Drogencheck
22.000 Joints, 4.000 Lines Koks – so "high" ist Graz
Laut Abwasser-Monitoring führen Alkohol und Nikotin das Suchtmittel-Ranking in der Steiermark an. Auch der Konsum von Koks und Cannabis steigt.
Früher als Droge der Grazer Schickeria bekannt, heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Kokain feiert in der Steiermark ein fragwürdiges Comeback!
Zuletzt sorgte ein pensionierter Grazer Manager wegen des Stoffs für Schlagzeilen. Wie "Heute" berichtete, wurde er in Mexiko mit großen Mengen des weißen Pulvers erwischt und sitzt nun dort in Haft. Laut Erich Schnedl, im Landeskriminalamt der Chef der Ermittler gegen Suchtgiftkriminalität, ist Kokain nicht mehr nur die Droge der Reichen, "sondern in der Mitte der Gesellschaft angekommen". Früher sei es in geschlossenen Zirkeln der "Oberen Zehntausend" weitergegeben worden, heute sei es auch am Straßenmarkt zu haben.
Preise machen Drogen attraktiv
Kokain taucht auch beim Drogen-Check-Service der Stadt Graz auf, wo man Substanzen vertraulich auf ihre Gefährlichkeit prüfen lassen kann. "Deshalb wissen wir, dass Kokain heute hochpotent ist, mit Reinheitsgraden bis 90 Prozent", erzählt Ulf Zeder, Grazer Suchtkoordinator.
Für ein Gramm muss man rund 70 Euro hinlegen, bei Cannabis einen Zehner. Auch das mache Drogen attraktiv: "Während alles teurer geworden ist, sind die Preise für Drogen stabil geblieben, deren Konsum ist in Relation also billiger."
Konsum fast verdreifacht
Das österreichweite Abwasser-Monitoring der Med-Uni Innsbruck belegt, dass sich der Trend zum Koksen verstärkt, auch in den vier steirischen Regionen um die Kläranlagen bei Graz, Knittelfeld, Kapfenberg und Wildon. Bei den legalen Drogen führen Alkohol und Tabak im Ranking.
Bei den illegalen Substanzen ist Cannabis zur veritablen Größe geworden, gefolgt von Kokain. Dem Innenministerium zufolge ist Koks eine "Leitdroge", auf die man mehr als 20 Prozent der Erstbehandlungen stoße. In Graz habe sich der Koks-Konsum in den letzten fünf Jahren fast verdreifacht.
Grazer "verkiffen" 22.000 Joints pro Tag
Im europaweiten Vergleich liegt Österreich, was den Alkoholkonsum angeht, im Spitzenfeld. Im Raum Graz trinkt - nach hochgerechneten Zahlen des Abwasser-Monitorings – jeder täglich ein kleines Bier, raucht drei Zigaretten, rund 0,07 Joints und schnupft 0,01 Lines Kokain.
Multipliziert man diesen Konsum mit der Einwohnerzahl im Grazer Einzugsgebiet des Klärwerks kifft Graz jeden Tag 22.000 Joints und schnupft 4.000 Lines Kokain.
Drogenmissbrauch ist kein Großstadt-Thema
Auch in anderen steirischen Regionen sind illegale Substanzen durchaus messbar. Kapfenberg beispielsweise hat bei Amphetamin (Speed) die Nase im Pro-Kopf-Vergleich vorne. Im Raum Wildon geht es ruhiger zu. Knittelfeld gibt sich vergleichsweise mit einer besonderen Vorliebe für Alkohol und Zigaretten traditionell.
Laut Drogen-Ermittler Schnedl ist aber eine Veränderung erkennbar: "Früher ist man zum Dealer in die Stadt gefahren, jetzt kriegt man alles auch im letzten Winkel der Steiermark."
Kampf gegen Dealer
In Graz ist der Kampf gegen Drogen-Dealer für alle sichtbar: Es kommt immer wieder zu Razzien in den Schutzzonen Volksgarten und Metahofpark, die zum Schutz der Minderjährigen verordnet sind. So ist es der Polizei möglich, Händler, denen sie strafrechtlich nicht beikommt, wegzuweisen und bei der nächsten Sichtung per Geldstrafe zu sanktionieren.
Das Problem für die Beamten ist, dass die Dealer zwar vorübergehend das Weite suchen, ihr Geschäft aber in dunklere Ecken der Stadt verlegen.
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Auf den Punkt gebracht
- In der Steiermark steigt der Konsum von Kokain und Cannabis, wobei Kokain nicht mehr nur eine Droge der Reichen ist, sondern in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
- Laut Abwasser-Monitoring hat sich der Kokainkonsum in Graz in den letzten fünf Jahren fast verdreifacht, während Alkohol und Tabak weiterhin die führenden Suchtmittel bleiben.