Oberösterreich
"A****löcher" – Rettungsgasse verstopft, Ehepaar tot
Nach einem Unfall mit zwei Toten ist der Ärger groß: Mehrere Lenker hatten die Rettungsgasse verstopft. "Heute" weiß, welche Strafen drohen.
Es war ein tragischer Autounfall, den eine Lenkerin nur durch Zufall entdeckt hat: Sie hatte auf der A8 (Innkreisautobahn) bei Ort (Bez. Ried) am Pannenstreifen gehalten und telefoniert. Als die Frau in den Rückspiegel schaute, sah sie eine Person im Gras liegen.
Wie sich herausstellte, war ein Ehepaar mit seinem Wagen auf einen gesperrten Parkplatz gefahren und gegen einen Baum gekracht. Der 77-jährige Lenker starb noch an Ort und Stelle. Seine Ehefrau (69) wurde geborgen und ins Krankenhaus eingeliefert, wo sie in der Nacht auf Sonntag ihren schweren Verletzungen erlag.
Wie ein später auf Facebook veröffentlichtes Video der Freiwilligen Feuerwehr Ort im Innkreis zeigt, hatte es nach dem Unfall Probleme mit der Rettungsgasse gegeben. Wegen mehrerer Pkw, die den Weg verstellten, brauchte das Einsatzfahrzeug um die fünf Minuten, um zur Unglücksstelle zu gelangen.
Von "Heute" danach gefragt, wie häufig es zu derartigen Behinderungen kommt, sagte ein Feuerwehrler: "Es ist die Regel statt der Ausnahme."
Aufregung im Netz
Die Aufnahmen vom Wochenende lassen auf Social Media die Wogen hochgehen: "Anstatt dass ihr froh seid, nicht am vorderen Ende des Staus zu sein, riskiert ihr A****löcher das Leben anderer", lässt eine Userin ihrem Zorn freien Lauf. "Für euch geht's um ein paar unwichtige Minuten – früher zuhause, an der Tankstelle, beim Essen. Für diejenigen vorne um möglicherweise entscheidende Sekunden. Euch sollte man allen das Fahrzeug auf Lebenszeit entziehen."
„"Euch sollte man allen das Fahrzeug auf Lebenszeit entziehen." Eine zornige Facebook-Userin“
"So dämlich, die Leute", schreibt eine andere Frau. "Am besten im Nachgang jeden anzeigen, der nicht auf die Seite gefahren ist", lautet ein weiterer Kommentar.
Gefahr im Verzug
Bei allen Emotionen: "Heute" wollte wissen, inwieweit die Helfer bei Nichteinhalten der Rettungsgasse durchgreifen können. "Wir sind berechtigt, bei Gefahr im Verzug Hindernisse zu überwinden", erklärt Markus Voglhuber vom Oberösterreichischen Landesfeuerwehrverband. Er verweist auf ein Beispiel: Blockiert etwa ein Auto die Entnahmestelle für Löschwasser, dürfen es die Einsatzkräfte wegschaffen.
Bei Zwischenfällen wie jüngst sei das freilich schwierig, so Voglhuber. Hier brauche es Bewusstseinsbildung: "Man kann nur an die Lenker appellieren, richtig die Rettungsgasse zu bilden." Nachsatz: "Einen Einsatz wie den auf der A8 haben wir Gott sei Dank schon länger nicht mehr erleben müssen."
„"Einen Einsatz wie den auf der A8 haben wir Gott sei Dank schon länger nicht mehr erleben müssen." Markus Voglhuber vom Oö. Landesfeuerwehrverband“
Bis zu 2.180 Euro Strafe
Es drohen jedenfalls empfindliche Geldbußen: Wird keine Rettungsgasse gebildet oder verbotenerweise befahren, kann eine Strafe bis zu 726 Euro verhängt werden.
Werden Einsatz- oder Pannendienstfahrzeuge, Leichenwagen bzw. der Straßendienst behindert, wird das mit bis zu 2.180 Euro geahndet.
Weitere Informationen zur Rettungsgasse findet man hier.
Mini pfeift auf Rettungsgasse
Unfassbare Szenen auf der A10 bei Salzburg: Während andere Autofahrer brav eine Rettungsgasse bildeten, fuhr ein Mini-Lenker einfach durch. Nutzer des Instagram-Accounts "Münchner Gesindel", wo der Clip hochgeladen wurde, forderten: "Führerschein weg und hohe Geldstrafen!!!"