Oberösterreich
Aufgedeckt – Todes-Terrier gezielt zum Kampfhund ausgeb
Die Bestürzung ist groß, es bleiben viele Fragen: Wie konnte es zu der tödlichen Hundeattacke kommen? "Heute" hat mit einem Tier-Experten gesprochen.
Das ansonsten so beschauliche 4.000-Einwohner-Örtchen Naarn (Bez. Perg) kommt seit Montagvormittag nicht zur Ruhe. Der tragische Grund: ein blutiger Zwischenfall, bei dem eine 60-Jährige gestorben ist.
Die Frau war in ihrer Heimatgemeinde joggen und wurde plötzlich von einem Kampfhund angefallen. Der American Stafford ließ nicht mehr von ihr ab, selbst seine Besitzerin konnte nichts tun. Das Opfer erlag noch an Ort und Stelle seinen schweren Verletzungen. Nur Stunden später wurde der Hund eingeschläfert.
Unterdessen wurde mit der Aufarbeitung des tragischen Vorfalls begonnen, ein Profi für das Verhalten von Tieren hat sich eingeschaltet: Mit dem betroffenen Stafford sei sogenannter Schutzsport betrieben worden, erklärt der Niederösterreicher Michael Lehner, der auf seiner Website für "gewaltfreies Hundetraining" wirbt.
Heftig umstritten
Die Methode, mit der offenbar der Vierbeiner aus Naarn geschult wurde, ist heftig umstritten: Befürworter sehen darin ein leidenschaftliches Hobby, die anderen eine gefährliche Form des Abrichtens.
"Wenn man Schutzsport richtig macht, ist er nicht bedrohlich", sagt Lehner. Erzeuge man hingegen Druck, komme ein Ergebnis heraus, dass sich niemand wünsche. In gewissen Situation reiche nur eine falsche Bewegung, die den Hund an das Training erinnere. Bei einem Angriff dürfe man keinesfalls in Panik verfallen, sondern müsse tot spielen, so Lehner.
Ein Hauptproblem aus seiner Sicht: "Dieser Sport zieht Typen an, die nicht dafür geeignet sind. Man kann das mit Kampfsport vergleichen: Den betreiben auch vielfach Personen nicht aus Gründen der Selbstverteidigung, sondern wegen Penisverlängerung und als Statussymbol."
„Man kann das mit Kampfsport vergleichen: Den betreiben auch vielfach Personen nicht aus Gründen der Selbstverteidigung, sondern als Statussymbol." Hunde-Experte Michael Lehner über Schutzsport“
Verbot gefordert
Wie kann man tragische Zwischenfälle wie jenen vom Montag hintanhalten? Lehner pocht auf eine starke Reglementierung von Schutzsport bzw. auf ein generelles Verbot für Privatpersonen. Er sollte nur in Bereichen, in denen Diensthunde eingesetzt werden, zugelassen werden. Und: Der vielfach geforderte Hundeführerschein müsse endlich verpflichtend kommen, betont der Trainer.
Seine Kollegin Claudia Haider-Kasztler von der niederösterreichischen Vierbeiner-Schule Canissimo stößt ins gleiche Horn: "Meiner Meinung nach sollte diese Art von Training nur der Polizei oder Militär vorbehalten bleiben", erklärt sie gegenüber "Heute". Denn das Problem seien nicht bestimmte Hunderassen, es befinde sich am anderen Ende der Leine.