Österreich
Corona: 60 Zwangs-Zivis reichen jetzt Klage ein
Zahlreiche Zivis aus NÖ und Wien müssen weitere drei Monate ihren Dienst leisten und erhalten weit weniger Geld dafür als freiwillige Zivildiener. 60 Zivis wollen jetzt klagen.
Mehrere jüngere Zivildiener wandten sich an Arbeiterkammer NÖ-Funktionär Samir Kesetovic: "Sie fühlen sich ungerecht behandelt. Es kann nicht sein, dass in Krisen, wo alle gefordert sind, gleiche Leistungen zu erbringen, gewisse Gruppen von Zivildienern ungleich behandelt werden."
Ausgangslage: Jene aktiven Zivildiener, die nun per Bescheid um drei Monate verlängern müssen, erhalten in Summe nur rund 700 Euro im Monat. Jene Zivildiener, die sich freiwillig gemeldet, erhalten um mindestens 1.14o Euro Pauschale mehr.
Ungleiche Bezahlung
Mittlerweile haben sich bei Samir Kesetovic rund 60 Zivis gemeldet, der AK-Funktionär leitet alle Namen und Daten an Anwalt Niklaus Rast (Kanzlei Rast/Musliu) weiter, der mit Partner Mirsad Musliu Sammelklage erheben wird. "Es werden stündlich mehr, aus ganz Österreich melden sich Zivildiener", so Kesetovic.
Der renommierte Anwalt Niki Rast zur Situation: "Zustände wie in Russland sind das. Und das Argument von Ministerin Köstinger, dass eh alle jungen Zivildiener noch bei den Eltern wohnen würden, ist falsch. Was ist, wenn ein junger Mann zuerst in der Arbeitswelt Fuß gefasst hat, drei Kinder hat, fünf Jahre mal gearbeitet hat und dann mit 25 Jahren Zivildienst macht? Der muss dann weitere drei Monate um einen Hungerlohn arbeiten, während die freiwilligen Zivis über das Doppelte bekommen und teilweise nicht mal einen Defibrilator bedienen können (Anm.: weil es z.B. vor 20 bis 30 Jahren noch keine vollautomatischen Defis gab)."
Update: Am Sonntag meldeten sich noch 30 Zivildiener aus dem Burgenland und schlossen sich der Klage an.