Verein MUT hilft
Alleinerzieherin: "Ich lebe von 800 Euro im Monat"
Nach einer gescheiterten Beziehung drohte Sabina K. die Obdachlosigkeit. In der Notunterkunft "Refugium" des Vereins MUT hat sie Zuflucht gefunden.
Ihre Ein-Zimmer-Wohnung mit Küchenzeile, Bad und WC ist liebevoll eingerichtet, Spielsachen ihres Sohnes Leon (4) liegen verstreut herum: Seit August 2023 lebt Sabina K. (36) in der betreuten Notunterkunft "Refugium" des Vereins MUT für alleinerziehende Mütter in Favoriten.
"Mein größter Wunsch ist eine eigene Wohnung und ein Job. Ich will endlich wieder ein stabiles Leben haben", erzählt die gebürtige Russin im Gespräch mit "Heute". Eine Urlaubsliebe in Bodrum war für Sabina K. der Anfang vom Ende: "Ich habe mich dort in einen Mann verliebt, bin dann unten geblieben", berichtet die 36-Jährige, die seit 2012 in Österreich lebt und hier Deutsch als Fremd- und Zweitsprache studiert hat.
Trennung von türkischem Lebensgefährten
Doch nach den ersten Hochgefühlen – 2020 wurde ihr Sohn Leon geboren – kam schon bald die Ernüchterung: "Wir haben sehr viel gestritten, die Unterschiede sind immer mehr herausgekommen. So wollte er zum Beispiel, dass wir mit seinen Eltern zusammenwohnen. Das wollte ich aber überhaupt nicht. Außerdem hat er mir am Anfang sehr viel versprochen, aber dann nichts davon gehalten", erinnert sich Sabina K.
Mehr als ein Jahr lang hielt die 36-Jährige es in der Türkei aus, dann flüchtete sie unter dem Vorwand, ihre Großmutter pflegen zu müssen, mit Leon zurück nach Österreich. Seitdem gibt es keinen Kontakt mehr zum Kindesvater, Sabina K. kümmert sich allein um ihren Sohn: "Nachdem wir in drei verschiedenen Grundversorgungseinrichtungen waren, hat uns das Jugendamt den Verein MUT empfohlen, und wir haben zum Glück einen Platz hier im 'Refugium' bekommen."
Verein MUT
Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die Not-, Obdachlosen-, Kinder- und Familienhilfe sowie die Lebensmittelrettung und -verteilung. Die Kinder- und Familienhilfe umfasst die Krisenunterkunft "Refugium", wo Alleinerzieherinnen mit ihren Kindern ein vorübergehendes Zuhause finden. Mit Start-Up-Wohnungen ermöglicht der Verein zudem Menschen den Wiedereinstieg in autonomes Wohnen.
Im "Tante Nele Laden" in der Neulerchenfelderstraße (Ottakring) erhalten Alleinerziehende sowie armutsgefährdete Menschen kostenlos Kinderpflegeartikel und Lebensmittel. Zum Schulanfang werden armutsgefährdete Kinder mit gratis Schulartikeln und Schultaschen unterstützt.
Info: verein-mut.eu
„Ich bekomme 575 Euro Grundversorgung, Familienbeihilfe und 80 Euro Unterhaltszuschuss – macht knapp 796 Euro“
Finanziell über die Runden zu kommen, ist für die 36-Jährige jedes Monat eine Herausforderung: "Ich bekomme 575 Euro Grundversorgung, Familienbeihilfe (141,48 Euro) und 80 Euro Unterhaltszuschuss für Leon – macht 796 Euro." Für die Ein-Zimmer-Wohnung bezahlt Sabina K. rund 300 Euro, dazu kommt halbtags der private Kindergarten mit 120 Euro: "Es war unmöglich, einen Platz in einer städtischen Einrichtung zu bekommen", erklärt sie.
Der Alleinerzieherin bleiben daher nur 376 Euro für alle restlichen Ausgaben: "Zum Glück darf ich einmal pro Woche gratis im 'Tante Nele Laden' des Vereins einkaufen, da gibt es Lebensmittel und Hygieneartikel, manchmal auch Süßigkeiten oder Kleidung für Kinder."
Job im Sozialbereich
Die gebürtige Russin will ihre Situation so schnell wie möglich verbessern: "Ich habe derzeit die Rot-Weiß-Rot-Karte und bin beim AMS gemeldet. Ich suche dringend einen Job, bekomme aber nur Absagen, meistens weil ich Alleinerzieherin bin und zum Beispiel abends nicht arbeiten kann", meint Sabina K.
Am liebsten wäre die 36-Jährige im Sozialbereich tätig: "Ich habe das Aufnahmeverfahren als Sozialpädagogin gemacht, bekomme Ende Juni Bescheid, ob ich genommen werde. Dann hätte ich eine Ausbildung und würde währenddessen auch ein Gehalt bekommen."
Die Bilder des Tages
„Ich fühle mich sehr wohl im 'Refugium'. Es leben noch vier andere Mütter hier, der Austausch ist sehr gut“
Der Vertrag im "Refugium" läuft ein Jahr lang, bei Bedarf kann dieser auch verlängert werden: "Ich fühle mich sehr wohl. Es leben noch vier andere Mütter hier, der Austausch ist sehr gut. Am Abend kommen wir alle im gemeinsamen Wohnzimmer zusammen, essen und tratschen, während die Kinder miteinander spielen", schwärmt Sabina K. Trotzdem ist Eines klar für sie: "Ich möchte wieder ein eigenständiges Leben führen!"