Tierischer Blog
A taste of KEKS: Wieso helfen sich Hundehalter nie?
"Heute"-Redakteurin Christine Kaltenecker erzählt von ihrem Leben mit drei Hunden und wie Junghund "Keks" den Alltag völlig durcheinander bringt.
Man könnte ja annehmen, dass sich Gleichgesinnte unterstützen, helfen und sich mit Rat und Tat zur Seite stehen. Doch die Gruppe der Hundehalter in Österreich ist meist ein ziemlich unsympathischer Haufen, der sich gegenseitig das Leben unnötig schwer macht. Zeit meines Lebens als Hundebesitzerin musste ich natürlich auch so meine "Schlachten" schlagen und keine waren so absurd, wie die mit anderen Hundehaltern, die ich mittlerweile gerne in folgende Kategorien einteile:
Der Besserwisser
Mache bloß nie den Fehler und frage andere Hundebesitzer um Rat zum eigenen Wuff. Ich kann dir versichern – das Gegenteil von "gut" ist "gut gemeint" und bei jedem Tipp schwingt auch immer der verwesende Geruch von Selbstbeweihräucherung mit. Noch viel schlimmer jedoch sind jene, die man gar nicht um ihre Meinung bittet und die sich trotzdem bemüßigt fühlen, diese lautstark mitzuteilen (*jo eh schön*). Ich spiele aus anerzogener Höflichkeit immer dümmlich grinsend und nickend den Song von Georg Danzer "Hupf in Gatsch" in meinem Kopf ab während das Gegenüber einen Monolog zur besseren Erziehung meines Hundes hält (*hupf in Gatsch und schlog a wöl'n*).
Nicht falsch verstehen, wenn ich jemanden um Rat frage, dann darf dieser auch bitte seine Tricks verraten, aber ungebetene Kommentare zum eigenen Hund sind ungefähr auf gleicher Höhe mit "Bei deinem Kind ist aber viel schiefgegangen". Freundschaften gehen auseinander, Ehen werden geschieden, Desaster auf ganzer Linie!
Der "der tut nix"-Brüller
Hundeprofi Martin Rütter erkannte es bereits vor einigen Jahren, aber Hundehalter, die dem unerzogenen Freiläufer-Rexi "Der tut nix" hinterher brüllen, gibt es wahrscheinlich auch bei jedem Besitzer um die Ecke. Grotesk daran ist allerdings, dass es sich hierbei fast nie um fünf-Kilo-Exemplare handelt, sondern meist um Hunde, die man auch mit einem Pony verwechseln könnte. In unserer "Hood" handelt es sich um einen Bernhardiner mit soviel Gewicht wie dem Durchschnitts-Österreicher.
Der imposante Kerl läuft auch prinzipiell nicht frei durch die Straßen, es ist aber so, dass sein zierliches Frauerl keine Chance hat, den 70 Kilo-Bären in die Gegenrichtung zu bugsieren, wenn er andere Hunde erblickt. Manchmal landet die Leine auch am Boden und "Beethoven" stürmt los. Wenn man dann voller Panik versucht, seine eigenen Hunde vor dem Alpen-Herkules zu schützen, bekommt man auch ein "Der tut nix" vor den Latz geknallt.
Ich persönlich verstehe den Satz sowieso nicht, denn selbst wenn ich das gelassenste Tier aus Österreich hätte, wer garantiert mir denn, dass meinem nichts passiert? Mein "Der tut nix" läuft dann wie ein Hippie auf einen "Der tut UNBEDINGT WAS" zu? Grandios!
Die "Hunzissten"
Ob sich diese speziellen Besitzer auch in anderen Lebenslagen so verhalten, wie sie es eben tun, kann ich schwer sagen, deshalb spreche ich hier von "hundespezifischen Narzissmus", wenn ich folgende Kategorie erkläre. Meist sehr wortgewandt, läuft eigentlich immer alles darauf hinaus, dass sehr wohl ein Problem mit dem eigenen Hund vorherrscht, DU aber daran schuld sein sollst.
Beispiel A: Man geht mit dem Hund auf offener Straße an einem Gartenzaun vorbei, wo ebenfalls Hunde wohnen, die sofort mit voller Wucht ihr Revier zu verteidigen wissen und DU darfst dir dann noch einen Dämpfer vom Besitzer abholen. Warum? Weil es sich hier um Herdenschutzhunde handelt und man doch bitte Rücksicht nehmen und einen anderen Weg einschlagen soll, damit er und seine Hunde sich nicht gestört fühlen. *WHAT?* Keine Erfindung, kein Übertreiben – so passiert!
Beispiel B: Keine Frage, auch ich ertappe mich oft dabei, den eigenen Hund zu verteidigen, *na no na*. Ich versuche zumindest auch eine Teilschuld bei unliebsamen Begegnungen auf die Kappe zu nehmen, wenn sich der Keks'n gerade in seinem "Bin der Nabel der Welt"-Modus befindet. Wenn aber ein beleinter Hund einen fremden Hund ohne Leine (aber desinteressiert und folgsam) grundlos anstänkert und man hört dann vom Besitzer, dass es daran läge, dass der fremde Hund keine Leine habe und der eigenen Hund das überhaupt nicht akzeptiere, nenne ich das .... hmm .... Verleugnung?
Die Ehrgeizler
Als Hundehalter begegnet man aber auch dem anderen extrem relativ häufig. Jene die an der Leine ruckeln, den Hund schimpfen – *tschuldigung* "korrigieren" – und bei denen der arme Vierbeiner nicht mal nach rechts schauen darf. Leute, ihr habt einen Hund, keine Maschine. Ich kann ja verstehen, dass man an den Rexi bestimmte Ansprüche stellt – die habe ich auch, aber ein paar Dinge sollte man nie vergessen:
Die KEKS-Rules:
- Er wird auch mit der besten Hundeerziehung nicht beginnen zu zwitschern, sondern manchmal bellen.
- Bei unkastrierten Vierbeinern wird der "willige Duft" der Lady ums Eck immer stärker sein als der Rückruf.
- Erwarte dir keinen Coucherdapfel, wenn du beim Züchter von Holländischen Schäferhunden stehst.
- Denke bitte nicht eine Sekunde daran, dass dein Hund dir aus "Dankbarkeit" einen Gefallen tun sollte.
- Folge deinem Bauch und nicht immer dem Hirnkastel, wenn es um Entscheidungen zum Hund geht.
Erzähle mir doch gerne, ob auch du Menschen der obigen Kategorien in deinem Umfeld hast und schreib mir an: [email protected]
Christine Kaltenecker wurde bereits in ein Haus mit Hund hinein geboren und entschied sich bewusst für ihren ersten, eigenen Hund mit 14 Jahren (1997 - 2011)
Seelenhund "Kirby" (15) wurde ihr als Notfallwelpe zur Flaschenaufzucht von einem Tierschutzverein aus der Slowakei überbracht und ihr einziges Mädchen "Kennedy" (6) bekam sie ebenfalls als Pflegehund, nachdem sie in ihrem Zuhause mit neun Monaten plötzlich unerwünscht war.
Zuletzt zog Terrorkrümel "Keks" am 16. August 2023 ein und stellt das harmonische Rudel ganz schön auf den Kopf.