Ukraine
"Aufgeschlitzte Kehlen", Folter – Kriegsbericht schockt
Erik Møse dokumentiert für die UNO Kriegsverbrechen in der Ukraine. Diese würden ein "unüberschaubares Ausmaß" annehmen, so der Experte.
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Nach wie vor gehen dabei die russischen Invasoren mit geballter Brutalität gegen die Ukrainer vor. Die Welt zeigte sich geschockt über die dokumentierten Kriegsverbrechen in Butscha – die Fotos von getöteten Zivilisten gingen um die Welt. In den vergangenen Wochen verlagerte sich das Kriegsgeschehen vor allem in den Osten des Landes . Vor allem Bachmut ist seit Wochen wild umkämpft.
"Können nicht alle Kriegsverbrechen dokumentieren"
In einem Interview mit dem "Standard" berichtet Erik Møse, er ist UN-Chefermittler und dokumentiert Kriegsverbrechen, über das Ausmaß der Gräueltaten, die in der Ukraine stattfinden. Im Gespräch mit dem Blatt beschreibt er das "unüberschaubare Ausmaß" der russischen Verbrechen in der Ukraine. Es sei schlicht nicht möglich, alle Verbrechen zu dokumentieren.
Das Spektrum an dokumentierten Kriegsverbrechen ist breit und reicht von willkürlichen Hinrichtungen, unrechtmäßige Inhaftierungen, Folter, Misshandlungen, Vergewaltigungen sowie anderer sexueller Gewalt bis hin zu Verschleppungen, dem Beschuss von zivilen Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäusern.
Ein weiteres Thema sei der Beschuss der Energieversorgungseinrichtungen der ukrainischen Bevölkerung. Augenscheinlich ist, dass "die überwiegende Mehrheit der festgestellten Verstöße" den russischen Streitkräften zuzuordnen seien. Aber: "Auch die ukrainischen Streitkräfte haben in einigen Fällen Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht begangen – darunter zwei Vorfälle, die als Kriegsverbrechen einzustufen sind", erklärt der UN-Mann gegenüber dem "Standard".
Besonders schockiert zeigt sich Møse von den "willkürlichen Exekutionen". Diese stellten eine Verletzung auf das Recht auf Leben dar. Bei den Opfern, so die eindrückliche Schilderung, seien "übliche Spuren von Hinrichtungen" gefunden worden: Kopfschüsse, stumpfe Traumata oder aufgeschlitzte Kehlen. Vereinzelt seien auch Anzeichen von verübter Folter – Blutergüsse oder gebrochene Knochen – an den Leichen erkennbar gewesen.
Jüngstes Vergewaltigungsopfer war vier Jahre alt
Die nackten Zahlen zu den Vergewaltigungen schockieren ebenso. Denn die Opfer der dokumentierten Fälle seien zwischen vier und über 80 Jahre alt gewesen – die Verbrechen richteten sich also sowohl gegen Kinder wie gegen Seniorinnen.
Ob die Täter jemals vor Gericht landen, ist unklar. Denn wie der Norweger berichtet, wird die Untersuchungskommission zwar noch im März einen umfassenden Bericht vorlegen und dem UN-Menschenrechtsrat Empfehlung für die juristische Aufarbeitung vorlegen. Es sei dann aber Sache des Rates, über die Folgemaßnahmen zu entscheiden.