Wien

Stempel, Securitys: So wird nun in Wien 2G kontrolliert  

"Zutritt für Geimpfte und Getestete" heißt es derzeit beim Shopping in Wien. Der Handel ist zur Kontrolle verpflichtet – eine Herausforderung.

Yvonne Mresch
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Ob mit Band, Stempel oder an der Kassa: In den Wiener Geschäften wird kontrolliert, ohne 2G gibt's kein Shopping-Vergnügen. 
Ob mit Band, Stempel oder an der Kassa: In den Wiener Geschäften wird kontrolliert, ohne 2G gibt's kein Shopping-Vergnügen. 
Sabine Hertel

Dienstag Mittag, das Treiben in der Wiener Innenstadt ist noch überschaubar. Dennoch sind hier und da Schlangen vor den Geschäften zu sehen. Grund sind die 2G-Kontrollen bei allen Shops mit Ausnahme jener des täglichen Bedarfs. Seit 11. Jänner ist der Handel verpflichtet, bei Kunden den 2G-Nachweis zu kontrollieren – wir berichteten. Dies kann bei Betreten des Geschäftes, muss jedoch spätestens an der Kassa passieren. Schilder und Poster weisen die Kunden bereits vor Betreten auf die Maßnahme hin. Die Schlangen sind zwar noch überschaubar, für so manchen Shop-Betreiber sind die Kontrollen dennoch eine Herausforderung.

Strenge Kontrollen, angespannte Situation

Beim "Heute"-Lokalaugenschein zeigt sich: Kontrolliert wird gewissenhaft, die Methoden sind unterschiedlich. Securities leisten sich meist größere Ketten, bei kleineren Geschäften kontrollieren die Mitarbeiter selbst – Lichtbildausweis und Scan inklusive. Personaltechnisch ist das nicht selten eine Herausforderung. "Wir haben jetzt weniger Zeit für die Kunden", erzählt Dragana Brcina, Filialleiterin eines Bekleidungsgeschäftes auf der Mariahilferstraße. Auch die Kontrollen selbst erweisen sich als schwierig, wie sie berichtet: "Die Leute versuchen, sie zu umgehen, geben uns irgendeinen falschen Code. Andere gehen wieder, wenn wir sie auffordern, den Nachweis zu zeigen." Die Situation spiegelt sich auch in der Kundenfrequenz wieder. "Gestern haben wir 60 Prozent eingebüßt", sagt Brcina. "Die Lage ist angespannt."

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    Zutritt nur mit 2G-Nachweis
    Zutritt nur mit 2G-Nachweis
    Sabine Hertel

    Dass man den Rückgang der Kundenfrequenz im Moment stark bemerkt, berichten zahlreiche Unternehmer beim "Heute"-Lokalaugenschein. "Wenig ist halt los", fasst es Valeria E., Verkäuferin in einem Haushaltsgeschäft am Stephansplatz zusammen. Dort blitzt den Passanten eine rote Absperrung schon von weitem entgegen, wer nicht geimpft oder genesen ist, kommt nicht vorbei. Probleme bei den Kontrollen hatte Valeria E. bisher keine: "Es gab keine Beschwerden, die Kunden sind gut gelaunt."

    "Diskussionen gibt es immer wieder"

    Philipp Thurzo führt ein kleines Uhrengeschäft auf der Mariahilferstraße. Auch bei ihm gab es bisher keine Beschwerden. Ohne Kontrolle kommt jedenfalls niemand ins Geschäftslokal. Aufgrund der Größe sei dies noch überschaubar, erzählt er. "Bei uns ist es noch relativ entspannt. Die Leute wissen ja schon, dass sie den Nachweis erbringen müssen." Mühsam sei es schon, gibt er zu, aber ergänzt: "Das ist Jammern auf hohem Niveau".

    Schlangen bilden sich auf der Kärntner Straße bei einer großen Modekette. Securities kontrollieren dort im Minutentakt, ungeimpft kommt hier niemand vorbei. "Wirklich zufrieden bin ich nicht mit der Situation, aber es ist besser als ein neuer Lockdown", sagt eine Kundin. Die Frage, ob sie die Kontrollen schon abgehalten hätten so manches Geschäft zu betreten, bejaht sie.

    In einem kleinen Schuhgeschäft am Beginn der Kärntner Straße kontrollieren die Mitarbeiter selbst am Eingang. Diskussionen gäbe es hier immer wieder, sagt Verkäuferin Valentina U. "Manche finden es gut, weil es ihnen Sicherheit gibt, aber andere ignorieren uns einfach oder laufen wieder raus." Einen Security für diese Aufgabe zu haben, wäre schon schön, gibt die 26-Jährige zu. Denn: "Manchmal ist es wirklich anstrengend, alles im Blick zu behalten."

    Stempelmethode im Einkaufszentrum

    Für eine spezielle Variante der Kontrolle hat sich das Einkaufszentrum "Gerngross" auf der Mariahilferstraße entschieden. Dort gibt es – auf freiwilliger Basis – an drei Service Points einen Stempel für geimpfte und genesene Personen. Vier Securities sind dafür im Einsatz. Mit dem Stempel können Kunden ohne weitere Kontrollen alle Geschäfte im Einkaufszentren besuchen. Wer das nicht möchte, kann weiterhin normal in den einzelnen Geschäften seinen Nachweis vorzeigen. Das Stempel-Angebot wird jedoch gut angenommen, wie Center Manager Gerhard Wohlmacher berichtet. "Wir haben eine hohe Kundenfrequenz und die Mehrzahl nutzt das Angebot. Die Entscheidung fiel auf die Stempel, weil das Konzept eine Unterstützung für Kunden, aber auch für die Shoppartner ist." In Salzburg habe man damit bereits gute Erfahrungen gemacht. Für Wohlmacher sind die Kontrollen die bessere Alternative zu einem erneuten Lockdown – diesen wolle man unter allen Umständen vermeiden und dafür tun, was man kann.

    Keine zentrale Kontrolle in der Lugner City

    Eine Stempel-Variante kommt in der "Lugner City" nicht zum Einsatz, die Geschäfte sind hier selbst für die Kontrollen verantwortlich - wir berichteten. Mario, der einen Streetwear-Laden führt, würde sich eine zentrale Kontrolle wünschen. "Ich will die Kunden nicht maßregeln, sie sollen ein positives Kauferlebnis haben. Außerdem kann ich es auch nicht überprüfen, wenn mir jemand etwas Gefälschtes abgibt", sagt er, ergänzt aber: "Die grundsätzliche Problematik verstehe ich aber natürlich!"

    Wie auch auf den Wiener Einkaufsstraßen sorgen bei den großen Ketten in der "Lugner City" Securities für die Kontrollen, die Schlangen sind überschaubar, die Stimmung ruhig. Ob das auch am Wochenende so sein wird, wird sich zeigen…

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