Niederösterreich

"Abnahme ist Witz!" Walter (92) kämpft um Führerschein

Walter Benedik (92) fühlt sich den Behörden ausgeliefert. Denn obwohl er topfit sei, sei ihm der Führerschein zu Unrecht abgenommen worden.

Walter Benedik mit seinem abgemeldeten Mercedes: "2.000 Euro habe ich für die Wiedererlangung des Scheines bis dato umsonst ausgegeben"
Walter Benedik mit seinem abgemeldeten Mercedes: "2.000 Euro habe ich für die Wiedererlangung des Scheines bis dato umsonst ausgegeben"
Thomas Lenger

Seit mittlerweile knapp 1,5 Jahren ist der Anfang Juli 92 Jahre alt werdende Walter Benedik aus Sierndorf an der March (Bezirk Gänserndorf) ohne Führerschein (Moped, Motorrad, Auto, Anhänger, Zugmaschinen, Anm.). Ein harter Schlag für den Senior: "Denn ich kann ja nirgends hin, bin nicht mehr mobil im nördlichen Weinviertel." Sein Mercedes steht unbenutzt in der Garage und vor sechs Wochen starb zudem seine geliebte Gattin im 89. Lebensjahr. Im Vorzimmer hat er liebevoll einen Traueraltar errichtet.

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    Walter wird Anfang Juli 92 Jahre alt.
    Walter wird Anfang Juli 92 Jahre alt.
    Thomas Lenger

    Anfang Jänner 2022 hatte das "31er-Baujahr" einen Ausflug nach Ungarn gemacht, Walter Benedik besuchte seinen Firmling. Am 8. Jänner 2022 trat der ehemalige Hilfsarbeiter, Buslenker und Eisenbahner die Heimreise an, verirrte sich jedoch und landete schließlich in einem Industriegebiet im Bezirk Neusiedl am See (Bgld.)

    Bei Ungarn-Reise verirrt

    Nachdem der Rentner laut Polizei eine rote Ampel überfahren hatte, wurde er von der Exekutive angehalten. Die burgenländischen Beamten ließen den Rentner zwar noch nach Hause fahren, meldeten den Vorfall aber der zuständigen BH Gänserndorf und baten um eine Überprüfung der gesundheitlichen Eignung zum Lenken eines Kfz: "Am 9. Jänner 2022 wurde Benedik Walter zwecks Lenker- und Fahrzeugkontrolle in Parndorf angehalten. Herr Benedik hatte davor eine deutlich sichtbare rote Ampel übersetzt. Er gab an, von Ungarn nach Hause fahren zu wollen, leider finde er den Weg nicht. Er könne nicht angeben, wo er sei und sei bereits seit sechs bis sieben Stunden unterwegs. Herr Benedik schien zeitlich und örtlich nicht orientiert und nicht in der Lage ein Kfz zu lenken", so das Schreiben der Polizei Neusiedl (siehe Bilderserie).

    "Bin alt, aber ned deppat"

    Der bald 92-Jährige musste in der Folge den "Schein" abgeben, kämpft seither um den begehrten "Deckel", interveniert hartnäckig bei der Behörde: Rund 2.000 Euro habe er mittlerweile für die Wiedererlangung des Führerscheines ausgeben müssen - bis dato umsonst. "Die Amtsärztin schaute mich ja nicht mal an, die Behandlung meiner Person ist ein Witz. Und der Test am Computer ist schwer für mich, weil ich mich mit Computer-Sachen null auskenne. Mir wurde das nicht ordentlich erklärt, somit hatte ich keine Chance am PC", so der Pensionist, der fix der Meinung ist: "Die Führerscheinabnahme war ungerecht, sogar willkürlich. Außerdem war im Burgenland im Jänner 2022 gar keine rote Ampel. Ich bin alt, aber ned deppat", stellte Benedik gegenüber "Heute" klar.

    Er habe bereits den Hitler-Krieg überlebt, sich dann als Hilfsarbeiter nach dem Krieg über Wasser gehalten, dann 20 Jahre einen Autobus gelenkt und war schließlich Eisenbahner. "1983 habe ich als Eisenbahner Alois Mock die Hand geschüttelt, im Jahr 2017 küsste mir Johanna Mikl-Leitner bei einer Wahlveranstaltung die Hand - alles nichts wert wie man sieht", so der rüstige Weinviertler.

    Bezirkshauptmann Martin Steinhauser kennt die Causa: "Herr B. wurde die Lenkberechtigung für Kraftfahrzeuge der Klassen AM, A1, A2, A, B, BE und F auf die Dauer der gesundheitlichen Nichteignung bis zur behördlichen Feststellung der Wiedererlangung der gesundheitlichen Eignung, rechtskräftig entzogen. Der erforderliche Gesundheitsnachweis konnte bis heute nicht erbracht werden, weshalb der Entzug aufrecht bleiben muss. Eine Willkürentscheidung sehe ich nicht."

    BH-Chef hat Verständnis

    Der Bezirkshauptmann bringt auch Verständnis für Walter Benedik auf: "Die Angelegenheit ist natürlich mit großer persönlicher Härte für Herrn B. verbunden, das ist uns bewusst. Dennoch ist im Interesse der Verkehrssicherheit die von uns gepflogene Vorgangsweise zwingend."

    Walter Benedik will indes weiterhin um seinen geliebten "Schein" kämpfen, lässt sein mittlerweile abgemeldetes Auto weiterhin in der Garage (s. Bilderserie) in der Hauptstraße in Sierndorf stehen. Walter Benediks Sohn meinte abschließend: "Wenn mein Vater zumindest mit einer Einschränkung, wie im Umkreis des Wohnortes oder mit einem Mopedauto fahren dürfte, wäre ihm sehr geholfen."