"Extrem belastend"
30 Grad im Spital – "Kühle Getränke" statt Klima-Anlage
Bald jagt eine Hitzewelle die nächste. Jetzt berichtet ein Betriebsrat über schlimme Zustände in Österreichs zweitgrößtem Spital.
Dramatischer Befund! Bis 2030 wird es für Wien einen Bedarf von 9.000 neuen Mitarbeitern in der Langzeitpflege benötigen. Diese drastische Diagnose ergab eine vom Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen beauftragte Studie.
Auch in Oberösterreich hapert es massiv in der Branche. "Ich befürchte, dass die angespannte Situation in den kommenden Jahren bleiben wird", sagt Helmut Freudenthaler im "Heute"-Gespräch. Seit 30 Jahren arbeitet er am Linzer Kepler Klinikum (KUK) und vertritt die Interessen von knapp 6.000 Mitarbeitern.
„Ich befürchte, dass die angespannte Situation in den kommenden Jahren bleiben wird.“
"Bis 2033 gehen sehr viele Kollegen in Pension und weniger neue Mitarbeiter kommen nach", so Freudenthaler. Erst danach werde sich die Lage "voraussichtlich entspannen". "Heute" hat nachgefragt: Aktuell seien im Kepler Klinikum 115 Stellen (Vollzeitäquivalente; Anm.) nicht besetzt, erklärt eine Sprecherin.
"Laut einer Statistik des Gesundheitsministeriums fehlen bis 2050 in Österreich 200.000 Mitarbeiter in der Pflege", nennt Freudenthaler schockierende Zahlen. "Und bis 2030 brauchen wir bundesweit 5.500 MTDs (z.B. Radiologie-Assistenten, Physiotherapeuten und Logopäden; Anm.) und 500 Hebammen."
Riesige Lücke
Personaltechnisch gebe es generell eine "riesige Lücke zwischen Bedarf und der tatsächlichen Situation". Dazu gesellt sich im Sommer bald ein weiteres Problem: Immer öfter belasten lange Hitzewellen den Menschen.
Wie hat sich das zweitgrößte Spital Österreichs gerüstet? "Um vorzubeugen, ist in den Altbauten baulich nichts besser geworden", alarmiert Freudenthaler. Um die Hitze für Patienten und Mitarbeiter erträglicher zu machen, gebe es heuer für diese Bereiche wieder Ventilatoren statt Klima-Anlagen. Zusätzlich würden "kühle Getränke" angeboten, erklärt Freudenthaler.
"Im Altbau hat es im Sommer jenseits von 30 Grad. Das ist für Patienten und Mitarbeiter eine Herausforderung", berichtet der Betriebsratsvorsitzende. "Die Situation ist für sie extrem belastend. Die Angestellten müssen schwer heben und tragen, arbeiten unter körperlicher Anstrengung."