Wirtschaft
Autofahrer lassen Spritpreis-Frust an Tank-Personal aus
Nicht nur in Österreich explodieren die Spritpreise, auch die Schweizer keuchen unter der Teuerung. Viele können sich Tanken nicht mehr leisten.
Innerhalb weniger Tage sind die Preise für Diesel und Benzin auch in der Schweiz in astronomische Höhen geschossen. Einen Liter Benzin gab es am Mittwoch ab 2,40 Franken (circa 2,339 Euro), einen Liter Diesel für 2,65 (2,583 Euro). Der Krieg in der Ukraine lässt die Preise an den Tankstellen stark steigen.
Unter den Eidgenossen ist die Verärgerung über den happigen Preisaufschlag riesig. Zu spüren kriegen das unter anderem auch die Mitarbeitenden in den Tankstellen: "Wir Kassierer sind zum Boxsack geworden, die Leute lassen ihren Frust an uns raus", sagt eine Tankstellenverkäuferin aus dem Raum Winterthur laut dem Nachrichtenportal "20 Minuten".
"Sie werfen uns Abzockerei vor, dass wir unverschämt seien. Dabei können wir gar nichts für den Preisanstieg – uns sind die Hände gebunden." Obwohl sich die Leute über den Benzinpreis ärgerten, stauten sich derzeit die Autos vor den Tankstellen, sagt die Frau. "Das zeigt mir, dass die Schmerzgrenze noch nicht erreicht ist."
"Leute rechnen mit steigenden Preisen"
Ein Tankstellenwart aus Zürich hat dafür eventuell eine Erklärung: "Viele Leute haben Angst, dass die Preise nur noch weiter steigen." Statt wie normalerweise nur halbvoll zu tanken, füllten sie nun komplett auf. Auch zahlreiche andere Tankstellenmitarbeitende berichten von verärgerten und genervten Kunden. "Mit Rabatten versuchen wir derzeit die Kunden etwas zu beruhigen", sagt ein Verkäufer.
Ein weiterer Tankstellenbetreiber im Raum Zürich will hingegen nicht jammern: "Die Leute ärgern sich über den Benzinpreis, aber auf solche Diskussionen lasse ich mich nicht ein." Die paar Rappen würden in keinem Verhältnis zum Leid in der Ukraine stehen. "Dort sterben die Menschen und die Städte werden zerstört." Das sei eine Tragödie, so der Mann. "Wir haben wenigstens noch Benzin zur Verfügung."
Autofahren wird vielen zu teuer
Allerdings können sich viele Schweizer diese Preise einfach nicht mehr leisten: "Der jetzige Preisanstieg fürs Benzin ist für uns unerträglich und zwingt mich wohl, das Autofahren aufzugeben. Eine Tankfüllung kostet uns mittlerweile ein kleines Vermögen, das kann ich mir nicht mehr leisten", erzählt eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Schlimm für die 36-Jäjhrige: Für ihre Familie wären die Öffis nicht mal günstiger.
Vor dem selben Problem steht Julian (25): "Ich kann mir ab sofort weder das Autofahren, noch den ÖV leisten. Der Benzinpreis hat mich nun ganz in die Knie gezwungen. Noch enger kann ich mir den Gürtel nicht schnallen, deshalb bin ich jetzt auf das Velo umgestiegen". Ab sofort muss er im Verkehr selbst in die Pedale treten.
Matthias (32) kann als Rollstuhlfahrer kaum auf das Auto verzichten: "Allein für meinen Arbeitsweg müsste ich drei Mal umsteigen, wobei ich immer auf fremde Hilfe angewiesen wäre. Obwohl ich nicht am Hungertuch nage, tut dieser hohe Benzinpreis aber auch mir weh." Er fordert, dass der Staat nun einschreitet und den Steuerzahlern etwa mit einer Senkung der Mineralölsteuern oder der Straßenverkehrsabgaben entgegenkommt.