Tirol
Schwerkranke muss für Therapie selber bezahlen
Kassenplätze für Patienten mit psychischen Krankheiten sind schwer zu bekommen. Auch Anna Helm (21) muss für ihre Behandlung nun selbst bezahlen.
Therapeuten gäbe es genug – mehr als 11.000 in Österreich. Doch einen Kassenplatz zu bekommen, ist für Patienten der reinste Spießrutenlauf. Betroffene berichten von jahrelangen Wartezeiten, wer rasch eine Psychotherapie benötigt, muss dafür in der Regel selbst aufkommen. Diese Erfahrung hat auch die heute 21-jährige Anna Helm aus Innsbruck gemacht.
Die Tirolerin leidet seit sechs Jahren unter Anorexie. Einen Kassenplatz bei einer Psychotherapeutin habe sie nur bekommen, da Bekannte ihn vermittelt hätten. "Das war ein Riesenglück", sagte die junge Tirolerin nun in der ZiB 2. Zweimal musste Helm wegen Magersucht stationär aufgenommen werden, heute ist die Maturantin auf dem Weg der Besserung und kaum wieder zu erkennen (s.o.).
Kontingent verbraucht
Mittlerweile hat Helm allerdings ihr Kontingent an Sitzungen verbraucht und muss die Therapie wieder selbst bezahlen. Für die 21-Jährige, die nur geringfügig im Supermarkt jobbt, eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit: "Wenn ich nicht das große Glück hätte, dass mich meine Mutter finanziell unterstützen kann, wüsste ich nicht, was ich machen soll", gesteht sie. Patienten aus finanziell schwächeren Familien würden in dieser Situation durch die Finger schauen und wären mit ihren Problemen auf sich allein gestellt.
Ein halbes Jahr noch dauert Helms Therapie, dann möchte sie Lehrerin werden. Ohne ihre Therapeutin wäre die Tirolerin wohl nie so weit gekommen: Anorexie zählt zu den schwersten psychischen Krankheiten, mit potenziell tödlichen Folgen.