250.000 Krankenstände

Alarm: Uns fehlen diese wichtigen Medikamente

Erschreckend hohe Zahl: Hunderte Medikamente sind derzeit nicht lieferbar. Und das noch vor der großen Krankheits-Welle.

Michael Pollak
Alarm: Uns fehlen diese wichtigen Medikamente
Oft hilft nur die mühsame Suche nach alternativen Präparaten.
Bild: Reuters (Symbolbild)

Der September geht zu Ende, die Verkühlungs-, Grippe- und auch Coronawelle startet mit voller Kraft. Aktuelle Zahlen aus der Österreichischen Gesundheitskasse: 253.677 Österreicher sind derzeit im Krankenstand. Aber: Da sind noch nicht einmal Schüler, Pensionisten, Unternehmer, etc. mitgezählt.

Schon jetzt sind mehr als 63.000 Menschen mit grippalem Infekt krankgemeldet.

Alarmierend dabei, die Ärztekammer Wien warnt bereits jetzt: "Schon vor Start der Influenza-Impfsaison ist Impfstoff für Risikogruppen nicht mehr bestellbar." Die Kammer erinnert an das vergangene Jahr: "In der vergangenen Impfsaison waren teilweise 180 Ordinationen in Wien ohne Impfstoff, das darf sich keinesfalls wiederholen", sagt Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer.

"Impfstoff nicht mehr bestellbar"

Missstände gebe es auch heuer, so der Kammer-Chef: "Nur zehn Tage nach Bestellstart ist der spezifische Influenza-Impfstoff für Risikogruppen für uns Ärztinnen und Ärzte in den Ordinationen nicht mehr bestellbar, da das Kontingent erschöpft ist. Das ist untragbar…"

Doch das Problem ist noch viel größer. Ein Blick in die Datenbanken der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) zeigt: Aktuell fehlen in Österreich 549 Präparate  – sie sind entweder gar nicht, oder nur eingeschränkt verfügbar.

Dazu gehören wichtige Antibiotikasäfte für Kinder, Herzmedikamente wie Inderal, Diabetes-Mittel (Ozempic) aber auch die häufig benützte Augensalbe Dexagenta (Antibiotikum).

Alles fehlt: Schmerzmittel, Asthmamittel, Herzpräparate...

Bei Durchsicht der langen Liste fällt auf, aus allen Medikamenten-Gattungen fehlen wichtige Vertreter: Das Schmerzmittel Voltaren, das Asthmamittel Sultanol, das Antihistaminikum Aerius. Es sind viele Mittel, die normalerweise in Hunderttausenden Hausapotheken zu finden sind.

Dort gibt es mitunter massive Produktionsausfälle. Darüber hinaus existiert oft nur ein einziger Hersteller weltweit.
Ulrike Mursch-Edlmayr
Apothekerkammer

Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Apothekerkammer, erklärt gegenüber "Heute" die Gründe: "Der Großteil der Rohstoffe sowie ein Teil der Arzneimittel werden in China und Indien hergestellt. Dort gibt es mitunter massive Produktionsausfälle. Darüber hinaus existiert oft nur ein einziger Hersteller weltweit." Alle sind sich einig, wie die Lösung aussieht: "Primär geht es darum, eine gesamteuropäische Lösung für die dort angesiedelten Produktions-, Liefer- und Lagerschwierigkeiten zu finden. Produktion und Lagerung von Arzneimitteln müssen daher nach Europa zurückgeholt werden."

Seit Jahren wird die Lage angeprangert, ändern tut sich – zumindest an der Länge der Liste – nicht viel.

Zwei Stunden pro Tag jagen Apotheker fehlende Präparate

Währenddessen wird die Suche nach Arzneimitteln für viele zum Frust-Erlebnis. Apotheker versuchen in der Not, mühsam Ersatz zu finden. Entweder aus anderen Apotheken, direkt vom Großhandel oder sie führen Wartelisten.

Laut Apothekerkammer widmet sich jeder Apotheker im Schnitt zwei Stunden pro Tag diesem Problem: "Das bedeutet: Ein Mitarbeiter ist durchschnittlich einen ganzen Tag pro Woche ausschließlich damit beschäftigt. Die Apothekerschaft verhindert so, dass aus vorübergehenden Lieferengpässen Versorgungsengpässe werden."

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    Fotos: iStock; Sabine Hertel

    Auf den Punkt gebracht

    • In Österreich herrscht derzeit ein alarmierender Mangel an wichtigen Medikamenten, was besonders vor der bevorstehenden Krankheitswelle besorgniserregend ist
    • Die Ursachen liegen in Produktionsausfällen in China und Indien sowie der Abhängigkeit von wenigen Herstellern, weshalb Experten eine Rückverlagerung der Produktion nach Europa fordern
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