Welt
21.000 Tote: Heeres-Oberst schockt mit Türkei-Wahrheit
Nach wie vor ist die Situation im türkisch-syrischen Grenzgebiet dramatisch. Das schwere Beben hat seine Spuren hinterlassen – die Opferzahl steigt.
Vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben ist die Lage in der Türkei und Syrien kritisch. Die Opferzahl steigt weiter an – mittlerweile liegt sie bei über 21.000 –, die Chance, verschüttete Personen lebend zu finden, sinkt mit jeder Minute. Dennoch gibt es die "kleinen Wunder", bei denen Einsatzkräfte nach Tagen noch Überlebende retten, wie etwa in der Provinz Kahramanmaras, wo nach 92 Stunden eine Mutter und ihre Tochter gerettet wurden.
Bundesheer rettete neun Menschen
Auch das österreichische Bundesheer ist Teil der Rettungskräfte vor Ort, 80 Soldaten einer Spezialeinheit helfen im Katastrophengebiet aus. Wie Oberstleutnant Pierre Kugelweis in einem Interview mit dem "Ö1-Morgenjournal" berichtete, habe er und sein Team neun Menschen das Leben gerettet. "Trotz der schrecklichen Umstände hier ist es ein sehr schönes Gefühl und es wichtig, dass das Bundesheer hier hilft", sagte er. So sei es gestern um 19 Uhr österreichische Zeit gelungen, einen Mann aus einem verschüttetem Hohlraum zu retten. Nur wenige Stunden später, bei minus 7 Grad Celsius, habe man zudem eine Familie aus einem Verbindungsraum gerettet, beschrieb Kugelweis die Einsätze.
"Erfolg tröstet uns"
Derartige Ausnahmesituationen lassen niemanden kalt, dennoch sei das Bundesheer "sehr gut" auf solche Einsätze vorbereitet, schilderte der Heeres-Oberst. Es lasse sich aber nicht alles simulieren, man habe für besondere Härtefälle einen Militärpsychologen, der die Einsatzkräfte vor, während und nach dem Einsatz begleite. Mit ihm werde laut Kugelweis auch jeder Einsatztag abgesprochen, um sicherzustellen, dass es allen gut geht.
"Wir setzen unsere ganzen Kräfte in die Rettung, auch wenn wir sehen, wie viel Leid rundherum ist. Uns tröstet letztendlich der Erfolg und da sind wir sehr stolz darauf, dass wir bisher neun Menschen retten konnten", so Kugelweis.
"Es gibt noch Wunder"
Die Größe der Katastrophe sei die größte Herausforderung für den Oberst und sein Team. Es wurden hunderttausende Häuser zerstört, deshalb müsse man einen großen Sektor absuchen. Dennoch werde man in den nächsten Tagen die Suche fortführen – "es gibt noch Wunder", zeigte sich Kugelweis optimistisch. Trotz der Hilfe von lokalen und internationalen Hilfsorganisationen ist die Lage im Grenzgebiet nach wie vor schwierig: In der gesamten Region gebe es laut Heeres-Oberst keinen Strom, das Benzin werde knapp. Außerhalb der Region gebe es daher riesige Warteschlagen vor den Tankstellen, berichtete er.