Terror-Nacht in Moskau

Augenzeugen berichten: "Sie schossen, egal auf wen"

Nach dem Terroranschlag auf eine Konzerthalle nahe Moskau stehen die Menschen unter Schock. Augenzeugen berichten von fürchterlichen Szenen.

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Augenzeugen berichten: "Sie schossen, egal auf wen"
Bei einem Terrorangriff nahe Moskau wurden mindestens 115 Personen getötet. 
REUTERS

Am Freitagabend kam es zu einem fürchterlichen Terroranschlag in Moskau, bei dem ersten Erkenntnissen zufolge über 115 Menschen starben und mehr als 100 weitere verletzt wurden. Das lettische News-Portal "Meduza" sprach mit Augenzeugen über die Horror-Nacht. Das Alter der Personen ist nicht bekannt.

Olga realisierte erst später, dass geschossen wurde

Olga hatte gerade ihren Platz im Konzertsaal eingenommen, als es losging. Ungefähr fünf Minuten, bevor das Konzert beginnen sollte, habe sie bereits seltsame Geräusche wahrgenommen. Dann hörte sie Geräusche, die wie Böller klangen: "Ich hab erst später verstanden, dass es Schüsse waren."

Die Mitarbeiter des Konzertsaals hätten dann alle in Richtung Bühne gebracht, dahinter lag ein Ausgang. "Ich rannte und hörte die Schreie der Menschen, die jemand in der Menge verloren hatten. Ich sah keine Verwundeten." Es seien Menschen jeden Alters im Konzertsaal gewesen, auch Kinder. "Ich hoffe, sie haben es heraus geschafft."

Sofja: "Ich habe Leichen gesehen"

Sie war mit einer Freundin und deren Mutter im Konzertsaal und wartete auf den Beginn der Vorstellung. "Ich hörte laute Knallgeräusche, wie ein Feuerwerk, und dachte, das sei Teil des Konzerts." Als die Leute um sie herum aufstanden und Richtung Ausgang strömten, wurde ihr klar, dass die Geräusche viel bedrohlicherer Natur waren.

"Menschen in kugelsicheren Westen schossen aus nächster Nähe, egal auf wen. Sie schossen auf ältere Menschen und in die Menschenmenge, die sich in der Nähe der Ausgänge gesammelt hatte." Sofja und ihre Freundin legten sich auf den Boden, die Mutter stand noch in Schockstarre da. Die beiden nahmen sie und legten sich auf sie.

Zwei Männer halfen ihnen hinaus, aber am Ausgang drängten sich schon viele andere Menschen. "Wir hörten Schüsse hinter uns, die Menschen drängelten stärker. Ich habe Leichen gesehen. Es war gruselig. Ich sah, wie sich Menschen mit Maschinengewehren näherten und aus nächster Nähe begannen, in die Ecke zu schießen."

Lidiya sah die Terroristen aus nächster Nähe

Sie und ihre Mutter waren spät dran und erst gegen acht Uhr (Ortszeit) an der Konzerthalle angekommen. "Wir standen in der Warteschlange, als ich keine zwei Minuten später ein lautes Krachen hörte, so als sei etwas Schweres heruntergefallen."

In diesem Moment sah sie schon mehrere Männer mit Maschinengewehren durch den Eingang neben sich laufen. Es seien Männer von schwerer Statur gewesen, mit Tarnkleidung und Hüten, braun oder grau, sicher ist sich Lidiya nicht mehr. Die Menge rannte und sie eröffneten das Feuer.

Lidiya versuchte verzweifelt, mit ihrer älteren Mutter aus dem Gebäude herauszukommen. "Das Schlimmste für mich war, dass sie einfach müde wurde und nicht mehr weiterlaufen konnte. Ich zog sie hinter mir her." Irgendwann schafften es beide kriechend aus dem Gebäude.

Lilia: "Es ist unerträglich und beängstigend"

Sie war bei dem Anschlag nicht direkt zugegen, dafür aber ihre Mutter, die in der Crocus City Hall arbeitet. "Zuerst hörte sie Schüsse, dann wurden Menschen nach draußen auf die andere Straßenseite der Moscow Ring Road gebracht." Die Mutter musste dann zu Fuß nach Hause laufen, weil die U-Bahnen nicht mehr fuhren.

Lilia selbst wohnt in der Nähe der Konzerthalle, sie hörte die Sirenen der Ambulanzen und die Helikopter, die über dem Gebäude kreisten. "Es ist unerträglich und beängstigend, und es tut mir sehr leid für alle, die nicht entkommen konnten."

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