Wien
AKH-Chefarzt soll Tod von 5 Patienten verschuldet haben
Heftige Vorwürfe gegen einen Wiener AKH-Professor: Nach der Anzeige eines Kollegen ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien wegen fahrlässiger Tötung.
Es sind 14 Seiten heftiger Tobak mit erschütternden Bildern von vermeintlichen Arzt-Opfern, die unlängst bei der Staatsanwaltschaft Wien einlangten. Ein Ex-Kollege eines Wiener Spitzenmediziners erhebt schwere Anschuldigungen gegen den hochdekorierten Chef der Abteilung, der auch eine Privatpraxis in Wien-Hietzing betreibt. Der Professor (Name der Redaktion bekannt) soll für den qualvollen Tod von fünf Menschen verantwortlich sein, ein weiterer Betroffener leidet unter entsetzlichsten OP-Folgen und gilt als "verloren".
"Er geht ungehemmt radikal vor"
Der brisante Vorwurf: Der Spitzen-Arzt soll durch seine nicht fachgerechte Behandlung beziehungsweise durch Unterlassung den Tod von fünf Menschen verschuldet haben. Er soll laut dem Kronzeugen, der den Stein nun ins Rollen brachte, "die Grenzen der Chirurgie nicht zu respektieren und Eingriffe nicht lege artis vorzunehmen".
Sein Ex-Abteilungskollege: "Er geht ungehemmt radikal vor, ohne dabei aber mit hoher Wahrscheinlichkeit onkologische Sicherheit zu erreichen", wird ihm angelastet.
Patientin erstickte an ihrem Blut
In der anonymen Anzeige des ehemaligen Kollegen kommen erschütternde Todesqualen von Kranken ans Tageslicht: "Es ist wahrscheinlich, dass der Tod der Patientin nicht durch Verbluten, sondern durch Ersticken am eigenen Blut eingetreten ist", steht in der Sachverhaltsdarstellung. Und: "Diese Todesursache ist ärztlicherseits jedenfalls stets zu vermeiden." Einem anderen Krebspatienten wurde totes Gewebe offenbar etappenweise entfernt, "bis ihm das gesamte Untergesicht fehlte". Als kurz darauf eine massive Blutung auftrat, starb er trotz Not-OP.
Star-Juristin kämpft um Aufklärung
Susanne Kurtev, (Kanzlei Rast & Musliu), spezialisiert im Bereich Arzthaftung, vertritt den Kronzeugen. Sie sagt zu "Heute": "Die Vorwürfe, die hier im Raum stehen, wiegen schwer. Fakt ist: Dieser fürchterliche Fall muss lückenlos aufgeklärt werden. Etwaige weitere Opfer oder ihre Anverwandten können sich jederzeit an unsere Kanzlei wenden."
Verdacht der fahrlässigen Tötung
Die Sachverhaltsdarstellung ging am 26. Mai bei der Staatsanwaltschaft Wien ein, bestätigte Carmen Kainz, Sprecherin der Anklagebehörde auf "Heute"-Anfrage. "Ein Verfahren ist anhängig", so Kainz. Die Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung stünden derzeit ganz am Anfang. Für den Mediziner gilt die Unschuldsvermutung.
Arzt zur Stellungnahme aufgefordert
Ob er weiter für das Wiener AKH tätig sein darf, blieb vorerst offen. Gegenüber "Heute" lässt der Kommunikationschef der Medizinischen Universität wissen: "Die MedUni Wien und das AKH Wien wurden über Vorwürfe und eine diesbezügliche Anzeige bei der Staatsanwaltschaft informiert, haben diesen zu einer Stellungnahme aufgefordert und werden die erhobenen Vorwürfe umgehend untersuchen."