Ukraine
Abschied: Video zeigt tränenreiche Szenen aus Russland
Seit Mittwoch gilt in Russland eine Teilmobilmachung von Reservisten. Die Ersten sind schon am Weg in die Ukraine – Videos zeigen die Abschiedsszenen.
Die Ankündigung Putins, die russischen Streitkräfte mobilisieren und in den Ukraine-Krieg schicken zu wollen, schlug hohe Wellen. Er sagte am Mittwoch, dass Russland aufgefordert wurde, die Scheinreferenden in den Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja "zu unterstützen". "Um unsere Heimat und unsere Integrität zu schützen, halte ich es für notwendig, eine Teilmobilisierung zu unterstützen", donnerte er. Wie "Heute" berichtete, werden nun auch Frauen in den Krieg geschickt.
Tränenreicher Abschied – "Sei vorsichtig"
Nun machen in sozialen Medien die Abschiedsszenen in Russland die Runde. Auf Twitter kursierte am Donnerstag ein Video, das Männer beim Verlassen einer Arena zeigte, die offenbar als Rekrutierungszentrum dient. Ehe sie in Busse stiegen, umarmten sie wartende Angehörige. Viele weinten, einige hielten sich vor Kummer die Hand vor den Mund.
In Moskau bekreuzigten sich Frauen vor einem Mobilisierungszentrum beim Anblick von Männern, die offenbar eingezogen werden sollten. Ein Vater umarmte seinen 25-jährigen Sohn, der sich als Dmitri zu erkennen gab. Mit den Worten "Sei vorsichtig" verabschiedete er sich von ihm.
"Niemand hat mir etwas gesagt"
Dem russischen Medienunternehmen Ostoroschno Nowosti sagte Dmitri, er habe nicht damit gerechnet so schnell einberufen und losgeschickt zu werden, zumal er noch Student sei. "Niemand hat mir am Morgen etwas gesagt. Sie gaben mir den Einberufungsbescheid, wonach ich um 15 Uhr hier erscheinen sollte. Wir warteten anderthalb Stunden, dann kam der Einberufungsoffizier und sagte, dass wir jetzt gehen", schilderte er. "Ich sagte: 'Oh großartig!'. Ich ging raus und rief meine Eltern, meinen Bruder und alle meine Freunde an, um ihnen zu sagen, dass sie mich mitnehmen."
Selenski fordert Russen zum Protest auf
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski forderte russische Staatsbürger in seiner Videobotschaft am Donnerstagabend zum Protest gegen die Teilmobilmachung auf. Zugleich äußerte er Kritik an jenen, die sich dem Druck gebeugt hätten, in der russischen Armee zu kämpfen. Auch gegen Russen wandte er sich, die sich bisher nicht gegen den Krieg ausgesprochen haben.
"Ihr seid bereits Komplizen bei all diesen Verbrechen, Ermordungen und Folterungen von Ukrainern", sagte Selenski in seiner Ansprache, in der er ins Russische wechselte. Die russischen Staatsbürger warnte er zudem, dass sie "in ihren Tod geschickt" würden. Den Russen blieben zum Überleben jetzt nur die Optionen, "zu protestieren, zurückzuschlagen, wegzurennen oder sich der ukrainischen Gefangenschaft zu ergeben".