Coronavirus
AKH-Spezialist: "Nächster Sommer wird wie der heurige"
Heinz Burgmann ist Vorstand der Virologie am Wiener AKH. In einem Interview bremst er nun die Euphorie, dass im Sommer 2021 alles wieder normal wäre.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (VP) hatte in Interviews Ende August aufhorchen lassen. Der Herbst und der Winter werden nochmals fordernd, so der Regierungschef, der nächste Sommer werde aber wieder ein normaler sein. Das sehen offenbar nicht alle so optimistisch. Universitätsprofessor Dr. Heinz Burgmann (er ist Vorstand der Virologie am Wiener Allgemeinen Krankenhaus) drückt im Interview mit der "Krone bunt" auf die Euphorie-Bremse. "Der nächste Sommer wird eher noch wie der heurige als wie frühere. Ich persönlich würde keine Weltreise buchen. Ich fürchte, es wird uns alle noch länger beschäftigen. Aber wir werden lernen müssen, mit dem Virus zu leben."
"Gibt es genügend Impfdosen?"
Dass eine Impfung ein alleiniger Heilsbringer sein werde, glaubt Burgmann (derzeit) nicht. Ob sie kommen werde? "Wahrscheinlich schon. Ob im Jänner, Februar oder März, wissen wir nicht." Für ihn stellt sich auch die Frage, welche: "Wie wird sie wirken und wie effektiv wird sie sein? Wird sie eine Infektion verhindern oder nur die Erkrankungsschwere mildern? Gibt es genügend Impfdosen?" – all diese Fragen stellt er im "Krone"-Gespräch in den Raum.
„AKH-Arzt Burgmann: "Wir sind in einer sehr kritischen Phase."“
Er warnt auch vor den kommenden Wochen: "Die Neuinfektionen sind für den Zeitraum jetzt viel zu hoch. Wir sind in einer sehr kritischen Phase, weil der Winter ja erst kommt." Tückisch sei zudem die Zeitverzögerung bei Corona: "Das, was wir in den nächsten zwei bis vier Wochen an Infektionen sehen, hat bereits stattgefunden, darauf haben wir keinen Einfluss mehr." Das bedeutet: Auch die neuen Maßnahmen der Regierung, die, wie berichtet, morgen in Kraft treten, zeigten bestenfalls in einigen Wochen Wirkung.
Mediziner für Masken in Innenräumen
Covid-Leugnern schreibt Burgmann Folgendes ins Stammbuch: "Die Sterblichkeit bei Covid ist circa zehnmal höher als bei der Grippe. Wir haben im Gegensatz zur Influenza auch weder Immunität noch Impfung und relativ wenig Wissen."
Er selbst wirbt in TV-Spots für das Tragen von Mund-Nasenschutz – und empfiehlt dies nun auch für Innenräume, da Aerosole in der Luft einen Einfluss auf die Ansteckungsraten hätten. "Darum: lüften, lüften, lüften", so der Spitzen-Mediziner. "Alle 20 Minuten, und das gründlich. Und bitte Maske in Innenräumen."