Österreich

30 Cousins geschleppt: Drei Syrer verurteilt

Heute Redaktion
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Die Reisenden wurden zum Flughafen Wien-Schwechat gebracht, aber auch zum Wiener Westbahnhof.
Die Reisenden wurden zum Flughafen Wien-Schwechat gebracht, aber auch zum Wiener Westbahnhof.
Bild: Denise Auer

An die 30 Landsleute sollen drei Syrer von Schwechat überwiegend nach Malta geschleppt haben. Die Urteile: Zwei bedingte und eine unbedingte Haftstrafe (nicht rechtskräftig).

An die 30 Landsleute sollen drei Syrer von Schwechat überwiegend nach Malta geschleppt haben. Sie mussten sich am Montag am Landesgericht Korneuburg verantworten. Zwei Angeklagte bekannten sich schuldig und sprachen von "Bruderhilfe", der dritte wies jede Schuld von sich. Er wurde in der Folge zu unbedingter Haft (18 Monate) verurteilt, die anderen kamen mit bedingten Strafen davon.

Nach den Worten der Staatsanwältin hatte sich das Trio im Alter von 23, 27 und 32 Jahren Ende 2014 zu einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel professioneller Schleppungen zusammengeschlossen. Unter anderem in einem Reisebüro in St. Pölten wurden Flugtickets besorgt und pro Person 2.500 Euro kassiert. Über diese Buchungen seien zehn derartige Vorgänge dokumentiert. Der Erst- und Zweitangeklagte waren geständig und hätten den Drittangeklagten als Anstifter belastet, führte die Anklägerin aus. Für sie sei "klar", dass man all diese Dienste nicht unentgeltlich leiste, beantragte sie Schuldsprüche.

1.000 Euro pro "Dienst" kassiert

Gegenüber der Polizei hatte der Erstangeklagte nach seiner Ausforschung im März 2017 ausgesagt, rund 30 Cousins und zehn weiteren Menschen auf diese Art und Weise geholfen zu haben. Er hatte illegal Reisende nicht nur zum Flughafen Wien, sondern auch zum Westbahnhof gebracht und etwa 1.000 Euro pro "Dienst" kassiert, räumte er heute ein. Ob hinter dem Ganzen eine große Schlepperorganisation stehe, wisse er nicht, sagte der Mann auf Richterfrage. Der Zweitangeklagte gab an, nur als Dolmetscher fungiert zu haben. Er war mehrmals mit seinem Bruder im Reisebüro. Er habe gewusst, dass die Buchungen "leichtsinnig" bzw. unrecht waren, da sich die Reisewilligen ja illegal in Österreich aufhielten.

Dass er von seinen weitschichtigen Cousins als Auftraggeber der Schleppungen belastet werde, versuchte der Drittangeklagte damit zu erklären, dass er bereits am längsten in Europa war - seit 2002, darunter einige Jahre in Rumänien sowie in Paris - und sich daher am besten auskannte. Er bestritt jedoch, daran verdient zu haben. Vielmehr habe er Landsleuten in Not Geld geborgt.

Österreich via Malta beliebte Flugroute

Der damalige Reisebüroangestellte bestätigte die wiederholten Ticketbuchungen im Jahr 2015, als der Migrationsstrom aus Syrien über Griechenland anwuchs. Dem in dem Fall ermittelnden Kriminalisten zufolge war in der Folge Österreich via Malta nach Schweden eine "beliebte" Flugroute, weil die Schlepperorganisationen dort weniger strenge Kontrollen erwarteten. Mitunter wurden Daten für gefälschte Dokumente zweimal verwendet: So tauchten Namen aus in Wien beschlagnahmten Dokumenten einen Monat später in Italien wieder auf.

Nach kurzer Beratung wurden die beiden geständigen Angeklagten zu je 15 Monaten bedingter Freiheitsstrafe verurteilt, der 32-Jährige zu 18 Monaten Haft. Der Schöffensenat sah die Tätigkeiten der Beschuldigten im Rahmen einer internationalen Vereinigung als erwiesen an, erläuterte der Richter. Der 21-Jährige war damals noch junger Erwachsener, weshalb seine Strafe geringer ausfiel, der Drittangeklagte sei eindeutig der "Chef" gewesen. Er nahm Bedenkzeit, die Brüder nahmen die Urteile an. Die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab, damit sind die Urteile nicht rechtskräftig. (red)