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Aufreger: Marken produzieren B-Ware für Outlets
Kommen in Fashion-Outlets für teure Markenmode wirklich alte Kollektionen oder werden eigene und minderwertige dafür eigens produziert? Eine Reportage des deutschen TV-Senders "WDR" behauptet letzteres.
Dieses Kleid, das Sie von einem Designer in einem Outlet gekauft haben, hatte dieser nicht in seiner Kollektion? Das kann daran liegen, dass es nicht aus den letzten Jahren stimmt, wie Modemarken-Outlets werben, sondern eigens für das Outlet produziert wurde. Zu dieser Schlussfolgerung kommen Reports der TV-Sender "WDR" und "RTL".
Kommen in Fashion-Outlets für teure Markenmode wirklich alte Kollektionen oder werden eigene und minderwertige dafür produziert? behauptet letzteres.
Immobilienentwickler Walter Brune, der über Outlets und das Geschäftsmodell dahinter Bücher geschrieben hat, bestätigt es: Hersteller produzieren Ware direkt fürs Outlet, so seine Recherche: "Die nichtverkaufte Ware im normalen Geschäft ist ein geringer Anteil - unter diesem Motto werden aber andere Waren mitproduziert." Ware, die nur für den Verkauf im Outlet geschneidert wurde. Dies wird auch von einem Mode-Insider bestätigt, der in der Reportage nicht erkannt werden möchte.
"Ein bisschen schlechter"
Mit versteckter Kamera gefilmte Verkäuferinnen in einem niederländischen Marken-Outlet weisen darauf hin, dass die Schnitte für den "Massenkonsumenten" angepasst wurden und weiter ausfallen als in den Markenstores. Auf die Frage, ob es die gleiche Qualität hat meinen sie: "Nein, ein bisschen schlechter."
Das Drehteam des "WDR" macht anschließend die Probe: Sie nehmen ein Hugo Boss Shirt "aus der aktuellen Herbst/Winter-Kollektion" aus dem Outlet mit und wollen es in einem normalen Hugo Boss Store umtauschen. Das Shirt taucht aber dort nicht im Warensystem des Unternehmens auf. Auf Nachfrage bestätigt Hugo Boss, dass es für das Outlet produziert wurde.
Doch es bleibt nicht dabei. Herkömmliche Ware wurde mit Outlet-Ware im Labor verglichen. Letztere schnitt dort schlecht ab. Neben dem geringeren "Materialeinsatz", waren auch Nähte nicht so reißfest, wie das Vergleichsmodell aus dem Luxus-Laden.
Ein System mit Methode?
Bereits im April 2015 kam eine "RTL"-Reportage des Konsumentenmagazins "Nicht mit uns!" auf das gleiche Ergebnis, reiste dafür sogar in eine türkische Produktionsstätte. "Im Endeffekt ist es eine Kundenverarschung", sagt der Produktionsleiter dort vor der Kamera.
Und andere Marken? Auf "RTL"-Nachfrage wollten die Marken Strenesse und Nike keine Angaben machen, Tom Tailor weißt darauf hin in "Ausnahmefällen" extra für Outlets zu produzieren. Sportmodehersteller Puma "ergänzt" sein Outlet-Sortiment.
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