Musik

"90 Prozent Männer": Amadeus Award stark in der Kritik

Am Freitag ging der österreichische Musikpreis wieder im Volkstheater über die Bühne. Nun müssen die Veranstalter ordentlich schlucken. 

Heute Redaktion
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Zu wenig "Diversität" beim Amadeus?
Zu wenig "Diversität" beim Amadeus?
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Der "grüne" Teppich wurde ausgerollt, um die größten Stars der österreichischen Musiklandschaft zu empfangen. Ein paar davon sind auch gekommen – die meisten aber nicht. Ob es daran lag, dass bereits im Vorfeld die meisten Sieger bekannt waren? Oder waren sie, wie im Fall von Live-Award Siegern Pizzera und Jaus, einfach nur auf Tour? Klar ist: Ein paar "Überraschungen" gab es dann doch noch.

So wurden die Preise für Song des Jahres, Songwriter des Jahres (beides "Expresso und Tschianti" von Josh), Album des Jahres ("Zukunft" von RAF Camora) und FM4-Award (Cari Cari) vor Ort vergeben. 

Wirklich positive Stimmung kam aber nicht auf. Und das dürfte wohl nicht daran liegen, dass es im Anschluss keine offizielle Aftershow-Party gab. Viel mehr hagelt es nun Kritik von Nominierten und Siegern in Richtung Amadeus.

"Vielleicht sollte man mit den Artists reden"

Den Stein ins Rollen brachte Musikerin W1ze, die für den Preis "Best Sound" nominiert war. Zwar war schon im Vorhinein bekannt, dass Oska diesen Award mitnehmen wird, dennoch nahm sie die Einladung an und schaute vorbei. Ein Fehler, wie W1ze nun auf Insta eingesteht: "Ich bin sehr enttäuscht darüber, dass viele Nominierte gar nicht erwähnt wurden. Ein großer Schlag ins Gesicht, für alle Künstler, die alles dafür geben, in einem ohnehin schon schwierigen Umfeld." Und weiter: "Die Verwegenheit uns einzuladen, aber uns nicht zu erwähnen oder beachten. Wir verdienen was Besseres!"

Mit dieser Ansicht ist sie nicht alleine. Auch Amadeus-Siegerin Oska meldete sich auf Instagram zu Wort: "Wenn man uns sagt, dass es dieses Jahr 'all about the artists" ist, dann sollte man vielleicht mit den Artists reden, was wir für die Show brauchen und wollen." Sie betont, dass unzählige Musiker nicht zur Verleihung kamen, weil sie schon im Vorfeld über ein kurzes Insta-Video erfuhren, ob sie gewonnen haben oder nicht.

Sie selbst habe sich anstrengen müssen, um sich über ihren Award zu freuen. Denn offenbar kam es in Vorfeld zu einigen Szenen, die so gar nicht künstlerfreundlich waren: "Sie haben einige Künstler eingeladen, um einige Sachen für Social Media aufzunehmen. Aber sie haben uns nie gesagt, dass wir auch eine Dankesrede filmen werden". So habe sie spontan so tun müssen, als ob sie den Award gewinnt: "Das war sehr peinlich für mich". Denn sie ärgere sich, dass sie viele Leute nicht erwähnt habe, denen sie eigentlich danken wollte. Dafür entschuldigte sie sich nun sogar.

Rapperin bedankt sich zumindest für "Rausch"

Besonders hohe Wellen schlägt aber das Thema "Diversität". So betonen nun Oska, Rapperin Kerosin95 und Sängerin Revelle, dass der Preis mit "Vielfalt" nicht viel zu tun habe. Oska dazu: "17 Männer und zwei Frauen posierten am Ende des Abends für ein Siegerfoto". Sie betont dazu: "Das ist kein Angriff auf meine männlichen Kollegen. Viele von ihnen sine meine Freunde und ich bin froh, wenn sie gewinnen. Aber ich glaube, dass auch sie sagen, dass das unfair ist". 

Sängerin Revelle, die vom Amadeus offenbar völlig ignoriert wurde, obwohl sie derzeit eine beachtliche Karriere hinlegt, schreibt auf Insta: "Traurig zu sehen, dass gefühlt 90 Prozent aller Menschen auf der Bühne männlich waren". Sie könne nicht verstehen, wie so etwas möglich sei. "Am witzigsten fand ich, dass so groß erwähnt wurde, dass in der Kategorie 'SongwriterIn des Jahres' bei allen Songs Frauen mitgewirkt haben und dann ein Song von einem männlichen Künstler gewinnt", so die Sängerin. Sie betont ebenfalls, dass sie Josh und sein Team sehr schätze, "aber ich muss sagen, dass das Video eine krasse Doppelmoral war". 

Rapperin Kerosin95 spricht von einer "Hetero Wirtschafts Convention von weißen cis Männern für weiße cis Männer". Die österreichische Musiklandschaft würde durch den Amadeus Award nicht widergespiegelt werden. Aber: "Vor Ort gab es gratis Sekt, als danke für den Rausch am Wochenende". 

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