Neue Show startet in ORF III

"Austrofreds Barcelona" ist keine Reisesendung

Versteckt am späten Donnerstag-Abend (23.45 Uhr) wagt sich ORF III jetzt am ein ungewöhnliches Late Night-Format mit einem ungewöhnlichen Host heran. 

Fabian J. Holzer
"Austrofreds Barcelona" ist keine Reisesendung
Franz Adrian Wenzl alisa Austrofred
ORF

Vergessen sie mal kurz die Boqueria, die Sagrada Familia, den Park Güel, die Casa Batlló oder die fantastischen Plattengeschäfte hinter der Plaça Catalunya. "Austrofreds Barcelona", das am 25. Jänner auf ORF III startet, hat mit der katalanischen Hauptstadt praktisch nichts zu tun. "Es ist eine Liveshow, die ich schon seit zwei Jahren in Radiokulturhaus mache, erklärt Franz Adrian Wenzl (47) alias Austrofred im "Heute"-Talk, "es ist auch nicht mein Konzept, sondern es ist denen eingefallen. Es geht darum, dass man zwei Musiker aus sehr unterschiedlichen Genres live auftreten lässt und dann getrennt und gemeinsam interviewt." Aber was hat das mit Barcelona zu tun? 

Um den Namen der Show zu verstehen, muss der findige TV-Zuschauer zweimal um die Ecke denken: Denn Austrofred ist ja seit über zwei Jahrzehnten Wenzls austrofizierte Hommage an Queen-Sänger Freddie Mercury und als Austrofred singt Wenzl die Melodien von Queen-Songs zu Texten, die fast schon klassischer Austropop sind. Daneben dreht Wenzl als seine Kunstfigur auch kleine Dokus, moderiert auf dem Sender Okto monatlich die Sendung "Hello Austrofred - Hello Vienna", veranstaltet Gala-Abende in Theatern und schreibt Bücher. Aus einer spaßigen Hommage wurde eine immer realistischere Kunstfigur. Der echte Freddie Mercury, der auf der Bühne natürlich auch eine extrovertierte Version von sich selbst gespielt hat, durchbrach ab 1987 mehrere musikalische Barrieren, als er begann an einem ganzen Album mit der katalanischen Opernsängerin Montserrat Caballé zu arbeiten. "Ich habe es damals sehr cool gefunden, dass Freddie Mercury eine Grenze übertreten hat und das ist per se schon auch immer interessant", findet Wenzl/Austrofred.

Viele taten die Idee von "Crossover" zunächst als zum Scheitern verurteilt ab

1987 rissen Mercury und Caballé musikalisch nicht nur die Grenze zwischen Rock und Oper nieder, sondern ließen im 1988 veröffentlichten Album "Barcelona" auch Elemente von Soul, Gospel, Klassik, Chanson und japanischer Kabuki-Musik einfließen. Das Album war ein Crossover-Werk, lange bevor dies zu einem Begriff wurde. Nur glaubte damals kaum jemand an einen Erfolg und das Plattenlabel Polydor wollte nicht die Kosten für ein Orchester riskieren. Deshalb kommen auf der Originalversion des Albums vor allem Synthesizer zum Einsatz. Diese wurde erst bei der 25. Jahr-"Special Edition" des Albums 2012 - also 21 Jahre nach Mercurys Tod - durch die Prager Philharmoniker ersetzt. Beide Versionen haben haben ihren Charme. Das Original-Album ging zwar in den Charts fast unter, nach Mercurys Tod wurde die neuaufgelegte CD aber zum Hit und gleichzeitig "Barcelona" zum Synonym vom Verschmelzen unterschiedlicher Musikstile zu etwas Neuem. Als Resultat öffneten sich ab 1988 und stärker ab 1992 die Fans von Oper und die Fans von Rock ein wenig für das jeweils andere Genre. 

Freddie Mercury & Montserrat Caballé mit "Barcelona" in der Philharmoniker-version von 2012:

In "Austrofreds Barcelona" wird ab nun wöchentlich verschmolzen, was augen- oder vielmehr ohrenscheinlich nicht zusammenpasst. Theoretisch ginge im Wiener Radiokulturhaus alles, praktisch aber natürlich nicht: "Wir haben leider in der Sendung große Beschränkungen, weil wir beispielsweise keine große Bands oder Orchester auf die Bühne bringen können", erklärt Austrofred", es sind immer nur kleine Acts. Und die spielen bei uns, kleine Konzerte, die vor Ort live dann immer rund zwanzig Minuten dauern." Etwa die Hälfte der jeweiligen Auftrittszeit wird dann auch in der insgesamt 50- minütigen Sendung gezeigt. In der übrigen Zeit werden die musikalischen Gäste von Austrofred interviewt. "Der Austrofred traut sich beim Stellen der Fragen sicher mehr, als ich es sonst machen würde", gibt Wenzl zu, aber er betont auch: "Es ist kein Comedy- Format und ich versuche auch gar nicht in diese Richtung zu drängen. Ich will vielmehr wirklich mit Interesse auf die Leute und ihre Musik zuzugehen."

In der ersten Folge sind der Akkordeonspieler Otto Lechner und die singende Schauspielerin Ursula Strauss zu Gast in der Sendung. "Sie haben sich schon prächtig verstanden, weil sie vom Genre her nicht sonderlich weit auseinander sind." Somit war das Zusammenspiel der beiden am Ende der Sendung auch wirklich harmonisch und kein Clash, der bei anderen Gästen aber tatsächlich bevorstehen könnte. Oder doch nicht? "Die Prämisse ist, dass man dann am Ende immer draufkommt, dass die Genres gar nicht so unterschiedlich sein können, "erklärt Austrofred, "und am Ende überwiegen dann doch immer die Gemeinsamkeiten, die den Beruf des Musikers ausmachen. Und das ist eigentlich auch ganz gut…"

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