Tragödie in Favoriten
Baby getötet, Familienstreit: Was bis jetzt bekannt ist
In der Familie der 30-jährigen Mutter soll es vor der schrecklichen Tat rumort haben. Denn die kleine Melek sei nicht gewünscht gewesen, hieß es.
Wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter steht eine 30-Jährige unter dringendem Mordverdacht. Die kleine Melek war am Freitagvormittag tot von Ermittlern in einem Mistkübel vor der Klinik Favoriten gefunden worden, die türkischstämmige Mutter soll es zuerst erschlagen und in einen Mistkübel gelegt haben. Direkt aus dem Spital wurde sie in die Justizanstalt Josefstadt überstellt.
Was bisher bekannt ist: Am Donnerstagvormittag hatte eine Pflegekraft der neonatologischen Station (Station für Frühgeborene) im Zuge eines Kontrollgangs im Zimmer der 30-Jährigen Alarm geschlagen. Eine großangelegte Suchaktion nach dem Säugling wurde umgehend gestartet und sollte ganze 24 Stunden dauern.
Ermittler hatten Mutter schnell in Verdacht
Entgegen anderslautender Berichte wurde die Frau sofort von Ermittlern ins Visier genommen und verdächtigt, mit dem Verschwinden ihres Kindes etwas zu tun zu haben. Bei den Verhören sollte sich dieser Verdacht dann bestätigen. Unter Tränen gestand die 30-Jährige demnach, ihr Kind in einen Müllcontainer gelegt zu haben – wir berichteten. Nur dank ihres Tipps gelang es Ermittlern am Freitagvormittag schließlich, die Leiche rund 50 Meter von der Klinik entfernt zu lokalisieren – in einem Container für Plastikmüll vor einem Gemeindebau.
Das Obduktionsergebnis ergab schließlich, dass das Mädchen durch stumpfe und wiederholte Gewalteinwirkung gegen den Kopf und nicht – wie anfangs vermutet – durch die tiefen Temperaturen zu Tode kam. Ob sich die mordverdächtige Mutter bei der schrecklichen Tat in einem psychischen Ausnahmezustand befand oder berechnend handelte, ist zum derzeitigen Zeitpunkt noch unklar.
Familiäre Probleme bekannt
Fest steht: In der Verwandtschaft der 30-Jährigen soll es bereits zuvor rumort haben, als Motiv gab die Frau "familiäre Probleme" an. Auch der 28-jährige Kindsvater (Staatsbürgerschaft Türkei) soll vor dem Verschwinden des Kindes in der Klinik gesehen worden sein, als er im Zimmer der Verdächtigen wohl nicht (nur) aus Freunde über die Tochter weinte. Seine Eltern seien noch stärker gegen das uneheliche Kind gewesen, wie man hört. Die Polizei wird wohl auch Fragen an Familienangehörige haben, diese stehen jedoch nicht unter Verdacht.
Warum vor Ort niemanden auffiel, dass die Mutter sich mit dem Baby offenbar aus der Klinik entfernt hatte? "Wir sind kein Gefängnis, Patientinnen dürfen sich bei uns natürlich frei bewegen", hieß es vom Wiener Gesundenverbund. Dennoch: Ein- und Ausgang der besonders schützenswerten Frühchen-Station sind durch eine versperrte Türe und durch Wachpersonal gesichert – verdächtige Vorgänge müssten gemeldet werden.
Mutter ging zum Rauchen raus
Da die Mutter geraucht habe, sei immer wieder nach draußen gegangen, hieß es. Dass sie am Donnerstag offenbar mit einem in ein Leintuch gewickeltem Kind hinaus – und ohne ihr Baby wieder hineinkam, blieb vorerst unbemerkt. Bis die Krankenhausmitarbeiterin auf das fehlende Baby aufmerksam wurde, verstrich wertvolle Zeit. Eine Videoüberwachung gibt es im und vor dem Spital – laut Klinik aus Datenschutzgründen – nicht.
Auch die Suche nach dem Säugling verlief nicht optimal: Zuerst habe man sich nur auf das Spitals-Gebiet konzentriert und sei womöglich davon ausgegangen, dass das Kind noch leben würde. Erst später wurde der Suchradius erweitert. Nun muss wohl ein Gutachter die geistige Gesundheit der Mutter untersuchen – die Unschuldsvermutung gilt. Die Frau bleibt vorerst in Untersuchungshaft, der Akt liegt bereits bei der Staatsanwaltschaft. In der schwer getroffenen Klinik Favoriten kehrt indes langsam wieder der Alltag ein…
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Auf den Punkt gebracht
- In Favoriten wurde die Leiche eines neugeborenen Mädchens namens Melek in einem Müllcontainer gefunden, und die 30-jährige Mutter steht unter dringendem Mordverdacht.
- Die Mutter gestand unter Tränen, das Baby aufgrund familiärer Probleme getötet zu haben, und es wird nun untersucht, ob sie sich in einem psychischen Ausnahmezustand befand.