Wien
151 statt 61 Mio Euro – Wien stockt Wohnbeihilfe auf
Vier Mieterhöhungen in 15 Monaten – jetzt reagiert die Stadt: Die Wohnbeihilfe wird um 90 Mio. Euro aufgestockt, es gibt mehr Geld für mehr Bezieher.
Noch heuer wird die Wohnbeihilfe NEU im Landtag beschlossen. Dabei werden nicht nur die finanziellen Mittel von bisher rund 61.5 Millionen Euro auf 151,5 Millionen Euro aufgestockt. Durch die Anpassung der Höchsteinkommensgrenze sollen auch mehr Menschen als bisher eine Wohnbeihilfe beziehen können. Gleichzeitig werden die individuell zur Verfügung stehenden Leistungen durch ein neues Berechnungsmodell erheblich angehoben. Heißt: Die Höhe der Beihilfe steigt.
Ein dringend notwendiger Schritt. Denn mit 1. August stiegen erneut viele Mieten. Es handelt sich dabei um die bereits vierte Mieterhöhung innerhalb von nur 15 Monaten. Zusätzlich zu den hohen Energiepreisen und der allgemeinen Teuerung belastet vor allem das Wohnen die Geldbörsen der Wiener extrem.
Mehr Anspruchsberechtigte, Anpassung der Haushaltseinkommensgrenzen
Eine grundlegende Änderung ist die Gleichstellung aller Wohnungen, unabhängig davon, ob sie sich in einem geförderten oder privaten Wohnhaus befinden. Bei der Berechnung wird zukünftig darüber hinaus die Bruttomiete statt der Nettomiete berücksichtigt, wodurch der Leistungsanspruch steigt, heißt es am Donnerstag von der Stadt Wien.
Auch die organisatorische Abwicklung werde deutlich erleichtert: Neben einer Weiterentwicklung der Möglichkeit zur Online-Vorberechnung des Wohnbeihilfe-Anspruchs soll zukünftig eine neue IT-Lösung (NOWUS) eine schnellere und effizientere Bearbeitung der Anträge durch die Sachbearbeiter ermöglichen. Gekoppelt ist dieses Service-Paket an eine Aufstockung und Umstrukturierung der Mitarbeiter innerhalb der Wohnbeihilfestelle der MA 50.
Änderungen bei Wohnfläche, Personenanzahl und Haushaltseinkommen
Schon bisher ist der Anspruch auf Wohnbeihilfe davon abhängig, auf welcher Wohnfläche, wie viele Personen, bei welchem Haushaltseinkommen leben.
➤ Der maximale anrechenbare Wohnungsaufwand pro Quadratmeter beträgt im neuen Modell aktuell 8,67 Euro/m2 und übersteigt damit den bisherigen, an den Richtwert gekoppelten Aufwand von 6,67 Euro/m2 um 2 Euro pro m2. "Diese höhere Leistung begründet sich dadurch, dass im neuen System die Betriebskosten mit 2 Euro miteingerechnet werden, sodass durch die Einführung der Bruttomiete als Berechnungsgrundlage die Leistung für die Bezieher effektiv steigt", informiert das Büro der Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ).
➤ Darüber hinaus wird bei der Berechnung der Wohnungsgröße nunmehr 60 statt bisher 50 m2 als Mindestmaß herangezogen, wodurch Personen die in kleineren Wohnungen wohnen, zukünftig nicht mehr benachteiligt sind, sondern relativ mehr Leistungen beziehen.
➤Der Nachweis eines Mindesteinkommens der letzten 10 Jahre entfällt zukünftig. Darüber hinaus werden Sonderzahlungen, wie das 13. und 14. Gehalt, zukünftig nicht miteinberechnet.
➤Das monatliche Höchsthaushaltseinkommen wurde deutlich angehoben. Bei Kindern bzw. zusätzlichen Personen im Haushalt erhöht sich das höchstzulässige Haushaltseinkommen entsprechend. Die Mindesthaushaltseinkommensgrenze orientiert sich an den Mindeststandards des Wiener Mindestsicherungsgesetzes (WMS-Richtsätze).
➤Eine jährliche Valorisierung der Beträge an Hand der Entwicklung des Richtwertes ist nunmehr vorgesehen.
Stadt liefert Rechenbeispiel
Eine allerziehende Mutter eines Kindes wohnt in einer 75 qm Wohnung und verdient 1700 Euro im Monat. Sie erhält zukünftig, ausgehend von einem Wohnungsaufwand (vorgeschriebene Bruttomiete) von 650 Euro, eine Wohnbeihilfe in der Höhe von 337 Euro pro Monat. Durch die gestiegene Wohnbeihilfe reduziert sich die Wohnkostenbelastung im Verhältnis zum Monatseinkommen dadurch auf 32 Prozent.
Gaál fordert "echten Mietpreisdeckel"
"Durch die Wohnbeihilfe NEU beweist Wien einmal mehr, dass es sehr wohl möglich ist, strukturell zu helfen, ohne einzelne Bevölkerungsgruppen zu benachteiligen. Als Stadt Wien tragen wir Verantwortung für die soziale Absicherung aller Wienerinnen und Wiener", so Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ). Sie fordert weiters einen "echten Mietpreisdeckel für alle Mieterinnen und Mieter sowie eine strukturelle Reform des Mietrechtsgesetzes.“
NEOS-Wien Wohnbausprecherin Selma Arapovic betont: „Die Wohnbeihilfe ist Teil des Auffangnetzes, das Betroffene vor Armut und sozialer Ausgrenzung schützt. Sie ist eine zielgerichtete und treffsichere Unterstützung für Menschen, die sich, auf Grund der herausfordernden wirtschaftlichen Situation oder persönlicher Umstände einen angemessenen Wohnraum trotz aller Bemühungen nicht mehr leisten können.