Politik

Ausschwitz-Komitee hat wichtigen Appell an Nehammer

Am Donnerstag empfängt Karl Nehammer (ÖVP) den ungarischen Ministerpräsidenten Orbán. Daher appelliert das Auschwitz-Komitee an den Bundeskanzler.

Nicolas Kubrak
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im Rahmen einer Sitzung des Nationalrates.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im Rahmen einer Sitzung des Nationalrates.
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Das Internationale Auschwitz-Komitee hat sich "alarmiert und entsetzt" über die rassistischen Ausfälle des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán gezeigt. Komitee-Vizepräsident Christoph Heubner hat diesbezüglich auch Erwartungen an Bundeskanzler Karl Nehammer, der Orbán am Donnerstag in Wien empfängt. Nehammer solle ihm mitteilen, "wie seine rassistischen Ausflüge in die Vergangenheit und in die Zukunft Europas innerhalb der Europäischen Union bewertet werden".

"Orbán hat keine Zukunft in Europa"

Heubner wies darauf hin, dass Nehammer "als Erster seiner europäischen Kollegen" die Möglichkeit habe, mit Orbán über dessen Rede zu sprechen. "Die Europäische Union wird gut daran tun, sich weiterhin so massiv wie möglich von den rassistischen Grundtönen Orbáns zu distanzieren und der Welt deutlich zu machen, dass ein Herr Orbán in Europa keine Zukunft hat", betonte der Vertreter der Holocaust-Überlebenden.

Orbán: "Wollen nicht zu Gemischtrassigen werden"

Orbáns Sätze würden die Holocaust-Überlebenden "an die dunklen Zeiten ihrer eigenen Ausgrenzung und Verfolgung" erinnern, so Heubner. "Dass Viktor Orbán seine rechtspopulistische und antieuropäische Politik jetzt auch noch rassistisch unterlegt, ist für sie ein weiterer Beleg dafür, dass Orbán mittlerweile jeden Bezug zu den Werten der Europäischen Union bewusst ausradieren will." Zuvor hatte bereits der Verband jüdischer Gemeinden in Ungarn "ernste Bedenken" wegen Orbáns Rede angemeldet.

Orban hatte am Samstag in einer Rede vor Anhängern im rumänischen Kurort Baile Tusnad erklärt: "Es gibt nämlich jene Welt, in der sich die europäischen Völker mit den Ankömmlingen von außerhalb Europas vermischen. Das ist eine gemischtrassige Welt." Dem gegenüber gebe es das Karpatenbecken, wo sich europäische Völker wie Ungarn, Rumänen, Slowaken und andere miteinander vermischten. "Wir sind bereit, uns miteinander zu vermischen, aber wir wollen nicht zu Gemischtrassigen werden", hatte er betont.

"Wir sind bereit, uns miteinander zu vermischen, aber wir wolle nicht zu Gemischtrassigen werden."
Eine Rede von Viktor Orbán sorgte für viel Kritik. Am Donnerstag kommt er zu Karl Nehammer nach Wien.
Eine Rede von Viktor Orbán sorgte für viel Kritik. Am Donnerstag kommt er zu Karl Nehammer nach Wien.
ATTILA KISBENEDEK / AFP / picturedesk.com

Anspielung auf Gaskammern

Das unter anderem von den Nationalsozialisten genutzte Konzept, dass es unterschiedliche menschliche Rassen gibt, ist wissenschaftlich nicht haltbar und ist Teil rassistischer Weltanschauungen. Diese Ideologie schreibt ganzen Gruppen von Menschen aufgrund äußerlicher Unterschiede wie etwa der Hautfarbe fälschlich bestimmte Eigenschaften zu.

Orbán hatte in der Rede vor Vertretern der ungarischen Volksgruppe in Rumänien zu einem Rundumschlag gegen EU-Partner ausgeholt, indem er etwa die vermeintliche Faulheit südeuropäischer Staaten kritisierte. Dabei machte dabei er auch einen verstörenden Gas-Witz. "Da ist zum Beispiel der neueste Vorschlag der EU-Kommission, der besagt, dass jeder seinen Gasverbrauch verpflichtend um 15 Prozent senken soll. Ich sehe nicht, wie das erzwungen werden soll, obwohl es dafür deutsches Know-how gibt, von früher, meine ich", sagte er in offenkundiger Anspielung auf die Gaskammern des Nazi-Regimes.

Nehammer hat bisher nicht zur Rede Orbáns Stellung genommen. Bei der Bekanntgabe des Besuchs am Donnerstag hob der Kanzler den Gleichklang mit Orbán im Kampf gegen illegale Migration hervor und bezeichnete Ungarn als "wichtigen Nachbar und Partner". "Ich freue mich darauf, Viktor Orbán in Wien zu begrüßen", erklärte der ÖVP-Chef auf Twitter.

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