Chaot oder Überflieger
Aufgedeckt: Was die Wohnung über deine Seele aussagt
Alles im Griff oder kompletter Kontrollverlust? Der Zustand unserer Wohnung verrät jede Menge über unser Seelenleben. Eine Expertin erklärt, was.
Könntest du jederzeit Besuch empfangen – oder löst die Vorstellung Panik aus, weil deine Wohnung ein einziges Chaos ist? Der Zustand unserer Wohnung lässt tief blicken, das ist kein Geheimnis. Wie tief, das verrät nun die Wiener Aufräum-Expertin Desirée Schweiger (38).
"Chaos kann auf eine Phase der Selbstfindung hindeuten. Insbesondere in Entwicklungsphasen, wie der Jugend oder bei großen Lebensveränderungen, kann Chaos ein Zeichen dafür sein, dass jemand noch nicht alle Antworten auf seine Fragen gefunden hat. Chaos kann auch als Ausdruck von Widerstand gegen die Auseinandersetzung mit schwierigen Themen gedeutet werden. Dies kann darauf hindeuten, dass sich eine Person scheut, klare Entscheidungen zu treffen oder sich mit emotionalen Herausforderungen auseinanderzusetzen", so Schweiger.
Chaos ist nicht ausschließlich negativ
Chaos ist aber nicht zwangsläufig negativ, gibt der Profi Entwarnung. Viele Menschen fänden in chaotischen Zuständen Inspiration und Kreativität. "Künstler, Erfinder und Denker haben oft Phasen des Chaos durchlebt, in denen neue Ideen entstanden sind."
Aber es ist doch so: "Die meisten Menschen belastet Unordnung. Es wird viel zu viel Zeit mit Suchen verbracht. Durch die äußere Ordnung kommt oft auch die innere Ordnung. Die meisten fühlen sich nach getaner Arbeit freier. Mit dem Loslassen von Gegenständen kann auch leichter mit der Vergangenheit abgeschlossen werden."
Im Westen ist das Chaos kein Tabubruch
In östlichen Theorien spielt Ordnung und Sauberkeit eine große Rolle, beispielsweise beim Feng Shui oder der Ordnungs-Lehre der Japanerin Marie Kondo. Warum ist der Westen so anders? "Im Westen steht der Individualismus im Vordergrund. Der Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und der eigenen Freiheit wird hochgeschätzt. Das bedeutet, dass die Menschen ihre eigenen Regeln bezüglich Ordnung und Sauberkeit aufstellen und sich weniger von gesellschaftlichen Normen leiten lassen." Räume dürften im Westen unkonventionell, personalisiert – und manchmal auch chaotisch sein, wenn man das will.
„Unordnung erzeugt bei vielen Menschen Angst und Unruhe und bei manchen führt sie sogar zu Scham- und Schuldgefühlen“
Trotz aller persönlichen Note, Chaos hat einen schweren Nachteil: "Wenn man so viel gleichzeitig sieht, erhöht sich das Gefühl der Überforderung und des Stresses, da es so wirkt, als ob man ständig unerledigte Aufgaben vor sich hat, die alle Aufmerksamkeit erfordern. Unordnung erzeugt auch bei vielen Angst und Unruhe und bei manchen führt die Unordnung sogar zu einem Schamgefühl und zu Schuldgefühlen."
Menschen halten an Dingen fest, die sie nicht brauchen
Die Aufräumexpertin ist überrascht, "dass sehr viele Gegenstände nie benutzt werden und teilweise nicht mal mehr von ihrer Existenz gewusst wird. Und dennoch halten die Menschen sehr daran fest, denn es hat ja mal viel gekostet oder man könnte es ja wieder einmal benötigen." Eng mit dem Aufräumen verbunden ist auch der Trend zum Minimalismus.
"Es gibt starke Argumente dafür, dass Minimalismus nicht nur ein vorübergehender Trend ist, sondern eine notwendige Anpassung an die ökologischen und wirtschaftlichen Realitäten unserer Zeit. Angesichts des zunehmenden Ressourcenverbrauchs und der Umweltprobleme, wie Klimawandel und Abfallprobleme ist es klar, dass der gegenwärtige Konsumstil langfristig nicht nachhaltig ist. Der Minimalismus betont die Reduktion auf das Wesentliche, was zu weniger Konsum, weniger Abfall und einer bewussteren Nutzung von Ressourcen führt."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Der Zustand unserer Wohnung kann viel über unser Seelenleben verraten, so die Wiener Aufräum-Expertin Desirée Schweiger
- Während Chaos in manchen Lebensphasen als Ausdruck von Selbstfindung und Kreativität dienen kann, führt es bei den meisten Menschen zu Stress und Überforderung, weshalb eine äußere Ordnung oft auch zu innerer Ordnung beiträgt