Niederösterreich
Vater schüttelt Baby tot: "Er wollte unser Kind retten"
Eine unfassbare Tragödie forderte das Leben eines Babys und zerstörte das Glück einer Jungfamilie. Der Vater (23) soll das Kind zu Tode geschüttelt, dann in seiner Verzweiflung seine Firma abgefackelt haben. Jetzt spricht Mutter Melanie A. (26): „Er wollte Ben helfen, nicht töten“.
Am 26. September 2019 hatte Sonnenschein Ben das Licht der Welt erblickt, das Glück der jungen Familie schien für kurze Zeit perfekt. Binnen weniger Wochen zerbrach das Leben von Melanie A. (26) aus dem Bezirk Neunkirchen - ihr Kind ist tot, ihr Mann (23) in Untersuchungshaft.
Rückblick: Ende September kam Ben zur Welt, laut Mutter eine "Problemgeburt", drei Wochen musste Ben nach der Geburt auf der Intensivstation verbringen. Von Geburt an soll der Bub immer wieder Atemausfälle erlitten haben. Zwei Tage vor Weihnachten, am 22. Dezember 2019, wurde das Baby abermals ohnmächtig. Der Vater begann, angeleitet von einem Notarzt, den Säugling zu reanimieren, konnte den Buben angeblich retten. Dafür soll es auch Zeugen geben.
Herzstillstand des Kindes
Am 16. Jänner jedoch erlitt Ben wieder einen Atemstillstand, der 23-Jährige reanimierte das Baby, doch diesmal hörte das kleine Herz von Ben auf zu schlagen. In Panik soll Fabian A. dann sein lebloses Kind geschüttelt haben, in der Hoffnung der Bub käme wieder zu sich. Die Mutter, die erst nach der Reanimation vom Einkaufen zurückkam, musste mitansehen, wie ihr Ben mit einem Notarzthubschrauber ins Wiener SMZ Ost geflogen wurde.
In der Folge leitete die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ein Ermittlungsverfahren gegen beide Elternteile wegen des Verdachtes der absichtlich schweren Körperverletzung ein. "Ich wurde von vielen bemitleidet, Fabian jedoch überhaupt nicht", so Mutter Melanie A. zu "Heute". "Er war in der Folge auch mit üblen Gerüchten und Anfeindungen konfrontiert, er konnte mit der Gesamtsituation nur schwer umgehen", berichtet die 26-Jährige weiter. "Auch in der Firma (Anm.: Papierfabrik in Hirschwang) spitzte sich die Lage zu, er hatte immer wieder Konflikte, das Verhältnis zu seinem Vorgesetzten war für Fabian unerträglich, er war sogar deswegen bei der Arbeiterkammer", so Melanie A.
Inferno in der Firma
Der ganze Frust von Fabian A. soll sich schließlich am 22. Februar entladen haben: In der Arbeit wurde es dem jungen Vater offenbar zu viel, er entschloss sich, einen kleinen Brand zu legen, um als Held dazustehen. Sein Plan: Er wollte das Feuer rasch entdecken und löschen. Doch aus dem geplanten kleinen Brand entwickelte sich eine gewaltige Feuersbrunst; der Brand geriet völlig außer Kontrolle. Die gesamte Versandhalle wurde dabei zerstört - rund neun Millionen Euro betrug der Schaden. Besonders tragisch: Wenige Tage nach dem Brand starb Ben am 29. Februar im SMZ Ost an den Folgen des Schütteltraumas.
Schräg: Am Vortag des Brandes hatte ein Arbeitskollege von Fabian A. auf Facebook sinngemäß gedroht: "Morgen passiert was in der Firma." Die Ermittlungen konzentrierten sich anfänglich auf den Afrikaner.
Erst Überwachungsvideo überführte Vater
Erst nach der Sichtung der Überwachungsbänder kam man schließlich auf Fabian A., die Ermittlungen konzentrierten sich fortan auf ihn. In der Folge gestand der Arbeiter, das Feuer gelegt zu haben und wanderte in Untersuchungshaft ("Heute" berichtete). Möglich übrigens, dass Fabian A. vom Posting gewusst hatte.
"Fabian wollte nur der Held sein, indem er das Feuer entdeckt. Und das Kind hat er niemals mit Absicht getötet. Er hat Ben in totaler Panik einfach geschüttelt. Er ist ein liebevoller Vater", behauptet die zweifache Mutter, die das erste gemeinsame Kind mit dem 23-Jährigen verloren hat.
Bis zu 10 Jahre Haft drohen
Anwalt Dietmar Krammer aus Ternitz (Neunkirchen) hat die schwierige Aufgabe, das junge Paar zu verteidigen: "Die Vorwürfe gegen die Mutter sollten fallen gelassen werden, sie war ja nicht einmal zu Hause. Der junge Vater schüttelt das Kind durch, weil er in völliger Panik war, aber da war keine Absicht dabei. Zur Brandstiftung erklärt sich mein Mandant schuldig."
Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Eltern nicht mehr wegen absichtlich schwerer Körperverletzung mit Todesfolge, sondern wegen Quälens und Vernachlässigen von unmündigen und wehrlosen Personen mit Dauerfolgen oder Tod. "Ein Untergutachten fehlt noch und es müssen noch weitere Zeugen einvernommen werden", so der Wr. Neustädter Staatsanwalt Erich Habitzl am Donnerstag. Im schlimmsten Fall droht dem Duo dabei bis zu zehn Jahre Haft, ein Prozesstermin steht noch aus. Am 12. Mai wurde die U-Haft für Fabian A. bis 12. Juni verlängert. Es gilt die Unschuldsvermutung.