Niederösterreich

"Alle in Ambulanz" – Spitalsarzt übernimmt Kassenstelle

Dr. Johannes Schaffer war bis vor Kurzem Kinderarzt im Uni-Klinikum St. Pölten. Er wird der langersehnte Kassen-Doc in der Landeshauptstadt.

Isabella Nittner
Johannes Schaffer übernimmt die vakante Kassenstelle als Kinderarzt in der Landeshauptstadt.
Johannes Schaffer übernimmt die vakante Kassenstelle als Kinderarzt in der Landeshauptstadt.
privat

Mehr als 70 Mal war die Stelle ausgeschrieben worden, doch gemeldet hatte sich niemand: Wie berichtet, war die Kassenstelle für Kinder- und Jugendheilkunde in der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten jahrelang vakant, Eltern mussten mit ihrem Nachwuchs auf die ebenfalls völlig überlaufenen Allgemeinmediziner oder die eigentlich nur für Notfälle oder die medizinische Nachsorge vorgesehene Ambulanz im Spital ausweichen.

"Keine Chance auf Kontrolle"

Dass die Situation nicht mehr tragbar war, wusste Dr. Johannes Schaffer also aus erster Hand, war er doch als Oberarzt im Universitätsklinikum Sankt Pölten angestellt. Jetzt nahm er die Zügel selbst in die Hand, übernahm die Planstelle als Kassen-Kinderarzt und will mit Jahreswechsel bereits im Sozialmedizinischen Zentrum der Arbeiterkammer NÖ ordinieren.

"Neugeborene haben keine Chance auf Kontrolle bei einem Kassenkinderarzt. Die ambulanten Kontrollen müssen die Allgemeinmediziner machen, weil wir vom Fach der Kinderheilkunde verschlafen haben, eine gute Versorgung aufzubauen. Daher starte ich nun als Kinderkassenarzt und möchte im Zuge der nächsten Jahre St. Pölten zu einem Knotenpunkt der Kinderversorgung machen", so der motivierte Mediziner.

"Neugeborene haben keine Chance auf Kontrolle bei einem Kassenkinderarzt."

Fachärzte-Mangel

Über fehlende Kinderärzte klagt übrigens nicht nur die Landeshauptstadt: In ganz Niederösterreich gibt es nur 34 Kinderärzte mit Kassenvertrag – mehr dazu hier. Insbesondere wird über einen akuten Fachärzte-Mangel geklagt. Im Bezirk Mödling kommen auf einen Internisten beispielsweise 13.292 Patienten, auf einen Gynäkologen 12.361 Patienten. Viele müssen deshalb auf Wahlärzte ausweichen – in Zeiten der Krise eine weitere finanzielle Belastung.

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