Notstand droht

200.000 Pfleger fehlen der nächsten Generation

In den kommenden Jahren explodiert die Zahl der Pflegefälle. Die Zahl der Betreuer sinkt gleichzeitig dramatisch.

Newsdesk Heute
200.000 Pfleger fehlen der nächsten Generation
40.000 Österreicher sind derzeit auf 24-Stunden-Pflege angewiesen.
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Düstere Zukunft. Wer nicht mehr für sich selbst sorgen kann und auf 24-Stunden-Pflege angewiesen ist, hat schon jetzt hart zu kämpfen, um angemessene Betreuung zu bekommen. Es wird künftig noch viel schlimmer.

Seit Jahrzehnten wird von der Pflege-Krise gesprochen, immer öfter von einem Pflege-Notstand. Im Jahr 2007 waren noch 80.000 24-Stunden-Pflegerinnen in Österreich im Dienst. Diese Zeiten – obwohl schon damals kritisiert – könnte man jetzt als die "Goldenen Zeiten" bezeichnen. Aktuell sind es nur mehr 60.000 Pflegerinnen (24 Stunden), die sich um 40.000 "Kunden" kümmern.

Schon jetzt viel zu wenig Personal

Das große Problem: Unsere Gesellschaft wird immer älter, mehr und mehr Menschen brauchen Nonstop-Betreuung. "Ansuchen werden schon jetzt von Agenturen abgewiesen", sagt Bibiána Kudziová zu "Heute", sie ist selbst Personenbetreuerin und Vertreterin dieses Berufs in der Wirtschaftskammer Wien.

Eine genaue Zahl, wie viele Betreuer gerade fehlen, lässt sich in Österreich nicht eruieren. Erklärung: Es sind Privatpersonen, die Pfleger suchen, das wird nicht zentral angemeldet, heißt es aus dem Sozialministerium zu "Heute". Dennoch, bis zu 800 Euro Förderung erhält man für die Pflege. Die Statistik des Ministeriums zeigt, wie stark alleine diese Zahlen steigen: "Der Gesamt-Förderungsaufwand ist von rund 156 Mio. Euro im Jahr 2022 auf rund 193 Mio. Euro im Jahr 2023 gestiegen. Für das Jahr 2024 wird von einem Gesamtaufwand von rund 226 Mio. Euro ausgegangen."

Pflegerinnen wandern aus - woanders bekommen sie mehr Geld

Verschärfend: Immer mehr Pflegerinnen hören mit diesem harten Job auf. Laut dem "Österreichischen Arbeitsklimaindex" sagen 65 % im Pflegesektor, sie werden den Beruf nicht bis zur Pension ausüben. 15 % sagen ganz konkret, sie werden den Beruf schon bald wechseln.

"Die Teuerung wirkt sich jetzt extrem bei uns aus, wir sind alle selbstständige Ein-Personen-Unternehmen (EPU)", sagt Kudziová. Ihr Arbeitsalltag: "Acht Stunden Arbeit, 12 Stunden Bereitschaft. Dafür bekommen wir brutto 100 Euro pro Tag." Oft können sich ihre Kunden keine Lohnerhöhung von fünf Euro pro Tag leisten, erklärt sie. Die Konsequenz: "Immer mehr Pflegerinnen wandern aus. Sie gehen in die Schweiz, nach Deutschland oder Dänemark – dort werden sie besser bezahlt."

Droht uns ein Kollaps?

Werden nicht bald starke Maßnahmen vorgenommen, steht das System irgendwann vor dem Kollaps. Die Personalbedarfsprognose von Gesundheit Österreich zeigt: Bis zum Jahr 2050 – also innerhalb einer Generation – fehlen in Österreich knapp 200.000 Pfleger!

Die Prognose (sie wurde im Vorjahr erstellt) bezieht sich auf die Nachfrage von Pflegern in Akutkrankenhäusern (inklusive Reha-Einrichtungen) sowie in der stationären, teilstationären und mobilen Langzeitpflege. Insgesamt ergibt sich bis 2030 ein Mehrbedarf von rund 51.000 Personen, bis 2040 von 120.000 Personen und bis 2050 von 196.500 Personen.

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