Oberösterreich

Auf die Brüste gegriffen – Chef muss 2.500 Euro zahlen

Ein übergriffiger Vorgesetzter musste jetzt für sein Verhalten teuer bezahlen. Sein Opfer hatte die Arbeiterkammer eingeschaltet.

Tobias Prietzel
Rund 211.000 Euro hat die AK Oberösterreich allein im Vorjahr für diskriminierte Mitglieder erstritten. (Symbolbild)
Rund 211.000 Euro hat die AK Oberösterreich allein im Vorjahr für diskriminierte Mitglieder erstritten. (Symbolbild)
Getty Images

Fälle von Diskriminierung in der Arbeitswelt sind nach wie vor traurige Realität. Umso bitterer, dass das Gleichbehandlungsgesetz seit mehr als 40 Jahren klarstellt, dass Ungleichbehandlung im Job verboten ist.

Ein Dauerbrenner: sexuelle Belästigung. 86 Prozent der Beratungsfälle der AK Oberösterreich zu diesem Thema betreffen Frauen.

Allein im Vorjahr wurden rund 211.000 Euro für diskriminierte Mitglieder erstritten. Die Kammer berichtet von einem besonders erschütternden Fall: In einem Produktionsbetrieb grapschte der Chef einer Frau von hinten auf die Brüste. Dazu machte er noch in Anwesenheit anderer Kolleginnen und Kollegen eine abfällige Bemerkung.

"Stell dich nicht so an!"

Die Mitarbeiterin wehrte sich und sprach den Mann auf sein Verhalten an. Der entgegnete nur: "Stell dich nicht so an!"

Das Opfer ließ sich das aber nicht gefallen und wandte sich an die AK. Diese erreichte schließlich eine Zahlung von Schadenersatz in Höhe von 2.500 Euro.

"Ob körperliche Übergriffe oder obszöne Psychospielchen, sexuelle Belästigung hat für viele Frauen schwerwiegende und langanhaltende Folgen", sagt der Präsident der oberösterreichischen Arbeiterkammer, Andreas Stangl. "Deswegen sollen die Täter auch bestraft werden."

"Ob körperliche Übergriffe oder obszöne Psychospielchen, sexuelle Belästigung hat für viele Frauen schwerwiegende und langanhaltende Folgen" AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl

Stangl rät allen Betroffenen, sich an die AK zu wenden. "Dort bekommen sie einfühlsame, kompetente Beratung und Hilfe."

Massive Verunsicherung und Scham
Übergriffe lösen bei vielen Betroffenen massive Verunsicherung und Scham aus. Frauen trauen sich dann oft nicht, die Vorfälle zu melden. Im schlimmsten Fall suchen sie sogar die Schuld bei sich selbst.
Auch die Angst vorm Verlust des Arbeitsplatzes spielt häufig mit. Viele Opfer lassen sich daher über lange Zeit Missstände und Übergriffe gefallen und ertragen unangebrachtes Verhalten.
Sexistische Witze, obszöne Nachrichten am Handy oder unerwünschte Berührungen – das alles findet in einem einschüchternden, feindseligen, frauenfeindlichen und demütigenden Arbeitsumfeld statt.

Stangl pocht auf einen Ausbau der Gleichbehandlungskommission, um die Rechtsdurchsetzung zu erleichtern. Die personellen und finanziellen Ressourcen der Einrichtung müssten dringend aufgestockt werden.

"Es ist aber auch höchst an der Zeit, Gleichbehandlungskommissionen in den Bundesländern einzurichten", so Stangl. "Damit würden auch die Verfahrensdauern erheblich verkürzt." Für die Betroffenen sollte es zudem finanzielle Unterstützung und kostenlose therapeutische Nachsorge und Begleitung geben.

Gerade junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden oft unbedarft mit sexualisierter Gewalt überrumpelt. Vor diesem Hintergrund will die AK-Kampagne #respect sensibilisieren und informieren. Ein Video-wurde Clip produziert, der u.a. in Berufsschulen gezeigt wird.

Diskriminierte Beschäftigte können sich an Tel. 050/6906-1910 wenden oder sich per Mail bei [email protected] melden. Weitere Infos gibt es in einer Broschüre, erhältlich unter ooe.arbeiterkammer.at/sexuelle_belaestigung

In der Teilzeit-Falle

Vor kurzem hat die Arbeiterkammer Oberösterreich auf die Teilzeit-Falle hingewiesen. Der Anteil von Frauen, die nicht voll arbeiten, ist in den vergangenen 15 Jahren von 41 auf 52 Prozent gewachsen.

Präsident Stangl nimmt Politik und Wirtschaft in die Pflicht: "Dass Frauen in der Arbeitswelt immer noch massiv benachteiligt werden und jetzt ganz besonders unter den Teuerungen leiden, ist inakzeptabel."

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