Österreich-News
20 Jahre Praxis, aber Wienerin soll um 1.200 € arbeiten
Wienerin C. hat durch die Pandemie ihre Arbeit verloren, seit zwei Jahren sucht die 49-Jährige nun schon nach einer neuen Stelle. Bisher ohne Erfolg.
Sie hat ein Hotel in Lech (Vorarlberg) geleitet, hatte zehn Jahre lang ein eigenes Busunternehmen und war als Industriekauffrau tätig. Dann kam 2020 und die Pandemie stellte das Leben von Wienerin C. auf den Kopf. Die 49-Jährige stand plötzlich ohne Job da. "Die Tätigkeit hat mir total gut gefallen, aber die Firma musste leider zusperren", erzählt die Vierfach-Mutter im Gespräch mit "Heute".
„"Meist scheitert es aber daran, dass ich mit 49 Jahren zu alt und zu teuer für die Jobs bin. Oder ich bekomme nicht einmal eine Antwort."“
Derzeit ist C. im Zuge des AMS-Trainingsprogramms im Lager eines Volkshilfe Shops in Wien tätig. Wöchentlich verschickt die Mutter "mindestens vier Bewerbungen. Meist scheitert es aber daran, dass ich mit 49 Jahren zu alt und zu teuer für die Jobs bin. Oder ich bekomme nicht einmal eine Antwort."
Dass es sich bei C. um keinen Einzelfall handelt, bestätigt Andreas Neustifter, Betreuer bei der Volkshilfe Wien. "Die Arbeitgeber müssten kooperativer sein und sich die Lebensläufe auch zu Herzen nehmen. Es gibt nichts frustrierenderes für unsere Berwerber:innen, wie wenn sie ihren Lebenslauf abschicken und es kommt nichts zurück."
20 Jahre Praxis, 1.200 Euro Gehalt
Ohne ihren Partner könnte sich Wienerin C. das tägliche Leben nicht mehr leisten. "Ich bin froh, dass meine Kinder bereits selbstständig sind", erzählt sie. Die Enttäuschung über die fehlenden Jobangebote trifft sich jedoch hart. "Verdienen soll ich wie eine 20-jährige Schulabgängerin, aber gleichzeitig 20 Jahre Erfahrung mitbringen. Mit einem Nettogehalt von 1.200 Euro geht sich das Leben heutzutage nicht mehr aus."
Gerne würde C. als Rezeptionistin arbeiten oder im Sozialbereich tätig sein. "Mir liegen Menschen sehr am Herzen. In einer Reha-Klinik als Administration zu arbeiten wäre mein Traumjob. Ich habe mich in dem Bereich schon auf eine Stelle beworben, aber leider noch keine Antwort bekommen", erzählt die Arbeitssuchende.
"Wir haben viele Leute, die wirklich arm sind…"
Die derzeitigen Teuerungen treffen auch die Wienerin besonders hart. "Urlaube oder essen gehen könnte ich mir alleine nicht leisten. Und es ist auch der Einkauf im Supermarkt viel teurer geworden. Ich kaufe nur eine Kleinigkeit und bin schon 30 Euro los. Das ärgert mich dann schon."
Bei der Volkshilfe ist das Thema Teuerungen bereits längst angekommen. "In den letzten Monaten ist es immer schwieriger geworden. Jetzt kommt noch die Teuerung dazu. Das betrifft natürlich nicht nur Langzeitarbeitslose. Aber wir haben viele Leute, die wirklich arm sind und die trifft es jetzt noch härter. Wenn sie überhaupt ein Jobangebot bekommen, ist die Bezahlung so niedrig, dass es sehr schwer ist, die Leute wo unterzubringen", erzählt Neustifter.
Jetzt weiterlesen: Wiener droht wegen Streit mit Minijob-Chef AMS-Sperre