Täuschend ähnlich

Ärzte tippen auf Covid, aber vergessen diese Krankheit 

Als die Frau mit typischen Corona-Symptomen ins Spital kommt, scheint die Diagnose klar. Doch der PCR-Test ist negativ. Erst ein Bluttest klärt auf. 

Heute Life
Ärzte tippen auf Covid, aber vergessen diese Krankheit
Aufgrund der Symptome tippen die Ärzte auf eine Coronainfektion, doch trotz Medikamenten geht es der Frau immer schlechter. (Symbolbild). 
Getty Images

Fieber, Kopfschmerzen, Husten, Atemnot, Erbrechen und Durchfall – mit diesen klassischen Corona-Symptomen geht eine US-Amerikanerin zu ihrem Hausarzt. Die Symptome seien plötzlich über Nacht gekommen. Am Vortag wäre es ihr noch gut gegangen, erklärt sie dem Arzt. Das Blutbild ist auffällig: Die Frau hat zu wenige Thrombozyten (Blutplättchen) – ein wichtiger Bestandteil der Blutgerinnung. 

Symptome lassen auf Covid schließen, aber...

Die Frau in den Dreißigern sucht die Notaufnahme der Uniklinik in Chicago im US-Bundesstaat Illinois (USA) auf. Mittlerweile hat sie 39 Grad Fieber, der Blutdruck ist zu niedrig, der Puls zu hoch. Und obwohl ihr Rachen gerötet ist, hat sie keinerlei Halsschmerzen, schreiben die Ärzte im Fachblatt "BMJ Case Reports". Weitere Tests bringen noch mehr ans Licht: Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sind erhöht, ebenso die Werte verschiedener Leberenzyme und bestimmte Entzündungsmarker. Weiters wird eine Nierenschädigung festgestellt und es steht der Verdacht einer Lungenembolie im Raum. 

Der CT-Scan zeigt mehrere Gewebeschäden an der Lunge, die infolge einer Infektion entstanden sein könnten. In Anbetracht der auch anderen Symptome tippen die Ärzte auf eine Corona-Erkrankung. Die Patientin bekommt ein Antibiotikum und Kortison, um die Infektion und Entzündung einzudämmen. Doch zwei nachfolgende Coronatests sind negativ – wie kann das sein?

Lemierre-Syndrom

Am dritten Tag geht es der Frau zunehmen schlechter. Dann die erlösende Nachricht aus dem Labor: In den Blutkulturen der Frau wächst das Bakterium Fusobacterium necrophorum, der Auslöser des in Vergessenheit geratenen Lemierre-Syndroms.

Das Lemierre-Syndrom ist eine seltene Form der Halsentzündung, die als Komplikation einer Mandelentzündung oder einer anderen Infektion des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches auftritt. Häufig kommt es zu einer Thrombose der inneren Drosselvene am Hals (Vena jugularis interna), Verschlüssen von Lungengefäßen oder einer Erregerausbreitung ins Gehirn. In ca. 50 Prozent der Fälle werden Eiteransammlungen (Abszesse) am Hals oder in den Lungen chirurgisch behandelt. So auch im Falle der Patientin. Nach gesicherter Diagnose wechseln die Ärzte das Antibiotikum und mittels OP wird der Abszess entfernt. Die Behandlung ist ein voller Erfolg, die Patientin erholt sich.

"Vergessene Krankheit"

Früher war das Lemierre-Syndrom oft ein Todesurteil. Heute tritt die Komplikation kaum noch auf, da beispielsweise hartnäckige Mandelentzündungen mit Antibiotika behandelt werden können. Im Fallbericht ist daher auch von einer "vergessenen Krankheit" die Rede.

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