Österreich
Badeunfall: "Musste Bub sagen, dass sein Papa tot ist"
Ein Tscheche ging im Obertrumer See unter – vor den Augen seines Sohnes (6). Pavlina und Franz L. kümmerten sich um den geschockten Buben.
Es muss die pure Verzweiflung gewesen sein, als Matyáš (6) aus Tschechien vergangenen Samstag im Obertrumer See (Sbg.) seinen Vater (34) untergehen sah. Badegäste des Strandbades Seeham hatten gegen 11 Uhr den strampelnden Sechsjährigen – rund 30 Meter vom Ufer entfernt – entdeckt, wollten helfen. Mit allen Mitteln versuchte Matyáš auf das Unglück aufmerksam zu machen, scheiterte aber an der Sprachbarriere.
Die Wasserrettung barg schließlich den lebelosen Körper seines Vaters in sechs Metern Tiefe. Der geschockte Bub wurde vom Kriseninterventionsteam der Rettung betreut. In der Zwischenzeit hatte eine Bekannte Pavlina L. (52) – sie ist gebürtige Tschechin und lebt seit vier Jahren in Seeham – informiert.
„"Der Bub hat geglaubt, dass sein Vater gerettet wurde und wieder gesund wird. Ich musste ihm sagen, dass er tot ist" - Pavlina L.“
Die 52-Jährige eilte sofort zum Unglücksort und sprach mit dem Sechsjährigen: "Er hat mir erzählt, dass sein Vater Wasser geschluckt hat und dann untergegangen ist. Er hat geglaubt, dass sein Vater gerettet wurde und wieder gesund wird. Ich musste ihm sagen, dass er tot ist", erzählt Pavlina L. im Gespräch mit "Heute". Dabei hatten der 34-Jährige und sein Sohn nur einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Kroatien eingelegt.
Für Pavlina L. war schnell klar, dass sie sich um Matyáš kümmern und ihn mit nach Hause nehmen will: "Ich habe das Kriseninterventionsteam gefragt, ob das möglich ist. Diese haben wiederum die Polizei gefragt. Nachdem die Beamten zugestimmt haben, habe ich ihn mitgenommen", erklärt die Verkäuferin.
Ehepaar versuchte den Buben abzulenken
Auch für Ehemann Franz L. (52) war sofort klar, dass sich das Paar um den kleinen Buben kümmert: "Wir haben versucht, ihn abzulenken. Ich habe einen ferngesteuerten Panzer und Hubschrauber, im Keller habe ich mit einem Laser lustige Figuren an die Wand projiziert – das hat ihm Spaß gemacht", meint Franz L., der ein Lasershow-Unternehmen betreibt.
Obwohl sich der Bub eine Zeit lang ablenken ließ, drang auch immer wieder die Trauer durch: "Er sagte, dass ihm sein Papa fehlt. Dass er Spaß mit ihm hatte. Er hat mal gelacht, dann wieder geweint", berichtet Pavlina L. Inzwischen informierte die Tschechische Botschaft in Wien die Polizei in Prag, um die Mutter des Buben ausfindig zu machen. Da die Eltern getrennt lebten eine nicht ganz leichte Aufgabe.
„"Jetzt braucht er erst einmal Zeit, um das Ganze zu verarbeiten. Vielleicht werden wir uns später dann einmal treffen" - Franz L.“
Die Tschechin wurde über den Tod ihres Mannes informiert, rief gegen 20 Uhr bei dem Ehepaar in Seeham an: "Sie sprach mit Matyáš und dann mit uns. Sie meinte, sie schaffe es psychisch nicht, sich ins Auto zu setzen und ihren Sohn abzuholen. Ein Bekannter in Österreich kam schließlich um 1 Uhr nachts zu uns und brachte den Buben nach Prag. Um 6.30 Uhr früh rief mich die Mutter dann noch einmal an, dass Matyáš gut angekommen ist", so Pavlina L.
Das Ehepaar will mit Matyáš in Kontakt bleiben: "Jetzt braucht er erst einmal Zeit, um das Ganze zu verarbeiten. Vielleicht werden wir uns später dann einmal treffen", hoffen Franz und Pavlina L. Für die Salzburger ist es selbstverständlich in so einem Fall zu helfen: "Wir haben das wirklich gerne gemacht. Wir wollen damit andere ermutigen, Zivilcourage zu zeigen. Wenn man hilft, macht man nix verkehrt. Deshalb meine Bitte: Nicht zurückschrecken, einfach machen!", plädiert Franz L.