Oberösterreich
360.000 Menschen müssen auf neue Kleidung verzichten
Es sind harte Zeiten. In den Augen vieler kämpft die Regierung nur halbherzig gegen die massive Teuerung. Zahlen der Arbeiterkammer rütteln jetzt auf.
Der oberösterreichische AK-Präsident Andreas Stangl lässt kein gutes Haar am diese Woche präsentierten Hilfspaket des Bundes: "Die aktuelle Regierungsverlautbarung ist ein Schlag ins Gesicht der Bevölkerung."
Die im Energiesektor vorgesehene Gewinnabschöpfung unterscheide sich kaum von der "bestehenden Mini-Version der Übergewinnsteuer", so Stangl. Eine Veröffentlichung von Lebensmittel-Einkaufspreisen werde aus seiner Sicht wohl keinen spürbaren Rückgang der Teuerung zur Folge haben.
„"Wenn es der Regierung ernst mit der Teuerungsbekämpfung wäre, würde sie die Veröffentlichung von Gewinnmargen einführen." AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl“
"Wenn es der Regierung ernst mit der Teuerungsbekämpfung wäre, würde sie die Veröffentlichung von Gewinnmargen einführen", betont der AK-Chef. Er erinnert an das Vorbild Spanien.
200.000 von absoluter Armut betroffen
Stangl verweist auf "die harten Fakten": Die Zahl jener Menschen, die von absoluter Armut betroffen sind, hat sich innerhalb eines Jahres (von 2021 auf 2022) um 40.000 Personen erhöht. In Summe sind es demnach in Österreich rund 200.000 Menschen.
"Unglaublich ist auch, dass es sich bundesweit rund 450.000 Personen nicht leisten können, jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise zu essen", kritisiert der Präsident.
360.000 Menschen hätten kein Geld, um sich neue Kleidung zu kaufen. Und 240.000 Personen sei es nicht möglich, ihre Wohnung warm zu halten, so Stangl.
Preis-Obergrenzen gefordert
Internationale Erfahrungen würden zeigen, dass echte Preis-Obergrenzen wirksam seien. "Österreich ist hier säumig und hat eine überdurchschnittlich hohe Inflation von 9,6 Prozent im April", erklärt der AK-Chef.17 EU-Länder hätten deutlich niedrigere Werte, die sie etwa durch Obergrenzen für Mieten und Energiepreise oder Mehrwertsteuer-Senkungen auf Energie und Lebensmittel geschafft haben.
Ein Kilo Tomaten um 15 Euro
Der Lebensmittelgipfel der Bundesregierung war erst wenige Stunden vorbei, da tauchte in Wien ein Luxusgemüse auf: Ein Supermarkt verlangte für ein Kilo Cherrytomaten knapp 15 Euro.
Der Betreiber des Geschäfts argumentierte, dass es sich um eine besondere Sorte gehandelt habe, "die sich geschmacklich abhebt". Sollten die Tomaten jemandem zu teuer sein, könne man auch auf die günstigeren Cherrytomaten um 2,79 Euro pro halbem Kilo zugreifen.