Welt

Der Ananas-König ist tot – sein Imperium lebt weiter

Er handelte stets nach dem Credo "wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere." Ananas-König Johann Dähler ist 70-jährig verstorben.

In den 70er-Jahren brachte Johann Dähler als Erster frische Ananas in die Schweiz.
In den 70er-Jahren brachte Johann Dähler als Erster frische Ananas in die Schweiz.
20M / privat

Der Schweizer Ananas-König Johann Dähler ist am 8. September nach kurzer Krankheit im Kreise seiner Familie 70-jährig verstorben, sagt Stéphane Dähler, einer seiner Söhne, auf Anfrage von "20 Minuten". Stéphane ist am Dienstag gerade unterwegs ins Inselspital Bern, wo sein Vater verstarb: "Sie haben sehr gute Arbeit geleistet, weshalb ich mich nun bedanken möchte." Das macht er wohl ganz im Sinne seines Vaters: mit Ananassen als Geschenk für die Mitarbeiter.

Der Thurgauer Bauernsohn Johann Dähler war über 20 Jahre der größte Plantagenbesitzer der Elfenbeinküste, bis er alles verlor. Mit einer Portion Kampfgeist und der Ansicht, ein Nein sei nur ein "jetzt gerade nicht", baute er sich ein Imperium auf. Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) berichtete regelmäßig über Dähler und seine Familie.

Landwirtschaft auf drei Kontinenten

Johann Dähler fühlte sich in der Landwirtschaft zu Hause und hat sie bis zu seinem Tod auf drei verschiedenen Kontinenten gelebt. Seine Geschichte begann in Europa, genauer in Fruthwilen im Schweizer Thurgau, wo er als Sohn eines Bauern aufwuchs. Von seinem Vater hat er wahrscheinlich den Kampfgeist geerbt. "Aufgeben ist das Letzte und Angst ist der schlechteste Partner", hat sein Vater immer gesagt, wie er in einem SRF-Dokumentarfilm erzählte.

Nachdem er die Landwirtschaftsschule absolvierte und den militärischen Rang des Unteroffiziers erlangte, reiste er in den 70er-Jahren nach Afrika. Dort ging er verschiedenen Tätigkeiten nach und ahnte noch nicht, dass ihn Afrika einmal groß machen würde.

1/7
Gehe zur Galerie
    <strong>Johann Dähler</strong> ist am 8. September nach kurzer Krankheit im Inselspital Bern verstorben.&nbsp;
    Johann Dähler ist am 8. September nach kurzer Krankheit im Inselspital Bern verstorben.
    20M / privat

    Johann Dähler war der Erste

    Durch Zufall ergatterte er einen Job in einer Ananaskonservenfabrik an der Elfenbeinküste, wo er erstmals mit der Frucht in Berührung kam, die ihn später berühmt machen sollte. "Als er damals zurück in die Schweiz reiste, merkte er, dass es dort noch keine frische Ananas auf dem Markt gab", sagt Sohn Stéphane Dähler. "Daraufhin hat er angefangen, Ananas mit der Swissair in die Schweiz fliegen zu lassen."

    "Johann ist wie ein Vater für mich." – Mitarbeiter einer Plantage

    Johann Dähler wurde 1977 zum größten Frachtkunden von Swissair und zum größten Plantagenbesitzer an der Elfenbeinküste. Er war der Erste, der frische Ananasse in die Schweiz lieferte und sein Imperium wurde immer größer.

    Insgesamt beschäftigte Dähler 1.500 Einheimische, mit denen er auch persönliche Beziehungen pflegte. "Er gibt uns Arbeit und zu essen. Johann ist wie ein Vater für mich. Anstelle meiner richtigen Eltern löst er nun alle meine Probleme", sagte einer seiner liebsten Mitarbeiter in der SRF-Dokumentation. Umso schlimmer für Johann Dähler, als im Jahr 2000 alles zusammenbrach.

    "Ich habe nächtelang durchgeweint"

    Für seine Mitarbeiter kämpfte Dähler bis zum Schluss, musste aber im Jahr 2000 Hals über Kopf das Land verlassen, um dem Bürgerkrieg entkommen. Zurück in der Schweiz war Dähler ständig mit seinen Mitarbeitenden in Kontakt und setzte sich für sie ein.

    Nicht daran denkend, aufzugeben, baute er mit seiner Frau Jolanda und seinen vier Kindern im Jahr 2004 eine neue Ananasplantage auf, dieses Mal in Costa Rica – mit Erfolg. "Zum ersten Mal nach der Krise bin ich wieder glücklich", erzählt er in der SRF-Dokumentation. Doch bis dahin war es ein steiniger Weg. "Ich habe nächtelang durchgeweint", sagt Johann Dähler über die Zeit, als er seine Plantage und Mitarbeitenden zurücklassen musste. Zehn Jahre nach der Krise rang er sich schließlich dazu durch, wieder an die Elfenbeinküste zu fahren.

    Von der Ananas zum Gummibaum

    Dort angekommen, kaufte er seine alte Plantage zurück und erfreute sich an den Gummibäumen, die er kurz vor der politischen Krise gepflanzt hatte. "Wenn etwas nicht ging, hatte er eine andere Idee", sagt Stéphane Dähler mit Recht über seinen Vater. Denn daraufhin betätigte Dähler sich zusätzlich als Gummiproduzent. Dähler entscheidet sich aber aus gesundheitlichen Gründen, seinen ständigen Wohnsitz nicht mehr in Afrika zu haben. Er erlitt bereits einen Herzinfarkt und lebte mit der Spenderniere seiner Frau Jolanda. "Hier ist kein gutes Klima für die Gesundheit", sagt Dähler in der Dokumentation.

    Seit 20 Jahren klar, wo letzte Ruhestätte sein soll

    Spätestens nach seinem Tod wünsche er sich aber, für immer in seiner Wahlheimat bleiben zu dürfen. "Ich möchte auf der Plantage neben meiner Kapelle beerdigt werden", sagte Dähler schon in den 90er-Jahren. In der Kapelle, die er baute, um die katholische und muslimische Bevölkerung zusammenzubringen, auf der einen Seite mit Minarett und Teppichen, auf der anderen mit Bänken ausgestattet. Diesem letzten Wunsch wird nun Rechnung getragen.

    Johann Dähler war ein echter Philanthrop, der bis zu seinem letzten Tag gearbeitet hat. "Das, was unser Vater aufgebaut und bis zum Schluss gemacht hat, führen wir nun als Familie weiter", sagt Stéphane Dähler, der in Costa Rica wohnt. Dort arbeitet er als Reiseleiter, auch dank einer geschickten Partnerschaft, die sein Vater eingegangen ist.

    1/50
    Gehe zur Galerie
      <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
      21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
      privat, iStock