Niederösterreich

50.000 Fans feierten mit Yung Hurn und Bilderbuch

Bilderbuch und Yung Hurn brillierten zum Abschluss, Veranstalter Harry Jenner sieht keine Stilwende beim Angebot.

Yung Hurn während seines Konzertes auf der "Green Stage" im Rahmen des "Frequency 2022" am Samstag in St. Pölten. Das Festival fand vom 17. bis 20. August 2022 statt.
Yung Hurn während seines Konzertes auf der "Green Stage" im Rahmen des "Frequency 2022" am Samstag in St. Pölten. Das Festival fand vom 17. bis 20. August 2022 statt.
FLORIAN WIESER / APA / picturedesk.com

Das Frequency-Festival hat nach zwei Jahren Corona-Pause in der Nacht auf Sonntag den würdigen Neustart-Abschluss gefunden. Yung Hurn zeigte sich als Schlussact des Deutsch-Rap-Angebots auf der Green Stage in Bestform in St. Pölten – und auch Bilderbuch lieferten als eine der großen heimischen Künstler der dreitägigen Veranstaltung einen imponierenden Auftritt. Insgesamt bekamen die rund 50.000 Besucher eine breite Mischung an Stilen geboten – das Comeback war erfolgreich.

Mit viel Deutsch-Rap begann das Festival am Donnerstag und einen solchen boten am Samstagnachmittag auch die beiden Crew-Mitglieder der Hamburger-Hip-Hopper 187 Strassenbande LX und Maxwell auf der Green Stage. Stilistische Gegenpole lieferten der schottische Singer-Songwriter Lewis Capaldi oder der belgische DJ Lost Frequencies auf der Hauptbühne.

"Ich kann das wirklich nicht nachvollziehen"

Auf den beiden Main-Stages konnten 2022 eventuell die etwas härteren Acts vor der Pandemie-Pause vermisst worden sein, denn 2019 gab es noch die Prophets of Rage, die temporäre US-Supergroup aus Mitgliedern von Rage Against The Machine, Public Enemy sowie Cypress Hill, oder 2018 die US-Punkrock-Veteranen Sum 41. Doch für den Veranstalter des FM4 Frequency hat sein Festival keine Deutsch-Rap-Wende genommen: "Heuer hatten wir Fever 333, Palaye Royale und ich sag einmal, dass Cypress Hill in dieser Welt meinetwegen auch drin sind", nannte Harry Jenner einige Vertreter der härteren Musiksparten. Er höre diese Frage jedoch dauernd, aber "ich kann das nicht wirklich nachvollziehen", sagte er im Gespräch mit der APA.

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    Yung Hurn während eines Konzertes auf der "Green Stage" im Rahmen des "Frequency 2022" am Samstag, 20. August 2022 in St. Pölten.
    Yung Hurn während eines Konzertes auf der "Green Stage" im Rahmen des "Frequency 2022" am Samstag, 20. August 2022 in St. Pölten.
    FLORIAN WIESER / APA / picturedesk.com

    Ohnehin waren am Samstagabend auch auf der Hauptbühne wieder Gitarren und Drums im Einsatz, die von Bilderbuch bedient wurden. Die Oberösterreicher gingen mit einer psychedelisch wummernden Geräuschkulisse an den Start, Frontmann Maurice Ernst und seine Mitstreiter begannen ihr Set in blau-weiß-gestreifte Roben gekleidet, eine mit riesigen grün-weißen Tüchern verzierte Bühne ergänzte das Gesamtsetting. "Zwei Jahre haben wir gewartet auf diesen Auftritt, zwei Jahre haben wir gewartet, um wieder über die Stränge schlagen zu dürfen", gab sich Ernst hedonistisch motiviert. Stammte der erste Song "Ich ruf dich an" noch aus dem 2017 veröffentlichten "Magic Life"-Album, gab es im Laufe des Gigs dann auch reichlich Material aus dem der Liebe frönenden, neuen Werk "Gelb ist das Feld", vermischt mit älterem Songs wie dem "Spliff".

    Bilderbuch waren insgesamt mit einem sehr ausgewogenen Set angetreten, einem rockigen Gitarrensolo folgte ein souliger Groove mit Falsett-Gesang, den Ernst nun robenlos darbot. Dann wurde das Tempo wieder angezogen, denn es hieß "Willkommen im Dschungel" – ein zündender Funksong, der mit Laserblitzen visuell untermalt wurde. Es war der dritte Auftritt der Band auf der Hauptbühne des Frequency und vielleicht ihr bester – zumindest war es auf jeden Fall ihr kompromisslosester.

    Auch Yung Hurn hatte am Samstag sein drittes Gastspiel in St.Pölten. "War jemand vor fünf Jahren in der Halle dabei? Ich checke es immer noch nicht ganz", fragte er beim Publikum vor der Green Stage nach. Im Grunde haben sich die Zutaten seiner Performance seither nicht groß geändert, denn wieder reüssierte er mit seiner simplen wie genialen Herangehensweise in Sachen HipHop, die im späteren Verlauf mit einer Spur Techno garniert werden sollte.

    Kleines Überraschungs-Solo

    Die bekannten Tracks waren jedenfalls fast alle am Start bei seinem bis nach Mitternacht dauernden Gig, von "Bianco" bis zum "Diamant" – und die dichten, in trockene Härte gegossenen Beats ließ die Menge bis zur letzten Reihe in Bewegung bleiben. Und als kleines Überraschungs-Solo gab Herr Julian Sellmeister noch den Refrain des Peter-Cornelius-Alltime-Hits "Du entschuldige - i kenn' di" zum Besten.

    Davor zeigten sich auf der Green Stage unter anderem die Deutsch-Rapper LX und Maxwell, und riefen mit "187"-Rufen ihre musikalische Heimat der Hamburger Hip-Hop-Crew 187 Strassenbande in Erinnerung, teasten deren Hit-Track "Millionär" an und ließen insgesamt nichts unversucht, um Stimmung zu erzeugen. Das Duo steht für Rap der bösen Sorte, berichtet also von originalen Gangstern, sexuellen Erlebnissen, Pushern und illegalen Substanzen.

    Weniger Umsätze für Wassereisverkäufer

    Von der meteorologischen Substanze her zeigte sich abschließend der Samstag mit Temperaturen bei knapp 20 Grad und darunter, die Wassereisverkäufer verzeichneten so gehörige Umsatzeinbußen, dafür setzte der Regen gnädigerweise erst gegen Ende der Veranstaltung kräftigere Akzente.

    Bis dahin konnte man noch bei Tageslicht ein Set des DJs Lost Frequencies auf der Space Stage hören, doch so früh sollte die Bühne noch nicht zur Freiluft-Disco werden, dieses Unterfangen blieb dem Schluss-Act Timmy Trumpet überlassen, der seine Großraum-Disco-Entwürfe zum Besten gab. Im dritten Stage indoor wurde zum Abschlusstag hingegen das gute alte Bandformat geboten. Die singende Britin Baby Queen verriet dort am späten Nachmittag, gestern, Freitag, den 25. Geburtstag gefeiert und daher erst Schlaf bei der Reise nach Österreich gefunden zu haben.

    "I just woke up, basically. Hi and good morning, cheers", lautete die sympathische Begrüßung. Sie setzte auf den Pop ihrer Heimat, dazu gab es Texte über zu viel Beachtung anderer Meinungen ("Nobody Really Cares") und schwere Momenten im Leben – jedoch in explosiver Weise präsentiert. Mit 25 Jahren schon auf der großen Bühne zeigte sich fast zeitgleich der Schotte Lewis Capaldi als der stimmgewaltigste Teilnehmer des Tages und erwies sich zudem als ein charmanter Entertainer, der in den Pausen das F-Wort gern benutzt.

    Tickets werden teurer

    Veranstalter Jenner meinte zu der großen Genrebreite des Frequency, dass dieses ebenso wie sein Publikum eben "open minded" sei. Empfehlen würde er den Gästen für 2023 auf "Early Bird"-Tickets zu setzen, die ab jetzt zu erwerben sind. Diese Karten würden die letzten sein, die unter 200 Euro kosten, warnte Jenner unter Hinweis auf die allgegenwärtige Teuerung.

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      Sascha Trimmel