Wien

19-Jährige wegen Buch in der U3 attackiert 

Wirbel um einen Vorfall in Wien: Nach einer Attacke auf sie wandte sich eine 19-Jährige an die Polizei. Dort wurde sie allerdings abgewimmelt.

Rene Findenig
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Als die Studentin der Polizei einen Angriff in der U3 schilderte, wurde sie abgewimmelt.
Als die Studentin der Polizei einen Angriff in der U3 schilderte, wurde sie abgewimmelt.
EIZINGER Alexandra / WirtschaftsBlatt / picturedesk.com

Eva Wieser aus Kärnten lebt seit kurzer Zeit in Wien. Die 19-Jährige studiert in der Bundeshauptstadt Judaistik – und berichtet nun von einem Vorfall, der mächtig Staub aufwirbelt. Am 17. Mai saß sie in einem Zug der U-Bahn-Linie U3 und las dabei ein Buch mit dem Titel "The Jews in the Modern World". "Auf einmal merke ich, wie drei Männer aufstehen und dann hab ich plötzlich gemerkt, wie mich einer an den Haaren gezogen hat", so die 19-Jährige im Ö1-"Morgenjournal".

Dabei sei es nicht geblieben, die Studentin sei zudem massiv beleidigt worden, unter anderem als "Judenschlampe" und "Kindsmörderin". Sie habe sich geschockt losreißen und aus der Station Stephansplatz flüchten können, so Wieser. Auf der Kärntner Straße wandte sich die 19-Jährige dann an zwei Polizisten und schilderte den Vorfall. Aber: Diese reagierten kaum. "Die erste Frage war, warum ich so ein Buch jetzt in dieser Konfliktsituation lesen muss. Ob es mir nicht klar ist, dass das provozieren muss", so die Studentin.

19-Jährige solle Angriff "am besten vergessen"

Außerdem sei sie von einem Beamten gefragt worden, ob sie eine Jüdin sei, heißt es im Bericht. Auf ihr "Nein" habe es dann geheißen, dass es sich nicht um Antisemitismus handle und dass sie auch auf einer Polizeistation dasselbe hören werde. Was die Studentin zudem schockiert: Eingegriffen wurde nicht. Obwohl die Öffis mit Kameras ausgestattet sind, hätten sich die Polizisten darauf berufen, dass die Täter sehr schwer ausfindig zu machen seien und sie das "am besten vergessen" solle.

Da der Vorfall sie auch noch einige Tage später beschäftigte, habe sie sich selbst an die Wiener Linien gewandt – dort werden allerdings Videoaufzeichnungen nur 72 Stunden gespeichert. Der Vorfall lässt nun laut Ö1 auch bei dem Bildungsexperten Daniel Landau alle Alarmglocken schrillen. Er erarbeitet im Auftrag der Regierung eine Antisemitismus-Schulung für die Polizei. Dem Opfer vorzuwerfen, die Tat ausgelöst zu haben, dürfe nicht passieren. Ernst nehme man derartige Beschwerden, der Vorfall werde untersucht, sagen indes laut Ö1 das Innenministerium und die Landespolizeidirektion.

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    ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com