Oberösterreich

"Frechheit" – AMS-Geld-Bezieher versetzen Firmen-Chef

Es hätte der Einstieg ins Berufsleben sein können: Das AMS organisierte in einer Firma eine Jobbörse. Doch statt elf Arbeitslosen erschienen nur vier.

Johannes Rausch
"Das gesamte Team der Firma ist schockiert über die Einstellung derer, die einfach nicht erschienen sind": ACS-Chef Daniel Hofstätter. 
"Das gesamte Team der Firma ist schockiert über die Einstellung derer, die einfach nicht erschienen sind": ACS-Chef Daniel Hofstätter. 
ACS

Viele Wochen bereiteten sich die Mitarbeiter des Kabelhändlers ACS in Kematen an der Krems (Bez. Linz-Land) vor: Um neues Personal zu finden, wurde eine Firmenpräsentation für AMS-Gemeldete ausgearbeitet.

Betriebs- und Lagerleiter sowie Geschäftsführung nahmen sich extra für diesen Termin Zeit. Essen wurde organisiert, auch Parkplätze wurden für die erwarteten Gäste reserviert.

Das Arbeitsmarktservice (AMS) schrieb 44 Personen an, die für die Stelle als Lagermitarbeiter in Frage kamen. Dann wurden elf arbeitslos gemeldete Personen für eine interne Jobbörse im Unternehmen erwartet. Das AMS Traun (Bez. Linz-Land) hatte diese ins Leben gerufen, war selbst mit zwei Betreuerinnen vor Ort. Doch dann plötzlich die böse Überraschung: Nur drei Arbeitslose sind gegen 8.45 Uhr erschienen.

Wut-Mail verschickt

Laut Firmenchef Daniel Hofstätter (35) wurde auf eine vierte Person dann 20 Minuten gewartet. "Sehr ernüchternd" sei das alles gewesen, sagt der 35-Jährige im Gespräch mit "Heute". In einem Mail ließ Hofstätter dann seiner Wut freien Lauf. Adressaten waren neben dem AMS Traun Arbeitsminister Martin Kocher, Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und AMS-Chef Johannes Kopf. 

In seinem Schreiben, das "Heute" vorliegt, bezeichnete Hofstätter es als eine "bodenlose Frechheit", dass nicht einmal die Hälfte der verbindlich Angemeldeten zum Termin erschienen sei.

"Frustriert über Desinteresse"

"Wir waren wirklich frustriert über das Desinteresse. Das gesamte Team der Firma ist schockiert über die Einstellung derer, die einfach nicht erschienen sind." Außerdem: "Als Geschäftsführer und Arbeitgeber schäme ich mich vor meinen hart arbeitenden Mitarbeitern, dass so wenige Menschen Interesse haben zu arbeiten."

Die Firma bereitete das Meeting gewissenhaft wochenlang vor. "Wir haben uns viel überlegt, Räume reserviert, Schokolade und Getränke besorgt", so Hofstätter. "Wir haben eine Führung geplant, wollten ein Video vorführen." Acht Mitarbeiter seien mit dem Thema befasst gewesen. Er werde so eine Jobbörse jedenfalls "definitiv nicht mehr machen", das sei "Zeitverschwendung". Laut Hofstätter handle es sich bei diesem Vorfall um keine Ausnahme: "Zig Firmen haben mir von ähnlichen Beispielen berichtet."

"Ich verstehe nicht, dass sich manche Arbeitssuchende unsere Firma nicht einmal anschauen wollen." ACS-Geschäftsführer Daniel Hofstätter

Richtung Politik findet er scharfe Worte: "Wie soll ich meinen Lagermitarbeitern erklären, die jeden Morgen pünktlich um 6 Uhr bei der Arbeit erscheinen und sich auf die Unterstützung neuer Kollegen freuen würden, dass Arbeitssuchende in Österreich einfach unser System mit Füßen treten?"

Die Firma ACS beschäftigt derzeit 75 Stamm-Mitarbeiter und zehn Leasingkräfte. Aktuell werden acht Personen, vor allem im Kabellager, gesucht.

Gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten" sagt Michaela Billinger, Chefin der AMS-Stelle Traun, dass nur jene, die bei einer verbindlichen Jobmesse nicht erschienen, bei triftigen Gründen wie einer vom Arzt bestätigten Krankheit mit keinen Konsequenzen zu rechnen hätten. Wenn verbindliche Vermittlungsversuche ignoriert würden, werde das Arbeitslosengeld für sechs Wochen gesperrt. Außerdem sei es nicht repräsentativ, das nicht einmal die Hälfte der eingeladenen Personen auftauche.

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