Wirtschaft
Abzocke! Hinweise auf Preisverzerrung bei Spritpreis
Wenn die Rohölpreise fallen, bleiben die Benzinpreise hoch. Laut einem Experten gibt es Hinweise auf mögliche Preisverzerrungen beim Benzinpreis.
Die hohen Benzinpreise sind ein ständiges Ärgernis für Autofahrerinnen und Autofahrer. Vor allem seit dem Ukrainekrieg sind die Öl- und damit auch die Benzinpreise stark angestiegen. Doch wenn es eine Beruhigung auf dem Weltmarkt gibt, bleiben die Preise an der Tankstelle dennoch lange hoch, wie viele vermuten.
Jetzt hat der Schweizer Preisüberwacher Stefan Meierhans seine Untersuchungsergebnisse veröffentlicht. Viele Tankstellenbetreiber beantworteten seine Anfragen zwar nur ungenügend oder gar nicht. Doch die Daten von vier größeren Tankstellenketten zeigen, dass nicht auszuschließen sei, dass Preissenkungen nur zögerlich weitergegeben werden.
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Der Preisüberwacher fand gewisse Hinweise auf ungleiche Preisdynamiken, wie er schreibt. Bei höheren Rohstoffpreisen gebe es dagegen sofort eine Überwälzung an die Kundinnen und Kunden. Eine systematische Erhöhung der Bruttomargen der Tankstellenbetreiber könne der Preisüberwacher aber nicht feststellen.
Preise steigen wie Raketen und fallen wie Federn
Der Preishüter macht den Vergleich mit Raketen und Federn: Bei Preiserhöhungen beim Öl schießen die Benzinpreise wie Raketen nach oben, bei sinkenden Ölpreisen fallen sie offenbar langsam wie Federn nach unten.
Konsumentinnen und Konsumenten könnten dadurch nicht im gewünschten Ausmaß von Preissenkungen profitieren. Das Ergebnis könnten Wohlstandsverluste sein. Deshalb wäre ein solcher Preismechanismus kritisch zu beurteilen.
Raffinerien erhöhen die Margen
Die Untersuchungen bestätigten das Bild von anderen europäischen Wettbewerbsbehörden: Die Zunahme der Treibstoffpreise im ersten Halbjahr 2022 lasse sich nicht vollumfänglich mit den gestiegenen Rohölpreisen erklären.
Die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde und das deutsche Bundeskartellamt hätten beide eine Entkopplung der Großhandelspreise von den Rohölpreisen festgestellt. So verzeichneten die Ölraffinerien steigende Margen, die nicht mit den nur geringfügig gestiegenen Betriebskosten erklärbar seien.
Der Preisüberwacher wird nun weiter untersuchen, ob es einen Missbrauch gibt, wie er zu 20 Minuten sagt. "Es ist insbesondere bei den Tankstellen schwierig, an Daten zu kommen, weil die Wettbewerbskommission der Meinung ist, dass der Wettbewerb funktioniert. Die Tankstellenbetreiber sind deshalb nicht verpflichtet, uns Geschäftsgeheimnisse offenzulegen", so Meierhans.
Allerdings sei die Untersuchung nicht abgeschlossen. Der Preisüberwacher stehe auch in enger Zusammenarbeit mit der Weko, um einen allfälligen Missbrauch ahnden zu können.