Archäologische Sternstunde

150 Skelette in Simmering – Es waren junge Römer

Stolzer Fund! Die Entdeckung eines frührömischen Massengrabes ist ein in Europa einzigartiger Fund und führt zu den ersten Tagen der Stadt Wien.
Wien Heute
02.04.2025, 15:59

Nun wurde möglicherweise ein Schlüssel zur Gründungsgeschichte Wiens gefunden! Die Forscher hielten den Atem an, denn in Simmering kam es zu einem Sensationsfund aus der Römerzeit! Rund 150 Körper wurden in dem frührömischen Massengrab bestattet – womöglich sind das die ersten Wiener! In Europa ist das ein einzigartiger Fund!

Zu der sensationellen Entdeckung kam es im Zuge der Sanierung des Sportplatzes (Ostbahn-XI-Platz) in Simmering Hasenleitengasse 49 durch die MA 51. Schon im Oktober des Vorjahres war die Baufirma auf eine große Ansammlung menschlicher Überreste gestoßen. Damals noch mit vielen Fragen. Es folgten wissenschaftliche Untersuchungen. Unter der Leitung der Stadtarchäologie Wien in Zusammenarbeit mit dem archäologischen Dienstleister Novetus GmbH wurden nun am Mittwoch, 2. April, im Wien Museum erste Forschungsergebnisse und Hypothesen präsentiert.

Es folgen weitere, vertiefende Untersuchungen: "In weiterer Folge werden im Rahmen eines internationalen, fachübergreifenden Forschungsprojektes weitere Untersuchungen zu den menschlichen Skelettresten und den Fundgegenständen durchgeführt werden. Besonders DNA- und Isotopenanalysen", so Michaela Kronberger, Kuratorin des Wien Museums.

"Auf römische Spuren zu treffen, darauf ist man in Wien stets gefasst, sobald man Pflaster oder Erdreich öffnet: schließlich legte Vindobona den Grundstein unserer Stadt. (...) Eine wahre Sensation ist in dieser Hinsicht der Fund eines römischen Massengrabs in Simmering. Dieses einzigartige Zeugnis (...) verdeutlicht einmal mehr, wie sinnvoll Ausstellen, Bewahren und Forschen in öffentlichen Museen ineinandergreifen," freut sich Veronica Kaup-Hasler (SP), Wiens amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft.

Äußerst kostbarer Fund in Wien

Dass man Skelette aus dieser Zeit findet, passiert höchst selten. Denn die Römer praktizierten hier bis ins 3. Jahrhundert nach Christus die Feuerbestattung. Dazu erklärt Kristina Adler-Wölfl, Leiterin der Stadtarchäologie: "Da zu der Zeit um 100 nach Christus in den europäischen Teilen des Römischen Reiches Feuerbestattungen üblich waren, stellen Körperbestattungen eine absolute Ausnahme dar. Funde von römischen Skeletten aus dieser Zeit sind daher äußerst selten".

Die meisten der entdeckten Toten waren männlich, zwischen 20 und 30 Jahren jung, meist über 1,70 Meter groß, mit wenigen Hinweisen auf Infektionskrankheiten und einer auffallend guten Zahngesundheit. Als Todesursache konnten Verletzungen durch Waffen, wie Lanzen, Dolche, Schwerter und Geschoßbolzen festgestellt werden. Die zahlreichen unterschiedlichen Verletzungen deuten auf ein Kampfgeschehen hin. "Die Verletzungen an den Knochen sind eindeutig auf Kampfhandlungen zurückzuführen", bekräftigte Michaela Binder, leitende Anthropologin von Novetus GmbH.

Es wird vermutet, dass es sich um Belege eines katastrophalen Endes eines militärischen Einsatzes handelt. Darauf deuten im Grab gefundene Objekte, ein Dolch, mehrere Schuppen eines Schuppenpanzers, eine Wangenklappe eines Helms, Lanzenspitzen sowie Schuhnägel hin. Der Fund ist der erste direkte Nachweis eines Schlachtgeschehens am Donaulimes, das bisher nur über historische Quellen belegt werden konnte.

Endlich ein Beleg für Krieg in Wien

"Das Massengrab in Simmering ist der erste physische Beleg für Kampfhandlungen aus dieser Zeit, und weist auf die Lokalisierung einer Schlacht im Gebiet des heutigen Wiens hin. Das hier bezeugte Ereignis könnte somit ein Anlass für den Ausbau des vormals kleinen Militärstützpunkts zum Legionslager Vindobona – keine sieben Kilometer vom Fundort entfernt – gewesen sein. Womöglich eröffnet uns die Hasenleitengasse somit den Anfang der urbanen Geschichte Wiens", so Martin Mosser, Archäologe der Stadtarchäologie.

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