Welt
20 Jahre Haft – US-Journalist in Russland festgenommen
Der US-Journalist Ewan Gerschkowitsch wurde in Russland festgenommen. Jetzt drohen ihm wegen angeblicher Spionage bis zu 20 Jahren Haft.
Ein Reporter des "Wall Street Journal" ist nach russischen Angaben in Jekatarinburg wegen Spionage-Verdachts festgenommen worden, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax den russischen Inlandsgeheimdienst FSB.
Gerschkowitsch berichtete als Korrespondent im Moskauer Büro des "Wall Street Journal" über den Krieg. Er ist vom russischen Außenministerium akkreditiert, um als Journalist zu arbeiten. Sein letzter Bericht, der Anfang dieser Woche veröffentlicht wurde, handelte von der Verlangsamung der russischen Wirtschaft durch die westlichen Sanktionen.
"Das Wall Street Journal ist tief besorgt um die Sicherheit von Herrn Gershkovich", so die Zeitung in einer Erklärung.
"Es wurde festgestellt, dass Ewan Gerschkowitsch auf Anweisung von amerikanischer Seite Informationen über die Aktivitäten eines der Unternehmen des russischen militärisch-industriellen Komplexes sammelte, die ein Staatsgeheimnis darstellen. Beim Versuch, an geheime Informationen zu gelangen, wurde ein Ausländer in Jekaterinburg festgenommen", heißt es in der Begründung des FSB.
Wann die Festnahme genau stattfand, ist unklar. Dem Journalisten drohen jetzt allerdings bis zu 20 Jahre Straflager.
+ Update vom 30.03. 14:20 Uhr
Der stellvertretende russische Außenminister sagte am Donnerstag, es sei zu früh, um einen möglichen Austausch mit Washington zu erörtern. "So eine Frage würde ich jetzt nicht stellen", wurde Sergej Rjabkow von russischen Nachrichtenagenturen zitiert. "Einige Austausche, die in der Vergangenheit stattgefunden haben, waren für Menschen, die ihre Strafe bereits verbüßt hatten."
+ Update vom 30.03. 15:10 Uhr
Ein Moskauer Gericht hat am Donnerstag angeordnet, den US-Journalisten Evan Gershkovich wegen des Verdachts der Spionage für zwei Monate in Haft zu nehmen. Dem "Wall Street Journal"-Journalist wurde "für einen Zeitraum von einem Monat und 29 Tagen, also bis zum 29. Mai 2023 in Haft genommen", so das Moskauer Bezirksgericht Lefortovsky in einer Erklärung.
Seit 2012 gilt in Russland das Gesetz über ausländische Agenten. Jeder, der Geld aus dem Ausland bezieht, kann darunter fallen. Betroffen sind vor allem Nichtregierungsorganisationen (NGO) und internationale Medien. Dieses Gesetz soll eine objektive und russlandkritische Berichterstattung verhindern.
Jetzt lesen: Gefahr für Handys – neues Riesen-Loch in der Sonne