Niederösterreich

600.000 Euro im Jahr? EVN schafft neuen Vorstandsposten

Die EVN baut ihren Vorstand aus. Es wird ein dritter Posten geschaffen. Brutto-Jahresverdienst: 600.000 Euro. Die Politik steigt auf die Barrikaden.

Niederösterreich Heute
Die EVN AG machte gute Gewinne, jetzt werden zwei Vorstandsposten neu besetzt.
Die EVN AG machte gute Gewinne, jetzt werden zwei Vorstandsposten neu besetzt.
Weingartner-Foto / picturedesk.com

Bereits zum wiederholten Mal befindet sich der niederösterreichische Energieriese EVN im Kreuzfeuer der Kritik. Nach satten Gewinnen in Zeiten des Strompreis-Wahnsinns und dem Plan, den Aktionären über 100 Millionen Euro Sonderdividende auszuschütten, sorgt nun eine weitere Entscheidung der Aktiengesellschaft für explosive Spannung.

Drei Köpfe an Spitze

Für den eigentlich zweiköpfigen Vorstand der EVN AG, die zu 51 Prozent im Besitz des Landes NÖ steht, sind derzeit nämlich zwei Posten ausgeschrieben. Das Brisante daran: Nur einer davon ist eine Nachbesetzung. Vorstandsdirektor Stefan Szyszkowitz bleibt in Amt und Würden, Franz Mittermayer, der pensionsbedingt für 31. März 2024 seinen Rückzug angemeldet hat, soll ersetzt werden. Nach Adam Ries kann das nur heißen: Die EVN AG baut ihren Vorstand um eine weitere Person aus. Der jährliche Brutto-Verdienst beträgt laut "Krone" 600.000 Euro.

EVN-Aufsichtsratschef Reinhard Wolf dementiert die Zahl gegenüber "noe.orf.at". Das Grundgehalt sei weit niedriger, die Prämienzahlungen würden den Verdienst aber steigen lassen.

Richtig sauer macht das die nö. Landespolitik – und zwar jeder Couleur, wie es scheint. Anstatt den Fokus auf den Ausbau des Gewinns zu legen, brauche es "in einer Zeit, in der sich die Menschen einer massiven Teuerungswelle gegenübersehen jemanden, der den prall gefüllten Geldsack des Landes-Energieversorgers für die Entlastung seiner Kundinnen und Kunden einsetzt", sagt dazu SPÖ NÖ-Manager Wolfgang Zwander. Er nimmt VPNÖ-Klubchef Jochen Danninger, der im EVN-Aufsichtsrat sitzt und die Personalentscheidungen über den Vorstand mitträgt, in die Pflicht.

Von "falschen Prioritäten" spricht auch NEOS-Energiesprecher Helmut Hofer-Gruber. "Im Landesenergiekonzern werden ganz offensichtlich die falschen Prioritäten gesetzt und für viel Steuergeld zusätzliche Versorgungsposten geschaffen, anstatt die Preise zu senken. Die sind nämlich nach wie vor nicht konkurrenzfähig, obwohl die Marktpreise für Strom auch im November weiter sinken. Man darf schon jetzt davon ausgehen, dass das ÖVP-Parteibuch ein wesentliches Einstellungskriterium sein wird", ärgert er sich.

"Die sind nämlich nach wie vor nicht konkurrenzfähig, obwohl die Marktpreise für Strom auch im November weiter sinken."

"Nicht in den Sinn gekommen"

Die FPÖ, die mit der ÖVP in Koalition steht, kann sich Kritik ebenfalls nicht verkneifen. Dass es für günstige Energie einen neuen Vorstand brauche, wäre ihm "so nicht als erstes in den Sinn gekommen", sagt dazu FPNÖ-Klubobmann Reinhard Teufel mit bekannt zynischer Zunge.

Doch auch die ÖVP selbst wirkt mit der Unternehmensentscheidung nicht unbedingt im Reinen. Grund für die Entscheidung des Aufsichtsrates, einen dritten Vorstand einzusetzen, dürfte nämlich die Unzufriedenheit mit der Performance der EVN seit Beginn der Energiekrise gegenüber ihren Kunden sein. "Ich erwarte mir von den Managern ein besseres Kundenservice und niedrigere Strom- und Gaspreise. Der neue Vorstand wird daher Tarifdschungel und Warteschlangen vor Kundenbüros und am Telefon rasch beseitigen müssen, das erwarten sich auch die Kunden zu Recht", wird Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf in der "Krone" zitiert.

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