Wirtschaft

AUA-Bordpersonal will weiter verhandeln

Heute Redaktion
Teilen

Das AUA-Bordpersonal will im Rahmen des vom Vorstand geplanten Betriebsübergangs auf Tyrolean erneut mit dem Management verhandeln. Man wolle klären, zu welchen Bedingungen ein Übergang akzeptabel wäre. Weitere Streikdrohungen soll es vorerst nicht geben.



Die Betriebsversammlung der AUA-Piloten und Flugbegleiterinnen am Montag war mit Spannung erwartet worden. Das Bordpersonal will den mit schlechteren Konditionen verbundenen Betriebsübergang von Austrian auf Tyrolean nicht hinnehmen. Es ist aber bereit mit dem Management darüber zu verhandeln, zu welchen Bedingungen eine Zusammenführung der Betriebe akzeptabel sei. Streikdrohungen soll es vorerst nicht geben. Die Versammlung hatte am Vormittag geführt. Kurz nach 13 Uhr wurde der Normalbetrieb wieder aufgenommen.

Konzern-KV für alle gefordert
Der Bord-Betriebsrat Karl Minhard will wieder mit dem Management in Kontakt für weitere Verhandlungen treten: "Recht viel weiter kann man die Hosen nicht runterlassen, ohne das Gesicht zu verlieren." Vorstellbar wäre für die Arbeitnehmervertretung ein Konzern-KV für alle. Für Piloten und Stewardessen werden zudem umfassende Sozialpläne gefordert, in denen ein "Übervorteilungsschutz" festgeschrieben werden müsse, hieß es. Die AUA-Spitze hat Ende voriger Woche den Betriebsübergang freilich überlebenswichtig genannt.

Der eine oder andere Pilot fürchtet, dass die AUA überhaupt für "Sandkistenspiele" im Lufthansa-Konzern missbraucht wird - um auszuloten, "was so alles reingeht". "Das ist dann nicht mehr unser Unternehmen", meinte ein Pilot. Einer anderer sprach von "monatelangem Psychoterror" und "menschlichen Kollateralschäden".

Folgt nun "juristischer Super-Gau"?
AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard und der Anwalt der Piloten, Roland Gerlach, bezifferten die Kosten der Auslagerung des Flugbetriebs, so wie ihn der AUA-Vorstand will, mit 160 Mio. Euro. Die Summe sei im Aufsichtsrat zur Sprache gekommen. Sie umfasse Abfertigungen für ausscheidende AUA-Piloten, weitere Folgekosten und Erlöseinbußen. Minhard sprach von einem "juristischen Super-Gau", den die ganze Verlagerung bei der AUA nach sich ziehen könnte. Operativ rechnet er weiter mit dem Abgang von 200 bis 300 Austrian-Piloten. Würden alle rund 300 Piloten nach dem für das Unternehmen besonders teuren AUA-KV alt gehen, würde sofort ein dreistelliger Millionenbetrag an Abfertigungen fällig.

Der Betriebsrats-Anwalt riet den Piloten und Flugbegleiterinnen, in den nächsten Wochen und Monaten auf keine Unterschriftsangebote des Managements einzugehen. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat wollen in jedem Fall rechtliche Schritte einleiten. Erste Feststellungsklagen drohen, sobald der Übergang vom Vorstand eingeleitet ist. Das kann in ein bis zwei Tagen sein. Einen Anlass für individuelle Klagen sieht die Pilotenvertretung bisher nicht.

Nach Meinung der Betriebsräte gilt für die AUA-Bordcrews trotz der KV-Kündigung durch den Vorstand der AUA-Kollektivvertrag auch über Ende Juni hinaus nach. Dagegen sieht der Vorstand die AUA-Piloten ab Sommer im "KV-freien" Raum. Vorsichtshalber wurde heute in der Betriebsversammlung vor den rund tausend Teilnehmern gewarnt, dass eine rechtliche Eskalation in dem Streit auch gegen die Betroffenen ausgehen kann. Höchsrichter könnten dem Unternehmen Recht geben, wenn es mit der Insolvenz-Karte winkt.

Betriebsrat: Tyrolean-Piloten müssen sich "hinten einreihen"
Man werde sich jedenfalls nicht mit den Tyrolean-Kollegen auseinanderdividieren lassen, versicherte der AUA-Betriebsrat. Das habe schon in der Vergangenheit nicht funktioniert. Bei allen Lösungen muss Minhard zufolge das Karriere- und Kündigungsreglement (Senioritätsprinzip) weiter gelten. Selbst wenn Tyolean-Piloten jetzt ab Mai auf A-320-Flugzeuge der AUA umgeschult werden, müssten sie sich "hinten einreihen". Schon dabei dürften "keine Senioritätslisten aufgeweicht" werden.

Für die AUA-Bordbeschäftigten heißt ein Übergang auf Tyrolean, flexibler zu arbeiten und länger zu fliegen. Die AUA-Pilotengehälter würden eingefroren, automatische Vorrückungen und Pensionsprivilegien fallen weg. Es entfällt auch jene Klausel, wonach Flieger mit bis zu 110 Sitzen von Tyrolean betrieben werden müssen, die größeren Geräte aber von der AUA.