Niederösterreich

Amokläufer Baden: Ein Opfer starb im September

In Mai war ein 19-Jähriger in Baden mit einem Faustdolch Amok gelaufen, verletzte fünf Menschen. Heute stand er dafür in Wr. Neustadt vor Gericht. 

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Prozess Amoklauf Baden
Prozess Amoklauf Baden
Lenger Thomas

Wegen absichtlich schwerer Körperverletzung in fünf Fällen musste ein 19-jähriger Österreicher (in Prag geboren) heute am Landesgericht Wiener Neustadt auf die Anklagebank. 

Rückblick: Der junge Mann soll beim gemeinsamen Trinken (Jägermeister und Bier) mit Freundin und Freunden im Park in Baden ohne wirklichen Grund plötzlich rasend eifersüchtig geworden sein: Ein Freund und Trinkkollege des 19-Jährigen hatte wegen des hyperaktiven und auffälligen Verhaltens des Angeklagten zur 16-jährigen Freundin nur gesagt: "Pass auf auf ihn."

Dolchartiges Ringmesser als Tatwaffe

Daraufhin soll der 19-Jährige laut Anklage mit einem dolchartigen Ringmesser (Anm.: hatte er am Gürtel befestigt, kann aufgrund der Griffmulden wie ein Schlagring getragen werden, siehe Foto) die drei Teenager angegriffen haben und seine Freundin gewaltsam mitgenommen haben. Dabei schrie der 19-Jährige laut Anklage, dass er alle umbringen werde. Ein Freund verfolgte den 19-Jährigen und die 16-Jährige, die junge Frau konnte sich losreißen und flüchten. Nur holte der Angeklagte seine Freundin wieder ein. 

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    Der Angeklagte mit Anwalt W. Blaschitz (l.)
    Der Angeklagte mit Anwalt W. Blaschitz (l.)
    Lenger Thomas

    Unbeteiligter kam zum Handkuss

    Ein unbeteiligter 63-Jähriger hatte die Schreie gehört und wollte eigentlich nur Beweisfotos machen und wurde sofort vom 19-Jährigen angegriffen. Alle Opfer erlitten Schnittverletzungen an den Armen, am Rücken und im Gesicht sowie Prellungen durch Faustschläge. Auch Autos, Fahrräder und Fenster wurden beschädigt. Der Attentäter selbst verletzte sich beim "Amoklauf" leicht ("Heute" berichtete).

    "War Amoklauf"

    Der Teenager hatte zum Tatzeitpunkt am 21. Mai 2020 rund 2,3 Promille Alkohol im Blut. Auch Schmerzmittel soll der junge Mann vor der Tat eingeworfen haben. Die Staatsanwältin führte zu Beginn der Verhandlung aus: "Einige Medien bezeichneten die Tat als Amoklauf. Wenn man es nicht juristisch bezeichen möchte, dann kann man es genau so nennen. Es war kein Alkohol-Ausrutscher."

    Zwei Opfer mit Überdosis

    Der Angeklagte beteuerte beim Prozess mehrmals, sich an nichts erinnern zu können: "Ich weiß nur dass ich mit Freunden gestritten habe, die nächste Erinnerung ist der Alkotest bei der Polizei." Verteidiger Wolfgang Blaschitz warf ein: "Es war eine bemerkenswerte Tat und mein Mandant war auf einem teuflischen Mix aus Benzos und Alkohol."

    Tragisch: Zwei Opfer, die als Zeugen geladen waren, erschienen nicht vor Gericht. Denn ein Jugendlicher war am 9. September an einer Überdosis gestorben, ein zweiter Jugendlicher überlebte knapp, ist jetzt in stationärer Therapie im Bezirk Neunkirchen. Der Prozess wurde für die Einvernahme weiterer Zeugen auf den 12. November 2020 vertagt.

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