Ukraine

"Ausspucken wie Insekt" – Putin geht auf Oligarchen los

In einer neuen Rede stellte Kreml-Despot Wladimir Putin klar, was er wirklich über den Westen denkt; dann ging er auf die Oligarchen los.

Nikolaus Pichler
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Die Yacht gehört dem russischen Milliardär und Oligarch Wladimir Potanin. Putin hat mit ihm jetzt gebrochen.
Die Yacht gehört dem russischen Milliardär und Oligarch Wladimir Potanin. Putin hat mit ihm jetzt gebrochen.
apa/picturedesk ("Heute"-Montage)

Wladimir Putin schreckt vor nichts zurück. Das zeigte er am Mittwoch in einer im russischen Fernsehen ausgestrahlten TV-Ansprache. Dort verbreitete er erneut seine Version von der Rechtfertigung für den Krieg in der Ukraine. Man wolle nicht zulassen, dass die Ukraine "das Sprungbrett für aggressive Handlungen gegenüber Russland" werde, betonte der russische Despot gleich zu Beginn seiner Rede. 

Weiterlesen: Tag 22 des Kriegs in der Ukraine – der Live-Ticker

Der Aggressor sei in Wahrheit der Westen, nicht Russland, so Putins Tenor. Der Westen würde die Ukraine zu einer Fortsetzung des Blutvergießens drängen, und zwar durch Waffenlieferungen, Informationen und Söldner. Zugleich verteidigte der Kremlchef den Militäreinsatz im Nachbarland: "Alle diplomatischen Möglichkeiten waren ausgeschöpft." Und er verbreitete auch neuerlich die Mär, wonach sein Land nur einem ukrainischen Angriff zuvorgekommen sei. 

DANN SPULT DER RUSSEN-DESPOT ERNEUT SEIN LÜGEN-LAMENTO AB: "Die Ukraine hat mit Unterstützung westlicher Mächte eine Aggression gegen Russland geplant", so Putin. In absehbarer Zeit hätte das Land auch Atomwaffen haben können.

Auch warf er den USA und der Ukraine "Experimente mit Cholera, der afrikanischen Schweinepest und dem Coronavirus" vor. Die Ukraine versuche im Land Biowaffen herzustellen, warf er die Propagandaschleuder an. 

Putin spricht in Propaganda-Rede von Selbstreinigung

Der Machthaber ist sich sicher: Die meisten Staaten würden die Sanktionen aber nicht unterstützen. Die globale Dominanz des Westens neige sich ohnehin dem Ende zu, versicherte der 69-Jährige. Hinter dem "scheinheiligen Gerede" des Westens würden geopolitische Gründe stecken. "Sie wollen einfach kein starkes und souveränes Russland." Der Westen wolle Russland "zerstückeln" und "Unruhen" hervorrufen. Damit werde er aber nicht erfolgreich sein. "Der Westen wird Russland mit seinen feindseligen Handlungen nur stärken", sagte der frühere kommunistische Geheimdienstler.

NAZI-VERGLEICH: "Es drängt sich ein Vergleich mit den antisemitischen Pogromen der Nazis in Deutschland in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts auf."

"Aber jedes Volk, und erst recht das russische Volk, wird immer in der Lage sein, wahre Patrioten von Abschaum und Verrätern zu unterscheiden." Doch damit nicht genug. Putin blieb erneut seinem Credo treu und setzte auf martialische Vergleiche.

PUTINS INSEKTEN-VERGLEICH: "Und es [Russland] wird sie einfach ausspucken, wie eine Fliege, die ihm versehentlich in den Mund geflogen ist, einfach auf den Bürgersteig spucken. Ich bin überzeugt, dass eine solche und natürliche Selbstreinigung der Gesellschaft unser Volk nur stärken wird."

Die Ansage richtete Putin dabei direkt an abtrünnige und dem Westen zugewandte Oligarchen. "Ich verurteile nicht diejenigen, die eine Villa in Miami oder an der Côte d'Azur haben. Oder auf Gänseleberpastete, Austern und sogenannte 'geschlechtliche Freiheiten' nicht verzichten wollen", so der russische Präsident. Das Problem sei, dass viele solcher Leute geistig dort seien und "nicht hier, nicht bei unserem Volk, nicht bei Russland". 

"Plan für Blitzkrieg ist nicht aufgegangen"

Der russische Präsident sprach zudem erstmals offen über die verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen der westlichen Sanktionen gegen sein Land. Die EU und die USA hätten Russland praktisch für zahlungsunfähig erklärt, so Putin. "Es wird nicht leicht für uns in Russland." Es werde steigende Arbeitslosenzahlen und steigende Inflation geben, doch man werde diese Probleme angehen, versprach der Präsident. Die "neue Realität" werde tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen.

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    Wir schreiben Tag 22 im Ukraine-Krieg. <strong>Verhandlungen zwischen </strong>Russland und der Ukraine sind <strong>bisher gescheitert</strong>.
    Wir schreiben Tag 22 im Ukraine-Krieg. Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine sind bisher gescheitert.
    Sipa Press / Action Press/Sipa / picturedesk.com

    Die russische Wirtschaft werde sich an die Gegebenheiten der westlichen Sanktionen anpassen, sagte Putin am Mittwoch. Der "Plan eines ökonomischen Blitzkriegs gegen Russland" sei nicht aufgegangen. Er versprach der russischen Bevölkerung Hilfen und Erleichterungen.

    Über Besetzung der Ukraine: "Ein solches Ziel haben wir nicht"

    Zugleich versicherte Putin, dass russische Truppen nahe Kiew oder anderer Städte nicht bedeute, dass sie die Ukraine besetzen wollten. "Ein solches Ziel haben wir nicht." Der Westen hatte auf den Angriffskrieg mit beispiellosen Sanktionen gegen Moskau reagiert.

    AUCH AN DIE BÜRGER WESTLICHER LÄNDER WANDTE SICH DER DESPOT: "Wenn man Sie jetzt mit Nachdruck überzeugen will, dass ihre Schwierigkeiten das Ergebnis feindlicher Handlungen Russlands sind, dass aus ihrer Tasche der Kampf gegen eine erdachte russische Bedrohung bezahlt werden muss - dann ist das eine Lüge."

    Putin signalisierte Gesprächsbereitschaft über einen möglichen neutralen Status der Ukraine und betonte, dass Russland das Nachbarland nicht besetzen wolle. "Die Anwesenheit russischer Kräfte in der Nähe Kiews und anderer Städte in der Ukraine hat nichts damit zu tun, dass wir das Land besetzen wollen. Dieses Ziel haben wir nicht", erklärte der Kreml-Chef in der im Staatsfernsehen übertragenen Rede vor Regierungsmitgliedern. 

    Russland hatte das kleinere Nachbarland Ukraine am 24. Februar angegriffen.

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      privat, iStock