hamburg direkt zu buchen. Im Reisezentrum hieß es, dieser Wagen sei oft kaputt. Deshalb fahre ich den Umweg über Zürich", erklärt Ronny.
Ein Ende der unglaublich beschwerlichen Odyssee für den Mann im Rollstuhl ist noch nicht in Sicht.