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Auf die Knie, in den Mund
Mit skurrilen Videos zeigt die Schweizer Regierung Anleitungen, die an typische Sex-Szenen erinnern. Damit soll für geschützten Geschlechtsverkehr geworben werden.
Einen dicken Schlauch, an dem eine Frau erst riecht, bevor sie ihn kniend in den Mund nimmt und daran saugt, bis ihr die ersten Tropfen in den Mund kommen. So viel Zweideutigkeit verwendet das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) in seiner neuesten Safer-Sex-Kampagne, die es zusammen mit der Aids-Hilfe Schweiz und der Organisation Sexuelle Gesundheit Schweiz lanciert hat. Der Clip lief am Donnerstagabend zur besten Sendezeit erstmals auf Prosieben Schweiz.
In einem der insgesamt drei Video-Tutorials wird dem Zuschauer erklärt, wie man ein Aquarium mit einem Schlauch leer saugt. Eine dunkelhaarige Frau zeigt jeden Schritt exakt vor. Nur der biedere, altmodische Fernsehzuschauer denkt hier nicht sofort an Oralsex.
Zweideutig geschützten Sex bewerben
Doch genau das beabsichtigen die Initianten, wie BAG-Sprecher Adrien Kay auf Anfrage sagt. "Mit dem Slogan 'An was immer du denkst, denk auch an deine Gesundheit' wollen wir zweideutig und mit einer Prise Ironie unseren Safer-Sex-Check auf der Kampagnen-Website bewerben." Dieser soll individuell passende Empfehlungen für sicheren Sex abgeben.
Das zweite Tutorial der Kampagne zeigt, wie man "Löcher bohrt".
Die zwei anderen Spots zeigen Männer, die "Löcher bohren" und "einen Darm stopfen". Diese laufen aber vorerst nicht im TV. Für Kay sind die Clips nicht provokativ. "Das BAG spricht in der Love-Life-Kampagne seit jeher deutlich an, worum es geht. Nämlich um geschützten Sex." Im Schlauch-Video beispielsweise gehe es um oralen Sex, ein sexuelles Verhalten, das weit verbreitet sei. "Das Spiel mit Klischees und der Humor machen die Videos zudem leichter zugänglich und somit wirksam", sagt Kay.
Im dritten Clip geht es ums "Därmestopfen".
"Finde das Video sinnvoll"
Auch für die Schauspielerin des Schlauch-Videos war der Dreh unproblematisch, wie sie sagt: "Ich habe mich am Set sehr wohl und gut betreut gefühlt. Die Schlauch-Szene war anfänglich schon etwas prekär, da ich auch nicht genau wusste, wie viel Wasser kommt."
Dass die Werbung eine falsche, möglicherweise für Frauen entwürdigende Wirkung habe, glaubt sie nicht: "Ich finde es sinnvoll, dieses Thema, das alle betrifft, in solchen bildlichen Szenen weiterzugeben." (duf)